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Elektromobilität Schau mir in die Augen, Kleiner – der Honda-e im Handelsblatt-Autotest

Der Honda-e ist unserem Tester gleich ins Auge gefallen. Kann der kompakte Elektro-Japaner mit dem großen Bildschirm den hohen Erwartungen gerecht werden?
20.01.2021 - 09:53 Uhr 4 Kommentare
Der Japaner setzt auf ein mutiges Design und viele digitale Helfer.
Honda-e

Der Japaner setzt auf ein mutiges Design und viele digitale Helfer.

Düsseldorf Mit der Liebe auf den ersten Blick ist es ja so eine Sache. Auf große Erwartungen folgt viel zu oft eine große Enttäuschung. Insofern kann ich nicht sagen, ob der Honda-e nun Glück oder Pech hat, ausgerechnet auf mich als Tester zu treffen. Denn bei mir, das kann ich so deutlich sagen, war es Liebe auf den ersten Blick.

Im Jahr 2017 feierte der elektrische Honda auf der IAA in Frankfurt seine Premiere. Damals hieß er noch Honda Urban EV Concept – war also ein sogenanntes Konzeptauto, von denen die Hersteller selbst oft gar nicht wissen, ob sie nur was fürs Auge sein sollen oder irgendwann in Serie gehen. Das Feedback fiel aber wohl so positiv aus, dass man sich bei Honda für Letzteres entschied – und spätestens seit dieser Ankündigung warte ich auf eine Testfahrt.

Der kleine Japaner fällt im Einheitsbrei der aktuellen Autowelt sofort auf: Der Honda ist gradlinig und clean wie ein Auto aus längst vergangenen Zeiten. Mit seiner kantigen Front erinnert das Modell mich an den Golf III, der mich mit seinen vier Gängen bis nach Südfrankreich brachte.

Trotzdem ist der Honda so modern, dass er nicht nur die vermeintlich gute alte Zeit beschwört. Der Testwagen in Schwarz-Weiß mit seiner wuchtigen Front und den LED-Kulleraugen könnte glatt als rollendes Designobjekt durchgehen.

Mit meiner Begeisterung stehe ich nicht allein, vorab wurde der Honda mit Preisen überhäuft: „German Car of the Year“, Red Dot Design Award. Viel mehr Vorschusslorbeeren kann sich ein Auto aus Japan im Autoland Deutschland kaum wünschen.

Wann hat man schon zuletzt einem Honda hinterhergeschaut? Eben. Insofern kann man den Mut, den die Japaner mit dem Honda-e zeigen, gar nicht hoch genug bewerten. Hier hat man nicht nur einen Verbrenner elektrifiziert, sondern was Eigenes gewagt. Egal, ob man es liebt oder hasst – aber gefühllos bleibt man beim Honda-e nicht zurück.

Der Honda-e setzt seine Designlinie am Heck konsequent fort.
Design auch am Heck

Der Honda-e setzt seine Designlinie am Heck konsequent fort.

Die digitale Anzeige zieht sich komplett durch – von den digitalen Rückspiegeln bis zum Multimediasystem.
Alles im Blick

Die digitale Anzeige zieht sich komplett durch – von den digitalen Rückspiegeln bis zum Multimediasystem.

Dafür ist nicht nur sein Äußeres verantwortlich. Der Innenraum ist Honda ebenfalls gelungen. Der riesige Bildschirm, der sich über die komplette Armatur in Holzoptik zieht, die hellen Sitze: Alles erinnert an eine Lounge.

Die Plastikteile sind leicht mattiert – und darum weniger anfällig für Fingerabdrücke. Wer zum ersten Mal im Honda-e Platz nimmt, muss sich erst mal aufs Autofahren konzentrieren, um nicht von den vielen Eindrücken im Innenraum überwältigt zu werden.

Man merkt überall die Liebe zum Detail – von den Getränkehaltern bis zu den Knöpfen und den Gurtaufhängungen. Das erste Kennenlernen ist hier ein Erlebnis – auch wenn nicht alles intuitiv bedienbar und manches auch einfach unpraktisch ist. Während der Fahrt profitiert beispielsweise ein Beifahrer vom breiten Bildschirm. Vom Fahrersitz lassen sich die Kontrollen ganz rechts aber kaum bedienen.

