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Morning Briefing Zwangsstopp für die Weltmacht Facebook

05.10.2021 - 06:20 Uhr Kommentieren

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

wir alle haben uns in einer doppelten Abhängigkeit eingenistet. Die erste Abhängigkeit gilt generell dem Internet, ohne das bei einigen nicht mal mehr die Milchbefüllung im Kühlschrank funktioniert, vom „autonomen Fahren“ wollen wir erst mal schweigen. Die zweite Abhängigkeit gilt im Speziellen jenen Giganten, denen wir die Monopolisierung des Internets erlaubt haben. Und so schaute alle Welt konsterniert zu, dass gute sechs Stunden weder Facebook noch die Facebook-Akquisitionen WhatsApp und Instagram funktionierten.

Die Welt steht still, weil Mark Zuckerberg offline ist. Zwischendurch war die Domain facebook.com sogar zum Verkauf angeboten worden, offenbar die Folge eines internen Fehlers. Laut US-Medien konnten Mitarbeiter nicht mal mehr ihre E-Mails öffnen, da Facebook vom Netz abgeschnitten war: der GAU im Silicon Valley.

Zuckerbergs Lockdown ereignete sich nur Stunden, nachdem die Whistleblowerin Frances Haugen im TV ausgepackt hatte. Danach habe die Plattform genau gewusst, dass sie Hassreden, Gewalt und Fake News verbreitet. Haugen, die schon die Regulierer und das „Wall Street Journal“ kiloweise mit internem Material versorgt hat, spricht heute im Senat zur Causa „Face Shock“. Der alte Spruch, wonach man den Verrat liebt, nicht aber den Verräter, ist der Frau mit dem Ehrlichkeits-Look offenbar herzlich egal.

Einst beschwerte sich das Volk über niedrige Zinsen, jetzt kann es auch noch über Inflation klagen. Eine neue Belastung an der Preisfront kommt vom offenbar unkaputtbaren Kartell der Ölförderländer namens Opec. Der Klub zur Maximierung des Petro-Dollars beschloss nun, im November und Dezember die Fördermenge lediglich um zusätzlich 400.000 Barrel pro Tag auszudehnen.

Quelle: Reuters
Auch das Ölkartell sorgt offenbar für Belastungen am Rohstoffmarkt.

Das reicht nicht aus, um die Nachfrage zu befriedigen und die Preisrally zu stoppen. Am Montag stieg der Ölpreis auf mehr als 81 Dollar pro Barrel, plus 2,5 Prozent. Damit ist der höchste Stand seit drei Jahren erreicht, referiert unsere Titelstory. Auch Gas wird teuer – die teurere Energie könnte zuerst die Preise weiter nach oben treiben und dann die Konjunktur zum Absturz bringen. Das wäre dann die von allen befürchtete Stagflation.

Alles roger, wir mögen uns, die FDP erwarte nun, dass die Union heute in ihrem Sondierungsgespräch die Grünen „herüberziehe“ – dieses Stimmungsbild aus einer vertraulichen Sitzung zeichneten dankbar etliche deutsche Medien. Die Liberalen hätten bekundet: Ja, wir wollen „Jamaika“. Parteichef Christian Lindner habe ausgiebig über Wirtschafts- und Finanzpolitik reden können. FDP-Arbeitsexperte Johannes Vogel dementiert das alles nicht, merkt aber an, er habe an drei Sondierungsgesprächen teilgenommen und aus zweien sei nichts nach draußen gedrungen. Vogel: „Das fällt auf, liebe Union – und es nervt!“

Gestern noch sondieren, heute schon monieren. Und CDU-Chef Armin Laschet wirkt auf dem Weg zum Grünen-Jamaika-Talk wie „Dead Man Walking“.

Der durch Corona geschwächte Bundeshaushalt eignet sich für keinen Koalitionär als neue Geldverteilungsstation. Im Gegenteil, hier werden 2022 noch mal 100 Milliarden Euro Schulden gemacht, erst von 2023 an sinkt die Summe in der Planung von Noch-Finanzminister Olaf Scholz auf fünf Milliarden – die Schuldenbremse lässt grüßen. Und so müssen die Ministerien laut Scholz-Plan nun sparen wie ein Bauherr aktuell am zu teuren, kaum mehr verfügbaren Holz.

