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Morning Briefing Sonntags-Showdown der Unionsspitze

09.04.2021 - 06:08 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

am Wochenende nach Ostern werden naturgemäß jene Schokoladenhasen „geschlachtet“, die vom Fest übrig geblieben sind. Mancher politisch Interessierte wird dabei an die CDU/CSU denken, deren Bundestagsfraktion am Sonntag auf einer Klausur darüber reden und richten will, wer denn nun Kanzlerkandidat werden soll.

CDU-Chef Armin Laschet hat das Lavieren rund um den „Brücken-Lockdown“ intern Standing gekostet, bei den Funktionären hat er nun eher eine Mehrheit als unter den Abgeordneten. CSU-Chef Markus Söder wiederum tut nichts anderes, als auf seine guten Umfragewerte zu verweisen und auf sein nachgerade gutes Verhältnis zu Angela Merkel, die am Sonntag auch präsent sein wird. „Die Union muss sexy und solide zugleich sein“, dekretiert er im „Spiegel“. Söders stetes Streben zur Besserwisserei und zum Einzelkämpfertum hat ihn jedoch bei den CDU-Ministerpräsidenten nicht gerade beliebter gemacht.

Quelle: AP
Kanzlerin Angela Merkel will neue Maßnahmen in der Coronakrise durchsetzen. Dazu könnte auch eine Testpflicht in Unternehmen gehören.
(Foto: AP)

Ob die obligatorische Bund-Länder-Konferenz wirklich wie geplant am Montag ablaufen wird, ist noch höchst unsicher. Dem unaufhörlichen Drängen der Kanzlerin auf einen kurzen, harten Lockdown steht eine Reihe von Ministerpräsidenten entgegen, die lieber kontrolliert lockern wollen – mit Tests und Impfen. Die SPD ist genervt von dem wilden Stepptanz des Unionisten-Triumvirats Laschet-Söder-Merkel. Es lägen ja nur Wortmeldungen und keine konkreten Konzepte vor. Aus der Fraktion heißt es: „Wir können nicht weitgehende Maßnahmen wie Ausgangssperren verhängen, wenn wir nicht mal die zur Verfügung stehenden Mittel wie eine Testpflicht für Unternehmen vorher beschließen.“

Das sieht Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Familienunternehmer-Verbands, ganz anders. Eine allgemeine Testpflicht für Firmen sei „angesichts enormer freiwilliger Anstrengungen“ überflüssig.

Frankreich hat seine „Enarchen“ heiß geliebt: all jene, die die Elitehochschule École Nationale d‘Administration (ENA) absolviert haben. Zu dieser Gilde gehören die einstigen Präsidenten Valery Giscard d‘Estaing, Jacques Chirac, François Hollande und natürlich auch Emmanuel Macron. Doch nun löst der amtierende Politiker die Kaderschmiede auf, wo sich vor allem Kinder aus gut situierten Haushalten eingefunden haben. Für die „Financial Times“ muten solche Verbindungen fast inzestuös an. Auch die „Gelbwesten“-Bewegung hat die Schule wegen der erfolgreichen Elitenbildung irritiert. Man blieb unter sich, aber nicht allein in jener Zuchtanstalt namens ENA, die es jetzt nur noch als Legende gibt.

In Zeiten, die wie das Pleistozän der digitalen Neuzeit wirken, gab es tatsächlich seltsame Statussymbole. Sie hießen „Hon Circle“, „Senator“ oder „Frequent Traveller“ und waren die Totemzeichen der Erfolgreichen. Sieger fuhren mit Chauffeur vor dem startbereiten Flieger vor. Corona hat diese Welt nachhaltig verändert. Die Lufthansa rechnet damit, dass jeder Fünfte aus der alten Stammklientel der Geschäftsreisenden nach Ende der Pandemie nicht zurückkehren wird in den Miles-and-More-Kosmos. Das beschreiben wir in unserem großen Wochenendreport.

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Passé die Zeit, als „Hons“ in der First-Class-Lounge unter 130 Whiskysorten wählen oder ein Wannenbad genießen konnten. Jetzt ist der Luxus-Ort verwaist, und es klingt wie Beschwörung, wenn Lufthansa-Chef Carsten Spohr versichert, man werde die Premium-Angebote wieder hochfahren. Doch die Leute, auf die er wartet, tagen heute mit Zoom, Teams oder Webex.

