Morning Briefing Tribunal gegen WDR-Intendant Tom Buhrow
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,
Facebook ist ein Unternehmen mit 86 Milliarden Dollar Jahresumsatz und 29 Milliarden Gewinn, aber in den USA hat es kein Monopol. Das jedenfalls befindet ein Bundesrichter und weist die Klagen von mehr als 40 US-Bundesstaaten und der US-Handelsbehörde FTC wegen unfairen Wettbewerbs ab. Die Kartellwächter hätten nicht beweisen können, dass Facebook, unter anderem auch mit Instagram und WhatsApp, die sozialen Netzwerke monopolisiere, so die Begründung.
Doch der Richter gibt der Behörde noch 30 Tage Zeit, eine besser begründete Klage einzureichen. Der Kommentar der Börse war ein Rekordhoch der Facebook-Aktie. Der Marktwert des Konzerns von Mark Zuckerberg übertraf erstmals die Eine-Billion-Dollar-Marke. „An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1“, wusste Aktien-Guru André Kostolany.

Wenn sich die jährlichen Strompreise von 480.000 auf 840.000 Euro erhöhen, und dies wirklich kein Zahlendreher ist, stimmt etwas in der Wirtschaft nicht. Von einer solchen Steigerung betroffen ist der Bochumer Oberflächenveredler Coatinc, der seinen Ende 2021 auslaufenden Stromvertrag erneuern muss. So ergeht es jedoch vielen Unternehmen und Mittelständlern, zeigt unsere Titelstory.
Das sei ein „Schock“, sagt Wolfgang Hahn, Chef der ECG Energie Consulting GmbH: „Die Strompreise werden für viele Unternehmen zunehmend zur Belastung.“ Schon fordern die ersten Politiker Entlastung für die Industrie. FDP-Fraktionsvize Michael Theurer gibt zu bedenken: Stromkosten sind ein wichtiger Standortfaktor.
Noch gibt es Menschen, die in eine der wenigen verbliebenen Bankfilialen gehen und dort über ihre Angelegenheiten reden. Und sogar CEOs bekannter Konzerne vermeiden Online-Banking, weil sie keine digitalen Spuren hinterlassen wollen. Doch eine Umfrage unter weltweit agierenden Bankmanagern fördert nun Erstaunliches zu Tage: 65 Prozent von ihnen halten es für wahrscheinlich, dass bis 2026 alle Filialen der Geldhäuser verschwinden. Kanika Hope, Strategiechefin des Softwarekonzerns Temenos: „Die Pandemie hat die Banken gezwungen, auch komplexere und beratungsintensivere Produkte, die es zuvor nur in der Filiale gab, digital bereitzustellen.“ Möglicher Bankenwerbeslogan: „Besuchen Sie uns, bevor es uns nicht mehr gibt.“
Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind „Hundstage“ ausgerufen. Bereits am heutigen Dienstag berät der Rundfunkrat der größten ARD-Anstalt WDR in einer außerordentlichen, öffentlichen Sitzung über den Programmauftrag und den Kulturgehalt im Angebot. Eine Gruppe von Kritikern sinnt auf eine Art Tribunal gegen Intendant Tom Buhrow, 62: Der derzeitige ARD-Vorsitzende bezeichnet sich selbst als Reformer. Über den „marktliberalen Geist“, Quote und Klickzahlen sowie die neuen Schwerpunkte bei Mediatheken mosert dagegen etwa Rundfunkrat Robert Krieg, 72, vom Filmbüro NW.
Drei Tage später kommt es zum nächsten Showdown im System: Dann tritt überraschend ARD-Hauptstadtstudiochefin Tina Hassel, 57, bei der ZDF-Intendantenwahl an gegen Norbert Himmler, 50, Programmdirektor in Mainz. Fulminante Managementerfahrungen sind von der Journalistin nicht bekannt, aber sie bringt sich quasi schon mal automatisch ins Gespräch für die WDR-Intendanz.

Eines der größten Zukunftsthemen ist die „Smart City“: Wie lässt sich dank digitaler Technologien die Lebensqualität in einer Stadt entscheidend verbessern? Zu diesem Zwecke hat BMW-Großaktionärin Susanne Klatten über ihr Gründerzentrum UnternehmerTUM zusammen mit der Stadt München das Munich Urban Colab eröffnet. Start-ups, Wissenschaft, Unternehmen und Kommune sollen hier im munteren Austausch nachhaltige, effiziente originelle Produkte erfinden – für Gebäude, Verkehr, Stadtplanung und Energie.
Initiatorin Klatten, die 35 Millionen Euro in das Projekt gesteckt hat, legte die Latte für ihr Team gleich hoch: Ziel sei es, München in die Top Ten der grünsten Städte der Welt zu bringen, auf jeden Fall mindestens einen Rang vor Hamburg. „Das Gebäude ist nur eine Hülle“, verkündet sie, es gelte, die Stadt mit „unkonventionellen Lösungen“ zum Besseren zu bringen.
Was wäre der Standort Deutschland ohne seine Unternehmerdynastien, seine Patrons, seine Matriarchinnen? Das Ausland jedenfalls beneidet die Republik um diesen Standortfaktor. Am morgigen Mittwoch, 18.30 Uhr, findet die digitale Edition der Hall of Fame für Familienunternehmen statt. Zum dreizehnten Mal zeichnen wir herausragende Köpfe deutscher Familienunternehmen aus. Wir würdigen ihre innovativen und nachhaltigen Leistungen. Hier finden Sie nähere Informationen zur Veranstaltung – und können sich kostenfrei anmelden.

Und dann ist da noch das Fußball-Zwergenland Schweiz, das gestern am späten Abend tatsächlich im Achtelfinale den Weltmeister Frankreich aus der „Euro 2020“ warf: 8:7 nach Elfmeterschießen. Die Eidgenossen können ihr Glück nicht fassen, lagen sie doch schon mit 1:3 zurück. „Favoritensterben“ ist die Storyline des Turniers, schließlich sind auch schon die spielstarken Niederländer ausgeschieden. Deutschland war nie Favorit und kann von daher heute Abend ohne Herzflattern dem Spiel gegen England im Londoner Wembley-Stadion entgegensehen. Seit Franz Beckenbauer wissen wir ja: „Es gibt nur eine Möglichkeit – Sieg, Unentschieden oder Niederlage!“
Ich wünsche Ihnen einen fröhlichen, ja siegreichen Tag.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor
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