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Mangelnde Ladedisziplin Plug-in-Hybride werden zum Klimaproblem

Dass Plug-in-Hybride deutlich mehr CO2-Ausstoß verursachen als versprochen, ist bekannt. Eine aktuelle Studie beziffert nun die Klimaschäden des Mehrverbrauchs.
  • Holger Holzer
13.01.2021 - 12:15 Uhr 6 Kommentare
  • Spotpress
Plug-in-Hybride   - Mangelnde Ladedisziplin gefährdet Klimaziele   Quelle: Audi
Plug-in-Hybride

Die Halbstromer werden zu selten geladen.

Berlin Plug-in-Hybride gefährden die Klimaziele im Verkehr. Zu diesem Urteil kommt eine Studie im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Die Untersuchung des Instituts für Energie- und Umweltforschung (ifeu), des Öko-Instituts und der Umweltschutzorganisation „Transport & Environment“ rechnet für 2030 mit bis zu 4,3 Millionen Tonnen zusätzlichen CO2-Emissionen durch die Teilzeitstromer. Aus umweltpolitischer Sicht sollte die Förderung aus Kaufprämie und Steuervorteilen dringend überprüft werden, so die Experten.

Die Studie erwartet 2030 rund 2,6 Millionen Plug-in-Hybrid-Pkw in Deutschland. Legt man den theoretischen Normverbrauch zugrunde, würden diese in einem Jahr rund 2,4 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen. In der Praxis werden es den Wissenschaftlern zufolge jedoch 6,7 Millionen Tonnen sein. Zumindest dann, wenn es bei den derzeitigen geringen elektrischen Fahranteilen bleibt.

Selbst mit mehr Elektro-Disziplin wird der Zielwert verpasst: Gelingt es, das tägliche Laden bis 2030 sukzessive zum Standardfall zu machen, so liegen die Mehremissionen bei etwa 0,8 Millionen Tonnen. Die Verfasser der Studie schätzen, das schon nach bisherigen Erkenntnissen das CO2-Ziel im Verkehrssektor von 95 Millionen Tonnen für das Jahr 2030 um etwa 30 Millionen Tonnen CO2 überschritten wird.

Grundlage der neuen Berechnung sind Untersuchungen des Fraunhofer ISI und des ICCT, die sich wiederum auf Verbrauchstests im realen Verkehr beziehen, wie sie etwa der ADAC durchgeführt hat.   Das ifeu sieht mehrere Gründe für den zu hohen Klimagas-Ausstoß. Dazu zählen die lückenhafte Ladeinfrastruktur an den Standorten der Fahrzeuge sowie fehlende wirtschaftliche Anreize für die Nutzer zum Laden.

Hoher Verbrauch auf der Langstrecke

Vor allem bei Dienstwagen spiele allerdings auch die oftmals hohe Fahrleistung und Fahrtlänge eine wichtige Rolle, die auch bei großer Ladedisziplin den erzielbaren elektrischen Fahranteil begrenze.

Auch technische Faktoren spielen eine Rolle: So sind die theoretisch möglichen Elektro-Reichweiten in der Praxis kaum realisierbar, vor allem nicht bei höheren Fahrgeschwindigkeiten oder wenn der Fahrer viel Beschleunigungsleistung abruft.   Mit Plug-in-Hybriden sind die EU-Klimaschutzziele nach Einschätzung der Experten aktuell nicht zu erreichen.

Die Förderung solcher Fahrzeuge durch nationale Politiken führe bei gegebenen CO2-Standards letztendlich zu einem Anstieg der Pkw-Flottenemissionen. Wenn nicht auf nationaler Ebene, so doch zumindest auf EU-Ebene. Dies gelte insbesondere für PHEV als Firmenwagen, da diese derzeit die geringsten elektrischen Fahranteile aufweisen, gleichzeitig aber am stärksten subventioniert werden.

Plug-in-Hybride sind nicht erst seit der ifeu-Studie und den Ergebnissen von Fraunhofer und ICCT in der Diskussion. Gegner der Antriebstechnik kritisieren schon länger hohe Realverbräuche und geringe E-Fahranteile. Befürworter sehen in ihnen eine Brückentechnologie bis zur Verfügbarkeit von Langstrecken-E-Autos und betonen die Möglichkeit, kürzere Strecken lokal emissionsfrei zurückzulegen.

