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Morning BriefingUngelernt: 2,5 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss 

Christian Rickens 18.04.2023 - 06:00 Uhr Artikel anhören
Morning Briefing vom 18.04.2023

Ungelernt: 2,5 Millionen junge Menschen ohne Berufsabschluss

18.04.2023
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Guten Morgen, sehr geehrte Leserinnen und Leser,

denn sie wissen nicht so recht, was sie tun: Die Zahl der jungen Erwachsenen in der Altersgruppe der 20- bis 34-Jährigen, die über keinen beruflichen Abschluss verfügen, ist erstmals über die Marke von 2,5 Millionen – oder 17 Prozent – gestiegen.

Das geht aus dem Entwurf für den neuen Berufsbildungsbericht hervor, der dem Handelsblatt vorliegt. Wer noch studiert oder gerade eine Ausbildung macht, wird dabei nicht zu den Ungelernten gezählt. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht in der steigenden Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss zu Recht ein Alarmzeichen: „Damit Fachkräftemangel nicht zur Wachstumsbremse wird, müssen wir alle Register ziehen.“

Er setzt vor allem auf das Weiterbildungsgesetz, dessen Entwurf das Kabinett Ende März verabschiedet hat. Darin führt die Ampelkoalition eine neue Ausbildungsgarantie ein. Wer keinen Ausbildungsplatz in einem Unternehmen findet, soll ein Anrecht auf eine überbetriebliche Ausbildung erhalten.

Zur Wahrheit gehört: Einfluss auf die hohe Zahl Ungelernter haben auch Einwanderung und Fluchtmigration. Von den 20- bis 34-Jährigen, die nicht in Deutschland geboren und aufgewachsen sind, hat knapp ein Fünftel keine hier anerkannte Ausbildung. Bei Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund gilt das nur für jeden Zehnten. Junge Migrantinnen und Migranten nicht länger durch die Maschen des Bildungs- und Ausbildungsnetzes rutschen zu lassen: Das könnte zielgerichteter sein, als „alle Register zu ziehen“.

Der EU-Botschafter im Sudan ist nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell in seiner eigenen Residenz angegriffen worden. Die EU wird in dem nordostafrikanischen Land durch den irischen Diplomaten Aidan O'Hara vertreten. Aus Diplomatenkreisen hieß es am Abend in Brüssel, O'Hara sei wohlauf und nicht verletzt worden.

Kurz zuvor hatte Borrell mitgeteilt, die EU arbeite angesichts der schweren Gefechte im Sudan daran, beide Seiten von einer humanitären Feuerpause zu überzeugen.

Der schon lange schwelende Machtkampf zwischen der Armee unter Kommando von Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem Vize Mohammed Hamdan Daglo war am Wochenende eskaliert. Bei den Kämpfen wurden nach Angaben der Vereinten Nationen vom Montag mindestens 185 Menschen getötet und 1800 verletzt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Gewaltausbruch im Sudan können Sie hier nachlesen.

Tesla-Chef Elon Musk will ein neues KI-Unternehmen als Konkurrenz zum ChatGPT-Betreiber OpenAI gründen. „Ich werde etwas starten, das ich ‚TruthGPT‘ nenne, eine maximal wahrheitssuchende Künstliche Intelligenz, die versucht, die Natur des Universums zu verstehen“, sagte Musk laut vorab veröffentlichten Auszügen aus einem Interview mit dem Fernsehsender Fox News.

Foto: IMAGO/Sebastian Geisler

Volkswagen hat seine Vormachtstellung im weltgrößten Automarkt China verloren. Erstmals seit den 1980er-Jahren ist die Kernmarke VW in der Volksrepublik nicht mehr die Nummer eins beim Absatz. Der neue Marktführer heißt BYD. Das zeigen Zahlen des Datendienstleisters Marklines sowie aktuelle Versicherungsdaten aus China, die dem Handelsblatt vorliegen.

Demnach hat BYD von Januar bis März rund 441.000 Fahrzeuge verkauft. Das entspricht einem Zuwachs von 68 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Auslieferungen von VW schrumpften dagegen um 14 Prozent auf 428.000 Pkw. Setzt sich dieser Trend fort, droht VW eine massive Unterauslastung seiner mehr als drei Dutzend Werke in der Volksrepublik.

