Amphibien- und Allradauto B 612-A Wie Hobbycar baden ging

Die Basiskonstruktion bestand aus zwei Edelstahl-Längsträgern, die den Mittelmotor hielten, in einer wasserdichten Monocoque-Fahrgestellschale.
Er war nicht nur offen, wie sich das eben für ein Cabrio so gehört, er kletterte auch vierradgetrieben Steigungen und Hänge hoch. Und, so ganz nebenbei, konnte er auch noch schwimmen: Der B 612-A von Hobbycar. Das Amphibienfahrzeug trug, vielleicht ein klein wenig unpassend, den Namen eines Sternes. Nämlich jenes Asteroiden, den der bekannte französische Schriftsteller St. Exupéry als den Heimatplanet seinen legendären kleinen Prinzen ausgemacht haben wollte.
Gegründet hatten das Unternehmen Hobbycar ebenfalls drei Franzosen im Jahr 1992. Allerdings war François Wardavoir, Serge Desmarais und Claude Poiraud mit ihrer Produktion in Garancières kein großer Erfolg beschieden. Schon 1994 traten finanzielle Schwierigkeiten auf, 1995 wurden die meisten Mitarbeiter entlassen. Mehr als 50 Fahrzeuge wurden nie gebaut.
Dabei war der B 612-A zu seinem Erscheinen sicherlich für einige Zeitgenossen die Erfüllung eines lang gehegten automobilen Traums – der eines multifunktionales Fahrzeugs, das handlich und offen ist, dabei wendig und sparsam.
Es verfügte über einen leistungsstarken Turbodiesel-Motor, brachte seine Kraft über Allradantrieb auf den Boden und kam auch im Wasser vorwärts, getreu dem Motto: „Wasser ist auch Gelände, nur eben flüssiger.“
Auf die schnöde technische Seite reduziert war das Hobbycar-Modell ein Viersitzer. Aber ein ganz besonderer, mit einer Monocoque-Fahrgestellschale aus Kompositwerkstoffen, verstärkt durch zwei Längsträger aus Edelstahl, die dem längs eingebauten Mittelmotor Halt gaben.
Das Antriebsaggregat, ein 1,9-Liter-Vierzylinder-Diesel mit Turboaufladung, stammte von Peugeot und leistete 92 PS. Das langte für eine Spitzengeschwindigkeit von 150 km/h.
Scheibenbremsen an allen vier Rädern stoppten den Bewegungsdrang zuverlässig und hatten mit dem fahrbereit gerade mal 950 Kilogramm wiegenden Leichtgewicht absolut keine Probleme. Dem Verbrauch tat das niedrige Gewicht auch gut, er lag bei fünf bis acht Litern auf 100 Kilometer.
Ein Extra-Goodie war der permanente Allradantrieb, an der Vorderachse mit Visco-Kupplung. Ein Böschungswinkel von vorne und hinten gleichermaßen 45 Grad hätte auch manchem „echten“ Geländewagen gut zu Gesicht gestanden, ebenso wie die Steigfähigkeit, die bei 100 Prozent, immerhin 45 Winkelgrad, lag.
In drei Stellungen verstellbare Stoßdämpfer, von zwölf Zentimetern Bodenfreiheit bis zu 30 cm bei extremem Geländeeinsatz, taten ein übriges, um das Hobbycar zum echten Kraxler werden zu lassen.

Zwei Hydrojets, jeder mit einer Schubkraft von 150 Kilogrann, brachten den B 612-A Joystick-gesteuert mit maximal fünf Knoten auch auf dem Wasser vorwärts.
Zwei Hydrojets, jeder mit einer Schubkraft von 150 Kilogrann, brachten den B 612-A Joystick-gesteuert mit maximal fünf Knoten auch auf dem Wasser vorwärts. Doch auch ohne seine Schwimmfähigkeit hatte das Hobbycar einen extrem hohen Auffälligkeitsgrad.
Es war gerade einmal 345 Zentimeter lang, dafür immerhin 168 Zentimeter breit – also fast halb so breit wie lang – und in der niedrigsten Position mit abgesenkter Frontscheibe knapp 109 Zentimeter hoch.
Die vier Passagiere transportierte das Hobbycar in eigenen Sitzmodulen, die alle vier jeweils mit Überschlagbügel und Sicherheitsgurt versehen waren.

Auch ohne seine Schwimmfähigkeit hatte das kleine wendige Hobbycar einen extrem hohen Auffälligkeitsgrad. Und kletterte mit permanentem Allradantreb wie eine Bergziege.
Die hinteren Sitze standen gegen die Fahrtrichtung, bei allen Sitzen ließen sich die Rückenlehnen umklappen. Sie dienten so als Verschlusshaube und Abdichtung gegen überschwappendes Wasser.
Zusätzlich gab es noch ein zweiteiliges, starres Hardtop oder ein Nylonverdeck. Der Preis lag damals bei rund 100.000 Mark. Das schreckte viele Fans und an Amphibienfahrzeugen interessierte Automobilisten ab. Auch, dass man bei Hobbycar bereits frühzeitig an Mini-Großraumlimousinen im Stil eines Renault Scenic versucht hatte, nützte nichts. Die Produktion musste 1996 schließen.
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