Morning Briefing: Ein neuer Friedensplan für die Ukraine – und ein großer Haken

Ukraine: Europäer arbeiten angeblich an Friedensplan
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser!
Die europäischen Staaten und die Ukraine bereiten laut Berichten der Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg einen Vorschlag für einen Zwölf-Punkte-Plan vor, um den Krieg Russlands gegen die Ukraine entlang der aktuellen Frontlinien zu beenden. Die russische Regierung verlangt jedoch seit Langem, dass die Ukraine vor einer Waffenruhe der Abtretung weiterer, bislang nicht russisch besetzter Gebiete zustimmt.
Die Nato wiederum hat für heute überraschend ein Treffen zwischen Generalsekretär Mark Rutte und US-Präsident Donald Trump in Washington angekündigt. Als Hintergrund des Treffens gelten die aktuellen Bemühungen Trumps um ein Ende des Ukraine-Kriegs.
Der US-Präsident hatte jüngst erneut mit Russlands Oberhaupt Wladimir Putin telefoniert und danach auch ein baldiges Treffen mit dem Kreml-Chef in Budapest in Aussicht gestellt. Am Dienstag berichteten US-Medien allerdings, dass die Planungen für das Treffen schon wieder auf Eis lägen oder sich zumindest verzögerten.

Politiker werfen AfD Spionage vor
Der Innenminister von Thüringen, Georg Maier (SPD), sieht Anhaltspunkte dafür, dass die AfD für Russland spionieren könnte. „Schon seit geraumer Zeit beobachten wir mit zunehmender Sorge, dass die AfD das parlamentarische Fragerecht dazu missbraucht, gezielt unsere kritische Infrastruktur auszuforschen“, sagte Maier unserem Reporter Dietmar Neuerer.
Nach Angaben des Ministers wurden allein in Thüringen in den vergangenen zwölf Monaten 47 entsprechende Anfragen gestellt – mit „steigender Intensität und Detailtiefe“. Betroffen seien etwa die Verkehrsinfrastruktur, die Wasserversorgung, die digitale Infrastruktur und die Energieversorgung.
Der Vorsitzende des Geheimdienste-Kontrollgremiums im Bundestag, Marc Henrichmann (CDU), teilt die Einschätzung von Minister Maier:
Anlass für die Warnungen ist die geplante Reise des Vizefraktionschefs der AfD im Bundestag, Markus Frohnmaier, nach Moskau. Die AfD verwahrte sich gegen die Spionagevorwürfe. Der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion, Bernd Baumann, sprach von „irrwitzigen Verdächtigungen“:

Rossmann und Lidl erwägen Online-Apotheken
Die Drogeriemarktkette dm will in den nächsten Wochen mit ihrer Online-Apotheke starten. Noch fehlen letzte behördliche Genehmigungen, aber: „Wir sind zuversichtlich, noch in diesem Jahr an den Start gehen zu können“, sagte dm-Marketingchef Sebastian Bayer gestern. Weil in Deutschland nur approbierte Apotheker eine Apotheke betreiben dürfen, will dm apothekenpflichtige, rezeptfreie Medikamente aus Tschechien heraus versenden.
Dabei muss sich dm voraussichtlich unerwarteter Konkurrenz stellen: Auch Wettbewerber Rossmann und der Discounter Lidl prüfen den Einstieg in den Versand von Medikamenten, wie mehrere Brancheninsider dem Handelsblatt berichten.
Der deutsche Markt für rezeptfreie Medikamente ist riesig – und hart umkämpft. Er erreichte laut Daten des Marktforschungsinstituts Datamed IQ 2024 mehr als 14 Milliarden Euro Umsatz, zu Endverbraucherpreisen gerechnet.