Fabian Brandt, Leiter des Autobereichs bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman: „Wir erleben eine historische Veränderung. Die jahrelange Dominanz westlicher Hersteller schwindet zugunsten von lokalen Champions.“

Die Hauptursache für die Schwäche von VW und auch den übrigen deutschen Herstellern in China: verfehlte Modellpolitik. Auf dem chinesischen Automarkt wächst der Absatz von Elektroautos und Fahrzeugen mit Plug-in-Hybrid-Antrieb. In diesen beiden Segmenten spielen die deutschen Hersteller jedoch kaum eine Rolle. Sie halten lediglich ihre Marktanteile im Verbrennermarkt. Dort ist der Absatz von 18,4 auf 15,4 Millionen Fahrzeuge gesunken.

Foto: dpa

Mit einer verfehlten Modellpolitik kämpft auch die CDU – und zwar in der Erbschaftssteuer. Das unter Regierungsverantwortung der Union mitbeschlossene Steuermodell erlaubt es, dass selbst Firmenvermögen im Milliardenwert unter bestimmten Bedingungen steuerfrei an die Erbengeneration übergeben werden können. Nun kritisiert eine CDU-interne Kommission unter Ex-Minister Jens Spahn die bestehende Regelung als „zu kompliziert, bürokratisch und anfällig für missbräuchliche Steuergestaltung“.

Stattdessen wünscht sich die Kommission den Umstieg auf „einen einheitlichen niedrigen Erbschaftsteuersatz von zehn Prozent“. Es soll persönliche Freibeträge geben, die für alle Erbschaften gleichermaßen gelten.

Diese Vorschläge sollen in das neue Grundsatzprogramm der Partei fließen. Noch handelt es sich bei dem Papier der Spahn-Kommission um einen Arbeitsentwurf. Die Richtung sei aber mit Parteichef Friedrich Merz abgesprochen, hieß es unionsintern.

Aus Merz‘ Idee einer „Einkommensteuererklärung auf dem Bierdeckel“ ist nie etwas geworden. Wer weiß, vielleicht setzt Merz ja jetzt die Erbschaftsteuererklärung auf dem Bierdeckel durch?

Auch bei einer anderen Steuerfrage fordert die Spahn-Kommission ein Umdenken: Ein höherer Einkommensteuersatz für Spitzenverdiener soll für die CDU nicht länger Tabu sein – wenn dafür der Solidaritätszuschlag komplett entfällt und der derzeitige Spitzensteuersatz von 42 Prozent erst später greift.

Meine Prognose: Beim nächsten Jahresempfang der Stiftung Familienunternehmen gibt’s für beide Vorhaben keine Beifallsstürme.

Erinnern Sie sich noch an Bric, Gafa und Faang? Die Neigung von Bankern und Börsianern, vermeintlich lukrative Anlageziele mit griffigen Abkürzungen zu belegen, hat eine jahrelange Tradition.

Sollte es am Fehlen griffiger Akronyme gelegen haben, dass der europäische Aktienmarkt dem amerikanischen meist hinterherhinkt, dann könnte sich das jetzt ändern: Unter dem Kürzel Granolas fasst die US-Investmentbank Goldman Sachs elf europäische Qualitätsaktien zusammen, die sich im wackeligen Wirtschaftsumfeld besonders gut behaupten sollen. Und wer jetzt anmerkt, dass Granolas nur acht Buchstaben umfasst, hat gut aufgepasst. SAP muss sich das „S“ mit Sanofi teilen, Nestlé das „N“ mit Novartis und Novo Nordisk – Spardruck allerorten.

Ich wünsche Ihnen einen Tag voller Eidalus – Erfüllung in der Arbeit, Lebensfreude und Sonnenschein.

Herzliche Grüße

Verwandte Themen Europäische Union Friedrich Merz CDU China Elon Musk BYD

Ihr Christian Rickens

Textchef Handelsblatt

PS: Die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron versetzt Frankreich seit Monaten in Unruhe. Am Samstag unterzeichnete er das umstrittene Gesetz. Unter anderem wird das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 Jahre schrittweise angehoben. Wie blicken Sie auf den Konflikt rund um die Reform? Welche Reformen wünschen Sie sich für das deutsche Rentensystem? Sorgen Sie sich, ob Sie im Ruhestand finanziell noch gut aufgestellt sind? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in fünf Sätzen an forum@handelsblatt.com. Ausgewählte Beiträge veröffentlichen wir mit Namensnennung am Donnerstag gedruckt und online.

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