Seitenspiegel hat der Honda-e nicht, die wurden durch Kameras ersetzt. Das ist nicht nur gut für die Aerodynamik, sondern auch für die Sicherheit. Denn die Bildschirme, auf die der Blick übertragen wird, hat Honda gut platziert – logischer als beim viel teureren Audi E-Tron. Man braucht hier kaum Eingewöhnungszeit. Zwei Dinge sind nicht ideal: Zum einen die Auflösung und der Kontrast, was sich vor allem im Dunkeln bemerkbar macht. Nachtsicht gibt es nicht. Die kamerabasierten Rückspiegel haben hier keinen Vorteil.

Zum anderen wurden die Warnsysteme – anders als beim Audi – nicht in das Kamerabild integriert. Hinweise werden über herkömmliche analoge Leuchten angezeigt. Hier hat man aus Sparsamkeit eine große Chance verschenkt.

Zurück zur Liebe auf den ersten Blick. Manches, was zunächst cool scheint, erweist sich mitunter als lästig. Die Griffe verschwinden in der Tür, sobald man das Auto abschließt, und fahren wieder aus, wenn man sich mit dem Schlüssel in der Hand nähert. Blöd allerdings, dass sie sich auch schließen, wenn man den Schlüssel im Fahrzeug vergessen hat. Dann bleibt nur noch der Weg über die hinteren Türen – und deren Griff hat Honda sehr gut getarnt.

Vorbildlich ist dagegen die Übersicht im Honda-e. Es gibt kaum ein Auto in der Kompaktklasse mit derartig viel Sicht in alle Richtungen. Das Panoramadach verstärkt diesen luftigen Eindruck. Die erste nächtliche Ausfahrt mit meiner Autoromanze endet mit einem Blick in den Sternenhimmel. Romantischer hätte es kaum laufen können.

Die fehlenden Rückspiegel dienen der Aerodynamik.
Kamera statt Rückspiegel

Die fehlenden Rückspiegel dienen der Aerodynamik.

Der Honda-e hat nicht nur einen Parkassistenten, sondern auch eine 360-Grad-Kamera und einen sehr, sehr kleinen Wendekreis.
Parkt sich leicht

Der Honda-e hat nicht nur einen Parkassistenten, sondern auch eine 360-Grad-Kamera und einen sehr, sehr kleinen Wendekreis.

Auf der Straße macht der Honda-e richtig Spaß. Die Beschleunigung ist elektrotypisch direkt und nahtlos. Dank des Hinterradantriebs weiß der Honda mit seiner Kraft auch sehr kontrolliert umzugehen – auch wenn eine sportliche Fahrweise natürlich Reichweite kostet. Mit ein bisschen Übung übersteigt der Verbrauch kaum die Herstellerangaben von 17,8 kWh – trotz eisiger Temperaturen.

Nur auf Geschwindigkeiten über 120 km/h reagiert der Honda allergisch. Hier steigt der Verbrauch locker auf 27 kWh und mehr. Die Höchstgeschwindigkeit ist ohnehin auf 145 km/h abgeriegelt. Deutsche Autobahnen sind eben für alle Elektroautohersteller die letzte große Herausforderung. Einem Auto mit einer derart selbstbewussten Optik hätte man da aber mehr zugetraut.

Nach ein paar Kilometern auf der Autobahn weiche ich darum lieber auf die Landstraße aus. Hier macht die Fahrt mit dem Honda-e nicht nur mehr Spaß, sondern erspart einem auch den baldigen Besuch der Ladesäule. Bei etwa 80 km/h gleitet der Honda wunderbar ruhig dahin.

222 Kilometer schafft der Honda-e laut Herstellerangaben mit einer Ladung. Doch selbst dieser vergleichsweise niedrige Wert ist nur theoretischer Natur – und wird selbst bei vollem Tank nicht angezeigt. Die Batterie ist mit 35,5 kWh-Stunden deutlich kleiner als bei Konkurrenten wie dem VW ID.3. Der Honda-e zielt eben – wie der Mini Cooper SE – eher auf die urbane Kundschaft.