OpenAI mit eigenem Webbrowser
Der ChatGPT-Entwickler OpenAI bringt einen auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Webbrowser auf den Markt. Das „ChatGPT Atlas“ genannte Programm sei ab sofort weltweit für das Apple-Betriebssystem macOS verfügbar, teilte OpenAI gestern mit. Versionen für Windows sowie die mobilen Betriebssysteme iOS und Android sollen in Kürze folgen. Der Browser ist um den bekannten Chatbot ChatGPT herum aufgebaut.
Mit dem Schritt fordert OpenAI den marktbeherrschenden Browser Chrome des Google-Mutterkonzerns Alphabet heraus. OpenAI-Chef Sam Altman sprach von einer seltenen Gelegenheit,
Zum Beispiel für zusätzliche Erlöse: Zu einem Einstiegspunkt für Online-Suchen zu werden, könnte OpenAI zu erheblichen Werbeeinnahmen verhelfen.

Netflix verfehlt Gewinnerwartung
Das Geschäft des Videostreaming-Marktführers Netflix wächst weiterhin schnell. Der Umsatz stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 11,51 Milliarden Dollar. Beim Gewinn verfehlte Netflix allerdings die Analysten-Erwartungen. Das Ergebnis pro Aktie lag bei 5,87 Dollar, während an der Börse im Schnitt gut ein Dollar mehr erwartet worden war.
Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel zeitweise um rund fünf Prozent. Netflix verwies zur Begründung auf eine noch andauernde Auseinandersetzung mit den Steuerbehörden in Brasilien. Unterm Strich stieg der Gewinn im Jahresvergleich um fast acht Prozent auf knapp 2,55 Milliarden Dollar.

Luxusuhrentrend „zierlich statt martialisch“
In der Herrenmode kehren derzeit die 1920er Jahre zurück, mit ihren Bundfaltenhosen und Zweireiher-Jacketts. Dazu passend erlebt auf dem Markt für Luxusuhren eine Marke ihr Comeback, die vor 100 Jahren ihre erste große Zeit hatte: Die viereckigen Uhrenmodelle „Tank“ und „Santos“ von Cartier waren eine Zeit lang unter Liebhaberinnen und Liebhabern weniger gefragt. Nun steigt die Nachfrage nach den vergleichsweise zierlichen Uhren wieder. Verglichen mit dem Jahr 2022 ist der Anteil von Cartier an den Verkaufsumsätzen beim führenden Gebraucht-Uhrenportal Chrono24 um 77 Prozent gestiegen.
Laut Geldanalage-Chefreporter Markus Hinterberger steht hinter dem Trend vor allem die junge Generation Z: Die wende sich vom Uhrentrend der vergangenen Jahre ab, als vor allem dicke Taucher- oder Fliegeruhren gefragt waren.
Allerdings ist der Cartier-Anteil am Gesamtmarkt weiter überschaubar, wie unsere Grafik zeigt: Nach wie vor dominiert Rolex bei Chrono24 den Markt.

JP Morgan setzt 423 Meter hohes Zeichen
Wenn ein Konzern eine neue Zentrale einweiht, kann das Routine sein – oder ein Akt von hoher Symbolkraft. Das neue Hauptquartier von JP Morgan in Manhattan gehört eindeutig in die letztere Kategorie. Die Botschaft lautet: Hier will sich die größte Wall-Street-Bank nicht damit abfinden, dass das wahre Machtzentrum des Kapitalismus inzwischen einige tausend Kilometer weiter im Silicon Valley liegt.
Um das zu belegen, wird mit allem aufgewartet, was Prestige verspricht: Bis zum Jahresende sollen 10.000 Mitarbeiter der Bank in den 60-stöckigen Wolkenkratzer an der Park Avenue einziehen, der von Star-Architekt Norman Foster entworfen wurde. Die Lobby zieren zwei riesige Auftragsarbeiten von Gerhard Richter.
Der drei Milliarden Dollar teure Turm soll indes nur der Start eines noch ambitionierteren Projektes sein, wie CEO Jamie Dimon am Dienstag bei der Einweihungsfeier verkündete: Die Bank plant ringsum einen eigenen Firmen-Campus, ähnlich wie ihn die Tech-Konzerne Apple und Google betreiben.
Von Homeoffice und hybridem Arbeiten – Sie ahnen es wahrscheinlich – hält Dimon wenig.
Ich wünsche Ihnen einen Mittwoch mit Bodenhaftung.
Herzliche Grüße,
Ihr






Christian Rickens