Mehr: CO2-Wunder oder Klima-Mogelpackung? So grün ist der Hybridantrieb

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6 Kommentare zu "Mangelnde Ladedisziplin: Plug-in-Hybride werden zum Klimaproblem"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Ich bin das Schlechtreden der PHEV leid! Herr Helimund weist korrekt darauf hin, dass es nur darum geht, das reine Elektroauto zur "heiligen Umweltschützerin" zu erklären. Wir haben im Betrieb mehrere PHEV, die fast täglich an der Steckdose hängen. Aber jede Lithium-Ionen-Batterie soll erst bei niedrigem Ladestand nachgeladen werden, so dass Kleinstladezyklen nicht sinnvoll sind. Und wer meint, dass Strom gerade jetzt im Winter regenerativ ist, der irrt! Phasenweise sind 90% konventionell hergestellt. Und dann ist jeder Diesel und PHEV im Benzinbetrieb um ein Vielfaches umweltfreudlicher als ein Elektroauto. Wenn man dann noch den CO2- Verbrauch und die Umweltschädigung zur Herstellung eines Elektroautos betrachtet - Kohle von Neuseeland mit Schweröl nach Chile, dort Verstromung für die Kupferminen, Kohlestrom in China zur Herstellung der Akkupacks, Schwermetalleinleitung und Feinstaubbelastung beim Abbau seltener Erden, dann ist PHEV eine sinvolle Lösung.

  • Das Verteufeln der Plug-In-Hybride liegt wohl eher daran, dass man den Verbrenner ganz aus dem Angebot streichen will, obwohl noch sehr viel für eine funktionierende E-Mobilität fehlt. Wenn es darum geht die Ladefaulheit der Hybrid-Besitzer abzustellen, dann könnte man mit einer intelligenten Motorsteuerung dagegen arbeiten. Immer dann, wenn der Akku leer ist, wird nur noch geringe Motorleistung des Verbrenners angeboten. Wenn man dann noch die Ladekapazität der Hybride erhöht und den elektrischen Antrieb zur Spritverbrauchsreduktion einsetzt, dann sind auch Hybride sinnvoll im Klimaschutz einsetzbar. Leider zählen bei vielen Klimaschützern nur die 100%-Lösungen, die aber müsste man dann weltweit einsetzen, wenn es dem Klima nützen sollte. Funktioniert aber nicht.

  • @Gehlen
    Die Frage allerdings die sich dann aufdrängt ist warum sie bei diesem Fahrbedarf nicht gleich ein vollelektrisches Auto fahren. Sie würden einen Haufen Geld sparen.
    Aus meiner Sicht haben sie unbewusst den Kritikern recht gegeben. Entweder, was der statistischen Mehrheit offenbar entspricht, fahren die Leute zu wenig elektrisch, dann erreicht man keine Klimaziele oder man fährt zu wenig Benzin, dann kann man sich überlegen ob man sich das überhaupt hätte sparen können.
    Ich war übrigens ein voll elektrisches Auto 250 km Reichweite bei Tempo 130. Ich bin im letzten Halbjahr 20.000 km gefahren und keine der ladebedingten Pausen hat mich gestört. Das auffälligste ist im Übrigen für mich neben dem guten Fahrgefühl eines Elektroautos, der günstige Gesamtpreis. Dennoch günstiger ist als ich es kalkuliert hatte, da ich hier am Wohnort und häufig genug an den Zielorten kostenlos laden kann.

  • Stimme mit Herrn Gehlen vollkommen überein; habe selbst einen Mitsubishi Outlander PHEV und könnte de facto 100% rein elektrisch fahren, wenn es einfache, bequeme und kostenmässig korrekte (die kWh zum normalen Haushaltstarif) Lademöglichkeiten gäbe, und zwar überall dort, wo der PHEV normalerweise steht (am Stellplatz in der Tiefgarage des Mehrparteien-Eigentumshauses; am Arbeitsplatz; beim Fitnesscenter; bei den Einkaufszentren; bei den Beherbergungsbetrieben; Gaststätten; Tennisplatz; Schule; Universität; etc.). Am unverdient schlechten Image der PHEV sind somit weder die Fahrzeuge selbst oder deren Fahrer schuld sondern einzig und allein die Politik bzw. das ganze "Drumherum" der Elektromobilität, insbesondere die zurzeit völlig verfehlte (öffentliche) Ladeinfrastruktur, zumindest bei mir in Wien bzw. Österreich. Ein PHEV muß nämlich immer wenn er irgendwo abgestellt wird, sofort (möglichst einfach und bequem) angesteckt werden (können).

  • Meine persöhnliche Erfahrung widerspricht der Studie.
    Ich fahre einen X5 45e. Letztes Tanken war am 10. Oktober 2020. Stand heute morgen bin ich seitdem 4.987 km gefahren, davon 4.901 elektrisch. Der BenzinTank ist also noch fast voll.
    Allerdings, ohne Lademöglichkeiten ist es tatsächlich schwierig zu laden. Logisch. Dazu braucht es keine Studie.

  • Die Dinger sind die absolute Mogelpackung und bekommen auch noch die Steuerermässigung als Dienstwagen. Nur deshalb werden sie gekauft. Die Lobby hat ganze Arbeit geleistet. Statt Abwrackprämie gibt es PHEV mit Steuerermässigung und E-Auto-Prämie. TOLL!

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