Leider kostet jeder Komfort weitere Reichweite. Ich schalte die Heizung ein – zehn Kilometer verschwinden. Die Sitzheizung – noch mal drei Kilometer weg. Hier läuft halt alles über die Elektronik. Immerhin: Die Reichweitenangaben sind realistisch und schwanken nicht so stark wie bei anderen Elektroautos.

Einparken kann man problemlos ohne Assistenten. Das liegt nicht nur an der Übersichtlichkeit und der kantigen Bauform. Der Wendekreis ist mit 9,20 Metern sensationell, selbst ein VW Up landet bei 9,80 Metern. Wenden in wenigen Zügen ist so selbst in engeren Straßen möglich.

Ein bisschen ärgerlich sind die Sitze, die sich kaum individuell einstellen lassen. Die Auflagefläche für die Beine ist deutlich zu kurz, was sich auf längeren Strecken schnell in Form von Rückenschmerzen bemerkbar machen dürfte. Aber die legt man mit dem Honda-e ohnehin eher selten zurück. Denn viel Platz für Reisegepäck ist nicht: Der Kofferraum ist mit 171 Litern winzig – und man muss ja noch die Kabel unterbringen.

Geladen wird der Honda-e an der Front.
Unter der Haube

Geladen wird der Honda-e an der Front.

Um die Ladetechnik vor Feuchtigkeit zu schützen, bietet Honda optional noch eine Art Schutzzelt an.
Mit Vorzelt

Um die Ladetechnik vor Feuchtigkeit zu schützen, bietet Honda optional noch eine Art Schutzzelt an.

Das Laden dauert leider länger als erhofft. Auch wenn der Honda-e laut Herstellerangaben mit bis zu 50 kW laden kann, habe ich an einer entsprechenden Schnellladesäule nach einer Stunde und sechs Minuten gerade einmal rund 20 kWh aus der DC-Säule gezogen. Die kalte Batterie macht sich offensichtlich bemerkbar. Selbst an AC-Ladesäulen ist die Leistung auf 6,6 kW begrenzt.

Ein Glück, dass die verspielten Japaner den Käufer für lange Wartezeiten gewappnet haben. Der Honda-e verfügt nicht nur über einen HDMI-Anschluss, sondern auch über die Möglichkeit, eine ganz normale Playstation, Xbox oder andere Spielkonsolen über einen haushaltsüblichen Schukostecker anzuschließen. Das Bild wird auf den breiten Bildschirm übertragen. Wer will, kann so die Wartezeit an der Ladestation mit einer Partie Fifa 21 oder einem Film auf Netflix verbringen.

Dabei muss man sich auch nur bedingt Sorgen um das Datenvolumen machen: Der Honda-e hat ein bordeigenes Wifi, an das mitgebrachte Geräte angeschlossen werden können. Hier wirkt das Elektroauto tatsächlich bereits wie ein Smartphone auf Rädern.
Seine Coolness wird dem Honda-e auch an anderer Stelle zum Verhängnis: Der Ladeanschluss ist mitten auf der Motorhaube angebracht. Das ist optisch toll, aber hat kaum Vorteile. Zum einen raubt der Ladeanschluss Platz, den man besser für einen zweiten Kofferraum verwendet hätte, zum anderen ist der Ladeanschluss nach oben geöffnet.

Regen oder Schnee landen daher direkt in der Öffnung. Kein gutes Gefühl, wenn man gerade mit Starkstrom hantiert – auch wenn laut Herstellerangaben alles sicher ist. Bei Honda selbst ist man sich des Problems bewusst. Darum kann man gegen Aufpreis eine Art Minizelt kaufen, das sich um den Ladeanschluss legen lässt, um ihn vor Feuchtigkeit zu schützen. Ideal ist das nicht.

Das verbaute Sprachsystem ist bei fast allen Herstellern schlecht, doch bei Honda ist es noch eine kleine Spur schlechter. Selbst der verbaute persönliche Assistent, der wie ein gezeichneter Smiley auf dem Bildschirm erscheint, erzählt auf Wunsch zwar viele unlustige Witze, liefert aber kaum hilfreiche Informationen. Die 49 Euro, die der Assistent im Jahr kostet, kann man sich sparen.

