Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Morning Briefing Zukunftsmodell dritte Impfung

30.07.2021 - 06:00 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht sollten die von einer heranrollenden „vierten Welle“ beeindruckten Politiker weniger vom Corona-Schutz für Kinder reden und stattdessen von einer dritten Impfung für Ältere. Nach ihrer jüngsten Studie gehen Biontech und Pfizer davon aus, dass eine solche „Booster“-Injektion die Zahl der Antikörper bei über 65-Jährigen um das Elffache steigert.

Es sei wahrscheinlich, so das Pharma-Duo, „dass eine dritte Dosis innerhalb von sechs bis zwölf Monaten nach der vollständigen Impfung erforderlich sein wird“. In Israel ist man schon so weit. Angesichts steigender Infektionszahlen werden die über 60-Jährigen ein drittes Mal geimpft. Staatspräsident Izchak Herzog macht heute Morgen den Anfang.

Wer seit Monaten Angst vor der Inflation hat, kann sich nun bestätigt fühlen. Die deutschen Verbraucherpreise stiegen im Juli um 3,8 Prozent. Die Bundesbank prognostiziert im Jahresverlauf sogar bis zu fünf Prozent mehr, was die USA mit 5,4 Prozent schon geschafft haben. „In den nächsten Monaten dürfte Deutschland den größten Inflationsschub seit drei Jahrzehnten erleben“, glaubt Ökonom Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in unserer Titelstory.

Doch der derzeitige Preisdrift scheint wegen eines Basiseffekts überhöht: Im vorigen Jahr war die Mehrwertsteuer und damit das Preisniveau abgesenkt worden. Auch verzerren Exzesse bei Rohstoffpreisen das Bild. Vielleicht hilft Franklin D. Roosevelt: „Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.“

Quelle: EPA-EFE
„Unsere Situation ist völlig anders als in den USA“, sagt EZB-Vizepräsident Luis de Guindos.
(Foto: EPA-EFE)

Gelassen reagiert die Europäische Zentralbank (EZB), die oberste Preisexplosionsentschärfungsbehörde. „Unsere Situation ist völlig anders als in den USA“, sagt EZB-Vize Luis de Guindos im Handelsblatt-Gespräch, „für den Euro-Raum erwarten wir den Höhepunkt im November mit etwa drei Prozent.“ Im Einzelnen sagt er über…

  • die Gefahr, dass sich Menschen an Inflation gewöhnen: „Wir müssen Zweitrundeneffekte, etwa mehr Druck bei Lohnverhandlungen oder die Indexierung von Löhnen und Renten im öffentlichen Dienst, sehr sorgfältig im Blick behalten. Natürlich darf aus einer vorübergehenden keine strukturelle Inflation werden.“
  • Finanzstabilität: „Die größte Gefahr für die Banken, ein starker Anstieg der Insolvenzen und Kreditausfälle, ist bisher nicht eingetreten – trotz der Befürchtungen, die wir zu Beginn der Pandemie hatten.“
  • den aktuellen Stresstest der Banken, der heute publiziert wird: „Europas Banken sind robust, sie sind widerstandsfähig. Trotz einer anspruchsvollen Ausgangslage erwarte ich, dass sich die Banken im Test im Großen und Ganzen gut geschlagen haben.“

„Konsolidierung“ ist ein anderes Wort für „Konzentration“, es klingt nur besser. Dem damit verbundenen Phänomen von Fusionen und Übernahmen begegnen Sie mittlerweile fast täglich im Wirtschaftsteil der Zeitung. Mit Verschmelzungen der Landesbanken etwa rechnet aktuell Raimund Röseler, Interimschef der Aufsichtsbehörde Bafin, im Handelsblatt-Gespräch.

Den Wochenendtitel haben wir ganz der Merger-and-Acquisitions-Welle gewidmet, dieser Versessenheit auf Deals, die 2021 in Summe schon knapp drei Billionen Dollar ausmachen. Titel: „Das große Fressen.“ Im Kino übrigens endete „La Grande Bouffe“, das große Fressen, vor fast 50 Jahren mit dem Tod der vier Hauptfiguren, die nur eines wollten: immer essen, immer kopulieren.

Grafik

Zwischen den Grünen, der Linken und neuerdings der SPD gibt es eine sozialpolitische Koalition: Die generös ausgestatte Beamtenversicherung soll in die allgemeine Rentenversicherung aufgehen. Das sei gerechter, so die Begründung. In seiner Kolumne „Chefökonom“ zerlegt Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Institute, solche Ideen, wie sie jüngst auch Arbeits- und Sozialminister Hubertus Heil propagiert hat.