Das Verteidigungsressort soll zwischen 2022 und 2025 statt rund 50 Milliarden nur noch 46,7 Milliarden Euro ausgeben, wie wir analysieren. Der Etat des Verkehrsministeriums des politischen Geisterfahrers Andreas Scheuer schrumpft um 8,6 Milliarden auf 32,8 Milliarden Euro. Nur die Rentenkasse bekommt zehn Milliarden Euro Steuerzuschuss extra. Schließlich entscheidet die ältere Generation an der Wahlurne.

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So verhält es sich auch bei Volkswagen mit der Aufsichtsratssitzung am 12. November. Im Gremium geht es um die Investitionsplanung. Wo werden die zukunftsträchtigen Elektroautos künftig hergestellt? Käme eines der Modelle – wie der ID.5 – nach Wolfsburg, würden die Auslastungssorgen dort rasch kleiner werden. Corona und Chipmangel haben dem größten deutschen Industrieunternehmen an dieser Stelle stark zugesetzt.

Betriebsratschefin Daniela Cavallo sieht eine „besorgniserregende Situation“ – 2021 droht am Stammwerk ein Produktionstief, das historische Negativdimensionen für die Zeit nach 1945 erreicht. Volkswagen-Chef Herbert Diess kennt die Problematik und hielt neulich vor 120 Managern eine Ruckrede. Sie galt dem Werk und der Region: „Wir müssen Wolfsburg endlich zukunftsfähig machen.“

Ein Lebensmittel-Discounter verkauft Waren, die zu Müll werden, aus dessen Entsorgung wiederum neue Ware wird. Diesen Kreislauf bedient jetzt Branchenkönig Aldi. Er lässt offenbar eine Kooperation mit dem Entsorger Interseroh+ aus der Berliner Alba Group in eine Firmenhochzeit münden. Damit käme es zur abermaligen Konfrontation mit Marktrivale Lidl, der mit dem Entsorgen von Abfällen bereits zwei Milliarden Euro umsetzt.

Quelle: Imago
Kunststoff wird im Handel immer mehr zum begehrten Sekundärrohstoff.
(Foto: Imago)

Konzernherr Dieter Schwarz hat mit der Tochter PreZero eine eigene Fachfirma aufgebaut, die inzwischen – nach einigen Zukäufen – zu den europäischen Branchenführern zählt. Ein Aldi-Nord-Manager schwärmt: „Der Zugriff auf Sekundärrohstoffe eröffnet uns neue Geschäftsfelder und bringt uns Unabhängigkeit.“

Und dann ist da noch ein vierjähriger Hengst, der so ähnlich wie ein Renaissance-Dichter und wie ein Drama von Goethe heißt, also wie „Torquato Tasso“. Doch der Sieger des Prix Qatar Arc de Triomphe, der inoffiziellen Weltmeisterschaft der Vollblüter, leistet sich ein „r“ mehr. Jedenfalls gewann der krasse Außenseiter „Torquator Tasso“ den Wettbewerb und ergaloppierte sich und seiner Entourage fast 2,9 Millionen Euro. Die Pferde-Branche sieht einen Sieg des „deutschen Vollbluts“, das Gestüt Auenquelle einen kommerziellen Coup.

Besitzer sind Karl-Dieter Ellerbracke, Präsident der Auktionsgesellschaft BBAG in Baden-Baden, sowie Peter Michael Endres, einst CEO der Ergo Direkt Versicherungen und heute Multi-Aufsichtsrat im Assekuranzwesen. Eine Weisheit dürften die beiden teilen: „Pferde sind die besseren Menschen, Menschen die schlechteren Pferde.“

Ich wünsche Ihnen einen wundervollen Start in die Woche.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr
Hans-Jürgen Jakobs
Senior Editor

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