1. Startseite
  2. Meinung
  3. Morning Briefing
  4. Morning Briefing: Tesla droht bald ein ganz normaler Autohersteller zu sein

Morning BriefingTesla droht bald ein ganz normaler Autohersteller zu sein

Christian Rickens 04.10.2024 - 06:16 Uhr Artikel anhören
Handelsblatt Morning Briefing

Bitte wenden: Teslas neuer Anlauf beim autonomen Fahren

04.10.2024
Abspielen 08:36

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

Am kommenden Donnerstag will Elon Musk eine Lösung für das Jahrhundertproblem des autonomen Fahrens vorlegen. Der Tesla-Chef präsentiert an diesem Tag ein Robotaxi namens „Cybercab“ und verspricht vorab:

Das wird in die Geschichtsbücher eingehen.

Aber wird das „Cybercab“ wirklich halten, was sein Schöpfer verspricht? In Sachen autonomes Fahren ist Musk bislang Ankündigungsweltmeister geblieben. Was Tesla in diesem Bereich bietet, liegt deutlich hinter Technologieführer Waymo (Google) zurück.

Die Aktionäre sind zumindest elektrisiert und haben Teslas Börsenkurs in den vergangenen zwei Monaten um 30 Prozent nach oben getrieben – ein Wertzuwachs von rund 190 Milliarden Dollar. Dabei stagniert derzeit Teslas Umsatz, der Gewinn sinkt. Der Elektroauto-Pionier ist auf dem Weg zu etwas, das er nie sein wollte: ein ganz normaler Autohersteller.

Unsere Titelstory zum Wochenende beschäftigt sich mit Elon Musks Traum vom autonomen Fahren. Foto: Samson Götze

Nun geht Musk geht eine gigantische Wette ein: Statt ein günstiges Tesla-Einsteigermodell vorzustellen oder das geplante Werk in Mexiko voranzutreiben, setzt er ganz aufs Robotaxi. Besetzt Tesla diesen Markt früh, winke dem Konzern ein Börsenwert von fünf Billionen Dollar, glaubt Musk, fast die Hälfte mehr als derzeit Apple. Ein vollautonomes Auto zu entwickeln entscheide darüber,

ob Tesla viel Geld wert ist oder praktisch null.

Das sagt nicht irgendein naseweiser Wirtschaftsjournalist. Das sagt Musk selbst. Unsere Titelstory zum Wochenende untersucht die Chancen, dass Tesla das selbstfahrende Auto doch noch Wirklichkeit werden lässt.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht im Streit um EU-Zölle auf chinesische Elektroautos ein Machtwort: Deutschland wird sich bei der EU-Abstimmung am Freitag nach Handelsblatt-Informationen gegen die Zölle aussprechen. Das grün geführte Wirtschaftsministerium und das ebenso grüne Auswärtige Amt hatten dafür plädiert, sich bei der Abstimmung zu enthalten. Bundeskanzler Scholz und Finanzminister Christian Lindner (FDP) waren für ein „Nein“.

Normalerweise bedeutet eine solche Pattsituation, dass sich die Bundesregierung bei einer EU-Abstimmung enthält. In diesem Fall macht der Kanzler aber von seiner Kompetenz Gebrauch, die anderen Ministerien zu überstimmen.

Kanzler Olaf Scholz lehnt Autozölle in der EU ab. Foto: Michael Kappeler/dpa

Deutschland wird mit seinem „Nein“ allerdings voraussichtlich kaum etwas bewirken können. Um die Zölle noch zu verhindern, müssten 15 Mitgliedstaaten gegen sie stimmen, die 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. EU-Diplomaten gehen davon aus, dass es eine Mehrheit für die Zölle geben wird – auch, wenn Deutschland nun mit Nein stimmt.

Sahra Wagenknecht sieht sich als die wahre Erbin Ludwig Erhards. Die Politikerin nimmt für sich in Anspruch, Deutschland zu jener Sozialen Marktwirtschaft machen zu wollen, die Erhard einst vorschwebte:

„Ein zentrales Versprechen der Sozialen Marktwirtschaft war das Aufstiegsversprechen: dass der Wohlstand eines Menschen von seiner eigenen Anstrengung und Leistung abhängt, nicht vom Elternhaus. Davon haben wir uns in den vergangenen 20, 30 Jahren weit entfernt. Armut ist erblich, Reichtum ohnehin.“

Der Ökonom Stefan Kolev, Leiter des Ludwig-Erhard-Forums, sieht in Wagenknechts Erhard-Bezügen ein Täuschungsmanöver. Damit war der Ton gesetzt für das Streitgespräch, das die beiden auf Initiative des Handelsblatts geführt haben. Es ging engagiert zur Sache, nicht nur in Sachen Erhard, sondern auch beim richtigen Umgang mit dem Krieg in der Ukraine. Hier vertritt der gebürtige Bulgare Kolev eine klare Haltung:

Sahra Wagenknecht und Stefan Kolev: In einem Konferenzraum des Bundestags trafen sie aufeinander. Foto: Thomas Kruse für Handelsblatt

