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Morning Briefing USA warnen vor den eigenen Finanzlöchern

09.09.2021 - 06:00 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

ein Freund von Mr. Biden, seit Januar US-Präsident, würde ihm aktuell vielleicht so schreiben: „Dear Joe, I think the honeymoon phase is definitely over.“ Zuerst kam der katastrophal gemanagte Abzug aus Afghanistan, nun zeichnen sich auch noch Probleme mit dem eigenen Finanzmanagement ab. Jedenfalls warnte Finanzministerin Janet Yellen, man riskiere, im Oktober ohne genügend Liquidität dazustehen – falls der US-Kongress nicht die Schuldenobergrenze erhöhe. Ein Zahlungsausfall drohe.

In einem Brief an den Kongress schrieb die Ex-Zentralbankchefin: „Eine Verzögerung, die Fragen aufwirft über die Fähigkeit der Regierung, alle Verpflichtungen zu erfüllen, würde irreparable Schäden für die amerikanische Wirtschaft und die globalen Finanzmärkte verursachen.“ Der demokratische Politiker Biden hatte riesige Ausgabenprogramme ohne Finanzierungsdeckung durch die Republikaner angekündigt, zudem leidet die Nation unter der Delta-Variante des Coronavirus. Großartige Jubelsprünge an der Börse kann bei so viel „Hey-Joe“-Alarm fürs Erste niemand erwarten. Das SOS aus Washington lässt viele zweifeln.

Quelle: AP
Die Investmentgesellschaft von Ex-Microsoft-Chef Bill Gates übernimmt für 2,21 Milliarden Dollar die Luxus-Hotelkette Four Seasons.
(Foto: AP)

Microsoft-Mitgründer Bill Gates macht nicht nur durch Spenden und ein Klimarettungsbuch auf sich aufmerksam, sondern auch durch Transaktionen in der Wirtschaft, seinem Heimatgebiet. Im ersten Deal nach der Trennung von Ehefrau Melinda stockt der Milliardär seinen Besitz an der Luxushotel-Gruppe Four Seasons auf 71 Prozent auf. Rund 2,2 Milliarden Dollar kostete es seine Investmentfirma Cascade, den bisherigen Partner aus Saudi-Arabien, Prinz Alwalid bin Talal, teilweise auszukaufen.

Zuvor hatte Cascade Aktien im Wert von sechs Milliarden Dollar an Melinda Gates transferiert, darunter Anteile an Coca-Cola, dem Eisenbahnriesen Canadian National Railway sowie dem Agrarmaschinenbauer John Deere. „Geld haben ist schön“, riet Salvador Dalí, „solange man nicht die Freude an den Dingen verloren hat, die man nicht mit Geld kaufen kann.“

Quelle: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Christian Sewing, der CEO der Deutschen Bank, äußerte sich beim Handelsblatt Banken-Gipfel zum Konsolidierungsprozess im europäischen Bankensektor.
(Foto: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt)

Nach der Finanzkrise 2008 war die Warnung groß vor Banken, die sich zu viel vornehmen, auch Hochriskantes, und für die gilt: „Too big to fail“. Tatsächlich wurden in den USA die Finanzhäuser nach dem Geld-GAU immer größer, in Europa dagegen erlebten sie eine immer stärkere Regulierung.

Nun fordern die Chefs der Branche auf dem Handelsblatt Banken-Gipfel Erleichterungen bei der Aufsicht, was de facto Einleitung und Einladung zu mehr Branchenkonzentration ist. „Wenn wir das nicht ändern, werden wir immer weiter durchgereicht“, sagt Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer. Was die Finanzgrößen im Einzelnen ausführten, können Sie in der neuesten Ausgabe nachlesen.

Routiniert wie einst Björn Borg auch härteste Tennisbälle brachte Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing alle schwierigen Fragen der Interviewer zurück ins Feld: „Wenn wir unser Ziel einer Rendite auf das materielle Eigenkapital von acht Prozent bis Ende 2022 erreichen, dann haben wir die Größe und die Stärke, uns auf Augenhöhe mit dem Thema Konsolidierung zu beschäftigen.“

Den Ärger seiner Online-Bank N26 mit Kriminellen, die etliche Konten für Fake Shops anlegten, bügelte CEO Valentin Stalf so weg: „Wir sind die einzige deutsche Bank, die grenzübergreifend in vielen Ländern tätig ist – und in einigen Ländern gibt es ein höheres Betrugsniveau als in Deutschland. Aber wir müssen noch mehr tun im Kampf gegen Kriminelle und investieren allein in diesem Jahr 25 Millionen bis 30 Millionen Euro in die Betrugsprävention.“