Wer Beamte hierin überführen will, müsse „hohe rechtliche Hürden überwinden“. Deren Pensionen enthielten beispielsweise auch die Komponente einer betrieblichen Altersversorgung, so Rürup. Würden tatsächlich Angestellte freiwerdende Beamten-Jobs ersetzen, stiegen sofort die Personalkosten, da der Staat die Arbeitgeberanteile für die Sozialversicherung zahlen müsse, analysiert Professor Rürup weiter. Mit dem Vorschlag von Rot-Rot-Grün werde „mithin Zeit gekauft“, nicht mehr. Alles andere: „Wahlkampfrhetorik“.

Mein Kulturtipp zum Wochenende sind zwei Bücher: Ralph Bollmann mit „Angela Merkel – die Kanzlerin und ihre Zeit“ sowie Robin Alexander mit „Machtverfall“. Es mögen noch viele Versuche kommen, die Frau aus dem Osten zu ergründen, die Machiavellistin, die Helmut Kohl, Friedrich Merz und andere Sendungsbewusste kühl abservierte und das Land 16 Jahre lang regierte, durch alle Krisen hindurch, aber auch an den wichtigsten Reformen vorbei.

Diese beiden Bücher setzen – gewissermaßen vor der Schaumkrone der Kanzlerin-Erklärliteratur – in ihrer journalistischen Unvoreingenommenheit und Erzählkraft Maßstäbe. Wo Bollmann sich an ein detailliertes Breitwandgemälde über die „Kanzlerin des Bewahrens“ wagt, zelebriert Alexander seine Lust am Beschreiben politischer Kampfszenen aus der Merkel-Endzeit. Das macht letztlich Demokratie aus. Prädikat: wertvoll.

Quelle: AP
Die Schauspielerin verklagt den Disney-Konzern.
(Foto: AP)

Üblicherweise sind Spielfilme jahrelang zuerst im Kino erschienen, dann im Pay-TV. Aber was ist schon üblich in Hollywood, seit es diesen Zauberstab namens Streaming gibt? Diese Erfahrung musste jetzt auch die amerikanisch-dänische Top-Schauspielerin Scarlett Johansson machen. Die 36-Jährige reicht wegen Vertragsbruchs Klage gegen den Disney-Konzern ein.

Der Marvel-Film „Black Widow“ erscheine, anders als ihr zugesagt, nicht zunächst exklusiv auf der Leinwand, sondern zeitgleich auf der Streamingplattform Disney+. Johanssons Erlöse basieren aber zum guten Teil auf den Kinoeinnahmen. Der Film über eine Spionin war zwar zunächst im Kino stark gestartet, doch die Ticketverkäufe sackten nach der ersten Woche um fast 70 Prozent ab. Woody Allen wusste zu solchen Konstellationen: „Du kannst nicht zwei Pferde mit einem Hintern reiten.“

Und dann ist da noch Kanzler-Wahlkämpfer Armin Laschet, derzeit im Umfragetief, der dem Privatsender ProSieben einen Korb gibt. Anders als seine direkten Rivalen geht er im September nicht zu einer Show mit Bürgerbeteiligung, die den alles erklärenden Titel „Unkonventionell. Direkt. Spontan.“ trägt. Es soll dabei nicht nur ums Politische, sondern auch ums Persönliche gehen – was schon mal Stoff für Social Media liefern dürfte. Moderator Louis Klamroth jedenfalls fühlt sich zu Freudenausbrüchen verleitet, wie man sie sonst nur auf der Kirmes bei „Hau-den-Lukas“ hat: „Politik in der Primetime bei ProSieben. Wie geil ist das denn?“

Der zuletzt mediengeschädigte Laschet findet das Experiment allerdings gar nicht „geil“. Auch ein verabredetes „Triell“ mit Annalena Baerbock und Olaf Scholz kam nicht zustande... die Termine! Vor dem 26. September wird man die drei noch oft genug auf anderen TV-Stationen sehen, vermutlich recht konventionell.

Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende, spontan und direkt wäre auch nicht schlecht.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

Hier können Sie das Morning Briefing abonnieren:

Morning Briefing: Alexa
Startseite
Mehr zu: Morning Briefing - Zukunftsmodell dritte Impfung
0 Kommentare zu "Morning Briefing : Zukunftsmodell dritte Impfung"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%