Gut, dass man sich bei langen Ladepausen die Zeit mit einer Spielkonsole vertreiben kann.
Spielpause

Gut, dass man sich bei langen Ladepausen die Zeit mit einer Spielkonsole vertreiben kann.

In den Kofferraum des Honda-e passen leider nur 171 Liter.
Kleiner Kofferraum

In den Kofferraum des Honda-e passen leider nur 171 Liter.

Sprachansagen werden so gut wie nie verstanden, und wenn doch, dann falsch. Die Anfrage „Fahre mich zur Kreuzbergstraße in Krefeld“ retourniert das System mit: „Meinten Sie ‚Kleine Kneipe‘ in Tönisvorst?“ Nein, meinte ich nicht, aber danke für das Angebot. Die Anfrage nach dem nächstgelegenen Wildgehege beantwortet das System immerhin mit einer konkreten Routenplanung – nach Kalifornien.

Wer eine zuverlässige Sprachsteuerung braucht, kann im Honda-e wenigstens Android Auto und Apple Carplay nutzen. Das geht über USB ziemlich problemlos. Allerdings hätte man sich die eigenen Systeme dann auch gleich sparen können. Egal ob Navigation oder SpotifyGoogle bedient die digitalen Helfer einfach besser.

Womit wir beim Preis wären. Der ist mit rund 33.000 Euro schon in der Basisvariante relativ hoch. Die getestete Advance-Variante mit 154 PS, Ausparkassistent und 360-Grad-Rundumsicht schlägt mit 38.000 Euro zu Buche. Für ein Kompaktauto ist das alles andere als ein Schnäppchen – und für das Geld könnte man auch auf einen VW ID.3 zurückgreifen, der auf deutlich mehr Reichweite kommt. Doch mehr Blicke – das ist sicher – wird man mit diesem Honda ernten.

Für mich hat der Honda trotz vieler Stärken mehr Schwächen, als ich für den Preis erwartet habe. Niemand ist perfekt, aber so ist das eben mit überzogenen Erwartungen. Und so endet meine Romanze mit dem Honda-e wie so manche Liebe auf den ersten Blick schnell. Wir können ja Freunde bleiben.

Technische Daten

Fünftüriges Kompaktauto

  • Länge: 3,89 Meter
  • Breite: 1,75 Meter (inklusive Außenspiegeln)
  • Höhe: 1,51 Meter
  • Radstand: 2,54 Meter
  • Kofferraumvolumen: 171 Liter, mit umgeklappter Rückbank: 571 Liter
Die LED-Leuchten machen was her.
Schau mir in die Augen

Die LED-Leuchten machen was her.

Und auch am Heck sind die 3D-Effekte in den Leuchten ein Hingucker.
Runde Sache

Und auch am Heck sind die 3D-Effekte in den Leuchten ein Hingucker.

  • Elektromotor
  • max. Leistung: 113 kW/154 PS
  • max. Drehmoment: 315 Nm
  • Akku: 35,5 kWh
  • Ladeleistung: max. 56 kW DC, max. 6,6 kW AC
  • Heckantrieb
  • Einganggetriebe
  • Vmax: 145 km/h
  • Verbrauch: 17,8 kWh/100 km
  • CO2-Ausstoß: 0 g/km
  • Effizienzklasse: A+
  • Preis: ab 33.000 Euro

Mehr: Mal groß denken: Der Mercedes EQV im Handelsblatt-Autotest

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4 Kommentare zu "Elektromobilität: Schau mir in die Augen, Kleiner – der Honda-e im Handelsblatt-Autotest"

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  • Netter Versuch, für 33.000 Euro Kleinstwägen an den Mann zu bringen, die zum künftigen Preis eines Model 3s exakt nichts bieten. Sich unter den Dinosauriern der Automobilindustrie nicht rechtzeitig am Energiemarkt und im Tankstellengeschäft, sowie der Beschaffung von Rohstoffen und Zellfertigungen aufgestellt zu haben, wird Opfer einfordern.

  • Das finden wir toll!

    Gut, dass man sich bei langen Ladepausen die Zeit mit einer Spielkonsole vertreiben kann.

  • (...) Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.

  • Diese Kleinen werden schon seit vielen Jahren immer mehr auf der Straße.

    Warum wohl?

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