„Sie, Frau Wagenknecht, haben nicht darüber zu befinden. Sie gebärden sich seit Jahren wie eine Kolonialherrin. Osteuropa wird seit 250 Jahren von Großmächten wie dem Osmanischen Reich, dem Zarenreich, Österreich und Preußen überfallen und vergewaltigt. Wir haben es satt, dass jemand wie Sie uns sagt, welchen Bündnissen wir beitreten dürfen.“

Meine Kollegen fürchteten mehrfach, dass einer der Kontrahenten das Gespräch beleidigt abbricht. Aber Kolev und Wagenknecht haben einfach weitergestritten. Und ich finde: Dass das bei allen inhaltlichen Unterschieden immer noch möglich ist, lässt hoffen für die politische Kultur im Land.

Einen Tiefpunkt der politischen Kultur markierte für mich hingegen die Kundgebung „Nie wieder Krieg“ gestern in Berlin, auf der auch Wagenknecht auftrat. Als der SPD-Linke Ralf Stegner auf der Bühne Russland klar als Aggressor in der Ukraine benannte, erntete er Buhrufe.

Generell ist es eine gute Idee, Menschen zuzuhören, die eine andere Meinung vertreten als man selbst, und sie nicht auszubuhen. Im Speziellen zeigt sich für mich an der Stegner-Episode, dass es den Demonstrierenden in Berlin offenbar gar nicht in erster Linie darum geht, das Blutvergießen in der Ukraine möglichst schnell zu beenden. Sondern, dass sie tatsächlich Russland im Recht wähnen.

Lebensversicherungen im Test. Foto: dpa

Unter den deutschen Lebensversicherern gibt es enorme Kostenunterschiede. Das zeigt eine Analyse des Instituts für Finanzwirtschaft der Hochschule Ludwigshafen. Professor Hermann Weinmann, der die Studie jährlich für die „Zeitschrift für Versicherungswesen“ erstellt, vergleicht dabei vor allem die sogenannte erweiterte Betriebskostenquote. Sie gibt den Anteil der Kundenbeiträge wieder, der für den Vertragsabschluss, für die Verwaltung der Verträge und für sonstige betriebswirtschaftliche Aktivitäten abgezogen wird.

Weinmanns Fazit: Die Spanne bei den Betriebskostenquoten der 16 größten, im Neugeschäft aktiven Lebensversicherer in Deutschland war im Geschäftsjahr 2023 immens. „Ob von 100 Euro, die der Kunde zahlt, 4,90 Euro oder 18,70 Euro für erweiterte Betriebskosten abgehen und nicht für Risikotragung und Kapitalanlage zur Verfügung stehen, ist ein riesiger Unterschied“, betont der Versicherungsexperte.

Niedrige Kostenquoten weisen beispielsweise der Direktversicherer Cosmos Leben und der Marktführer Allianz Leben auf. Eine hohe Kostenbelastung müssen dagegen die Kundinnen und Kunden von WWK Leben, Nürnberger Leben und HDI Leben hinnehmen. Bei den drei Anbietern liegt die erweiterte Betriebskostenquote bei mehr als 18 Prozent.

Immer weniger Männer sind bereit, ihre jahrhundertelange Diskriminierung weiter hinzunehmen. Auf ihrem Weg zur Gleichberechtigung haben sie schon viel erreicht. Männer dürfen inzwischen ganz selbstverständlich Kinder erziehen oder den Haushalt führen. Heute könnte eine weitere Frauenbastion fallen: Neben zwei Frauen bewirbt sich erstmals auch ein Mann um den Titel der 86. Pfälzischen Weinkönigin. Eine Jury entscheidet ab 19 Uhr in Neustadt an der Weinstraße (wo sonst!) anhand von Fachwissen und Schlagfertigkeit über den Titel. Im Kampf um die Krone treten an: Lara Karr, Denise Stripf sowie Manuel Reuther.

Die Wahl wird begleitet von Diskussionen über die Zukunft des Amts. Eine Option: den Titel für Männer in „Weinhoheit“ ändern und die Krone durch eine Anstecknadel ersetzen.

Wie langweilig. Ich bin sicher: Sollte es dazu kommen, wird Manuel die Erste die Königinnenkrone mit Würde zu tragen wissen.

In diesem Sinne: Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's!

Verwandte Themen Tesla Deutschland Sahra Wagenknecht Elon Musk SPD

Ihr

Christian Rickens
Textchef Handelsblatt

Mehr zum Thema
Unsere Partner
Anzeige
remind.me
Jetziges Strom-/Gaspreistief nutzen, bevor die Preise wieder steigen
Anzeige
Homeday
Immobilienbewertung von Homeday - kostenlos, unverbindlich & schnell
Anzeige
IT Boltwise
Fachmagazin in Deutschland mit Fokus auf Künstliche Intelligenz und Robotik
Anzeige
Presseportal
Direkt hier lesen!
Anzeige
STELLENMARKT
Mit unserem Karriere-Portal den Traumjob finden
Anzeige
Expertentesten.de
Produktvergleich - schnell zum besten Produkt