Morning Briefing Schwarzer Tag für Europa
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
der heutige Freitag ist ein schwarzer Tag in der Geschichte der Europäischen Union. Nach knapp 50 Jahren verlässt Großbritannien am Abend um Mitternacht die EU. Auch wenn sich bis Ende des Jahres im Alltag kaum etwas ändert und Großbritannien im Binnenmarkt und in der Zollunion bleibt, ist der Abschied schmerzhaft. Jetzt bleiben noch elf Monate, um auszuhandeln, wie es ab kommendem Jahr mit der britisch-europäischen Zusammenarbeit weitergeht. Nicht gerade viel Zeit für so komplexe Themen. Alles, was jetzt folgt, ist ein Experiment: Bei aller Enttäuschung über den Brexit kann man den britischen Nachbarn nur wünschen: Good luck, Great Britain!
Ifo-Chef Clemens Fuest erwartet, dass sich EU und Großbritannien auf ein tief greifendes Handelsabkommen verständigen. „Das Freihandelsabkommen ist kein Selbstläufer. Aber beide Seiten haben ein starkes Interesse daran, sich zu einigen“, sagte Fuest, der fünf Jahre an der Universität von Oxford unterrichtet hat, dem Handelsblatt. Der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill kommt einem in den Sinn: „Der Optimist sieht eine Gelegenheit in jeder Schwierigkeit. Der Pessimist sieht eine Schwierigkeit in jeder Gelegenheit.“

Die Deutsche Bank bleibt ein Problemfall der Deutschland AG. Das vergangene Jahr beendete das Frankfurter Geldhaus mit einem Verlust von 5,7 Milliarden Euro. Ein größeres Minus hat nur Amtsvorgänger John Cryan im Jahr 2015 mit 6,8 Milliarden Euro vorgelegt. Die Bank, die einmal zu den wertvollsten Finanzhäusern der Welt zählte, ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Da gibt es nichts zu beschönigen. Der teilweise Bonus-Verzicht, den Bank-Chef Christian Sewing und die übrigen Vorstände beschlossen haben, ist nur logisch, aber keine Heldentat. Zu Helden werden die Manager erst, wenn die Deutsche Bank international wieder wettbewerbsfähig ist. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
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Die gute Nachricht ist, dass die eingeschlagene Strategie der Deutschen Bank erste Früchte trägt. Die Kosten gehen zurück und die Geschäftsfelder werden profitabler. Die Märkte honorieren diese Fortschritte. Zum Börsenschluss lag die Aktie der Deutschen Bank mit gut vier Prozent im Plus. Offenbar kehrt so etwas wie Vertrauen in die Führung der Deutschen Bank zurück
Mietspiegel, Mietpreisbremse und Mieterschutzgesetze waren der Berliner Regierung nicht genug. Jetzt hat der rot-rot-grüne Senat auch noch einen Mietendeckel beschlossen, der die Mieten für mindestens fünf Jahre einfriert. Echte Phantompolitik, denn an dem eigentlichen Problem, dass es in Berlin schlicht zu wenig Wohnungen gibt, ändert der neue Eingriff in den Berliner Immobilienmarkt nichts. Im Gegenteil: Der Mietendeckel wird dazu führen, dass sich Investoren aus Berlin zurückziehen. Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.
Patrick Adenauer, Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers und Kölner Immobilienunternehmer erklärt in der Printausgabe des Handelsblatts, warum am Wohnungsmarkt Privatinvestoren gebraucht werden, wieso er den Berliner Mietendeckel für kontraproduktiv hält und weshalb er sein privates Vermögen gern in den USA investiert. Sein Kernsatz: „Der Staat ist nicht der bessere Bauherr.“ Die Wirklichkeit bestätigt Adenauers These.

Volkswagen ist der größte Autokonzern der Welt. Trotz nachlassender Konjunktur und anhaltender Handelskonflikte lieferte der Wolfsburger Konzern 2019 knapp elf Millionen Autos aus. Doch Größe ist in diesen disruptiven, technologischen Zeiten kein Erfolgsgarant. An der Börse wird der Konkurrent Tesla bereits höher bewertet als das viel mächtigere VW-Reich. Die aktuelle Titelgeschichte „Das Duell“ beschreibt den Machtkampf zwischen den beiden Marken um die Mobilität der Zukunft.
Noch ist nicht ausgemacht, wie der Zweikampf ausgeht. VW-Chef Herbert Diess will seine Traditionsfirma zu einem Digitalkonzern nach dem Vorbild von Tesla machen. Doch die Defizite in der Schlüsseltechnologie des Wandels, der Software, sind enorm. An guten Ideen für die Transformation mangelt es dem VW-Chef nicht. Möglicherweise scheitert er aber am Faktor Zeit.
Und dann ist da noch das Coronavirus, an dem bisher 170 Menschen in China gestorben sind. Angesichts der weltweit fortschreitenden Verbreitung des Erregers hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Gestrichene Flüge, geschlossene Fabriken – die Folgen des Virus werden immer deutlicher und die Gegenmaßnahmen immer intensiver. Und das ist gut so. Im Kampf gegen diese Pandemie gilt die Erkenntnis von William Shakespeare: „Der bessere Teil der Tapferkeit ist die Vorsicht.“
Ich wünsche Ihnen ein stressfreies Wochenende.
Herzliche Grüße Ihr
Sven Afhüppe
Chefredakteur
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