Da ist es vielleicht eine Art von selbsterfüllendem Zweckoptimismus, wenn Lufthansa-Vorständin Christina Foerster eine wachsende „Zoom-Müdigkeit“ entdeckt. Im Handelsblatt-Interview sagt die 49-jährige Managerin über...

  • ihre wichtigste Kundschaft: „Unsere Vielflieger sind uns wichtig. Und wir möchten sie auch künftig dabei unterstützen, dass sie Vielflieger bleiben. Unsere Hons sind eben stolz darauf, dass sie sich diesen Status erflogen und nicht erkauft haben.“
  • die Zukunft: „Die Menschen werden stärker reflektieren, ob sie eine Reise machen oder nicht. Reisen, um Verträge zu besiegeln, werden weiter stattfinden.“
  • die Ausstattung: „Es wird verschiedene Sitztypen der neuen Generation der Business-Class geben, etwa für Passagiere, die arbeiten, oder solche, die sich eher unterhalten wollen.“

Das alles klingt verheißungsvoll, ändert aber nichts daran, dass auch die Lufthansa die Business-Class verkleinert, weil die Flugscham mancher Gäste durch das Flugsparen der Controller ergänzt wird.

Schon im Jahr 2040 soll ganz Deutschland klimaneutral sein, verkünden drei junge Mitglieder von CDU und CSUund haben einen Verein namens „Klimaunion“ ersonnen. Am heutigen Freitag wollen die Initiatoren den Startschuss ertönen lassen: Philipp Schröder, einst Deutschlandchef von Tesla, Greenpeace-Aktivist Heinrich Strößenreuther sowie Wiebke Winter, mit 25 jüngstes Mitglied im CDU-Bundesvorstand. Man fordert ein „umfassendes Klimagesetz“, das die bisherigen Tippelschritte des Schwarz-Rot-Kabinetts Merkel III möglichst bald vergessen lassen soll. Winters warme Werbeworte: „Lieber Wind vom Deich, als Öl vom Scheich.“

Mein Kulturtipp zum Wochenende: „Bagdad nach dem Sturm“, im Original „Baghdad Central“. Die sechsteilige Serie ist in der Mediathek des deutsch-französischen Senders Arte zu sehen. Im Free TV laufen die Folgen vier bis sechs am nächsten Donnerstagabend. Zu erleben ist das Chaos nach dem Sturz Saddam Husseins und dem Einzug der „Befreiungstruppen“, aus Sicht der Bevölkerung.

Im Mittelpunkt steht ein langjähriger Polizist – grandios gespielt von Waleed Zuaiter – der für seine beiden Töchter und für ein bisschen Selbstehre kämpft. Das gelingt nur durch „Kollaboration“ mit den amerikanischen und britischen Soldaten, die mal als halbe Barbaren, dann wieder als Wohltäter erscheinen. Dass in Bagdad 2003 einiges schiefläuft, zeigt symbolisch die Szene mit einem edlen Araber-Pferd, das sich auf einer Straßenkreuzung verirrt hat und von einer Kolonne der Militärfahrzeuge umgefahren wird. „Hurensöhne von Soldaten“, lautet da der Fluch der Iraker.

Quelle: picture alliance / Ulrich Baumga
dm-Erbe Kevin David Lehmann rückt mit seinem 18. Geburtstag an die Spitze der jüngsten Milliardäre.
(Foto: picture alliance / Ulrich Baumga)

Und dann ist da noch Kevin David Lehmann, jüngster Milliardär der Welt, der es auf die „Forbes“- Liste der Superreichen geschafft hat. Mit 3,3 Milliarden Dollar liegt der 18-Jährige im Mittelfeld der Geld-Hitparade. Das Erstaunliche ist, dass sein Vermögen aus den Geschäften der Drogeriekette „dm“ stammt, die man in der Öffentlichkeit ganz dem Gründer Götz Werner zuschreibt. Doch der hatte 1974 nicht genug Geld für die Expansion und nahm Günther Lehmann als Gesellschafter auf.

Der Investor hielt Füße und Hände still, kassierte umso erfreuter und übertrug dann 2017 unbemerkt seinen Anteil an Filius Kevin David, der damals 14 Jahre alt war. Der liebt ebenfalls die Anonymität des Kapitalismus und überlässt das Scheinwerferlicht Christoph Werner, dem zweiten Erben im „dm“-Imperium. Vielleicht weil er Truman Capote kennt: „Erfolg ist so ziemlich das letzte, was einem vergeben wird.“

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr

Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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