Die europäische Politik nahm Ana Botín, Gesellschafterin und Aufsichtsratschefin der spanischen Großbank Santander, bei einem ihrer seltenen Auftritte aufs Korn. Die schleppende Umsetzung der Banken- und Kapitalmarktunion – an der Deutschland nicht unschuldig ist – sei ein „Showstopper“ für Fusionen. Operativ hält sie es mit einer Doppelstrategie: „Für 80 bis 90 Prozent der Dienste, die Kunden von ihrer Bank brauchen, reicht eine digitale Lösung. Aber für den Rest kommen sie zu ihrer Filiale. Unsere physische Präsenz ist ein Vertrauensfaktor.“

Sehr allgemein blieb Commerzbank-CEO Manfred Knof, als er auf die derzeitigen Turbulenzen in der internen IT-Abteilung seines Hauses angesprochen wurde: „Wir müssen sehen, dass wir den Personalabbau gleichzeitig mit der Lieferung von neuen Produkten und Prozessen hinbekommen.“ Fazit: Wo so viel über Größe geredet wird, wird niemand klein bleiben wollen.

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Wenn derzeit über Vermögensverteilung debattiert wird – die reichsten fünf Prozent in Deutschland halten 55 Prozent des Gesamtvermögens – geht es selten um die Frage, wie viele Steuern Deutschlands Bestverdienende überhaupt zahlen. „Je größer das Vermögen, desto mehr steuerliche Gestaltungswerkzeuge lassen sich nutzen“, resümiert Swen Bäuml, Professor für Steuerrecht.

Deshalb startet am morgigen Freitag das Netzwerk Steuergerechtigkeit zusammen mit den Initiativen Finanzwende und Taxmenow die Aktion „Steuerprivilegien kippen“. Wir listen – in memoriam Franz Konz, Autor von „1000 ganz legale Steuertricks“ – die besten der ganz legalen Manöver auf:

  • Beliebt ist, Firmensitz beziehungsweise Wohnort ins Ausland zu verlagern. Die deutsche Steuerpflicht entfällt, zuweilen ist nur eine einmalige Steuerzahlung fällig.
  • Am besten für eine operative GmbH ist es, Gewinne nicht aufs private Girokonto der Gesellschafter zu überweisen, sondern an eine Holding-GmbH. Wirkt wie eine „Spardose“, erklärt die Kölner Kanzlei Juhn.
  • Dienlich ist auch, eine Beteiligungs-GmbH zu etablieren, die Dividenden kassiert. Falls sie in einer Gemeinde mit geringem Hebesatz ansässig ist, sinkt die Gewerbesteuer. Im Fall von Grünwald bei München auf nur noch 9,2 Prozent – immerhin fünf Prozentpunkte weniger als im auch beliebten Bad Homburg, zwölf Punkte weniger als in Mülheim an der Ruhr.
  • Und schließlich hilft im Erbfall, wenn das Familienvermögen im eigenen Family Office liegt, das eine Vollbanklizenz hat. Dafür braucht man allerdings geeignetes Personal und Geld von Externen, das zu verwalten ist.

Und dann ist da noch 16-Jahre-Kanzlerin Angela Merkel, die ihre Position zum Feminismus korrigiert hat. 2017 hatte sie noch öffentlich auf einem Frauengipfel erklärt, sich mit dem Titel „Feministin“ nicht unbedingt schmücken zu wollen, anders als die damals mit ihr diskutierenden Ivanka Trump und Máxima, Königin der Niederlande. Nun erklärte die 67-Jährige bei einem Gesprächsabend im Düsseldorfer Schauspielhaus mit der Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, schon damals habe ihr Máximas Hinweis gefallen, es gehe in Wahrheit doch nur darum, dass Frauen und Männer in gleichem Maße am sozialen Leben teilnähmen.

Regierungschefin Merkel, von „ada“-Herausgeberin Miriam Meckel befragt, wagte dann etwas: „In diesem Sinne kann ich heute bejahend sagen: Dann bin ich Feministin. Das habe ich damals auf der Bühne schon etwas schüchtern vorgebracht.“ Sie könne auch sagen: „Ja, wir sollten alle Feministinnen sein.“ Sonderbeifall im Theater. Und dann bekräftigte die nicht mehr schüchterne Feministin ihre Absicht, nach der Bundestagswahl erst mal dem „dolce far niente“ frönen zu wollen: „Mache ich eben erstmal nichts und warte mal, was so kommt.“

Ich wünsche Ihnen einen entspannten Tag voller Muße.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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