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Autoclub-Affäre Neuer Vorwurf gegen ADAC wegen Batterieverkaufs

Der ADAC macht weiter schlechte Schlagzeilen: Angeblich drängt der Club seine Pannenhelfer dazu, Kunden teure Auto-Batterien aufzuschwatzen. Für die Mitarbeiter bedeutet jede verkaufte Batterie eine Leistungsprämie.
31.01.2014 Update: 31.01.2014 - 19:07 Uhr 1 Kommentar
Laut Pannenstatistik gab es 2012 insgesamt 685.751 Fälle, in denen Autos wegen Batterie-Problemen liegenblieben. In 165.000 Fällen hat der ADAC neue Batterien verkauft. Quelle: dpa

Laut Pannenstatistik gab es 2012 insgesamt 685.751 Fälle, in denen Autos wegen Batterie-Problemen liegenblieben. In 165.000 Fällen hat der ADAC neue Batterien verkauft.

(Foto: dpa)

München Auf den ADAC prasseln immer neue Vorwürfe ein. Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ und des NDR-Magazins „Panorama“ drängt der Autoclub seine Pannenhelfer, eigens für den ADAC von der Firma Varta gefertigte Auto-Batterien zu verkaufen. Dementsprechend erhöhe sich ihre Bonus-Zahlung. Der Autoclub wies die Vorwürfe am Freitag zurück. „Der ADAC erzielt keinen Gewinn mit dem Austausch der Batterien im Rahmen der Pannenhilfe“, betonte ADAC-Sprecher Christian Garrels. Die Manipulationen beim Autopreis „Gelber Engel“ könnten unterdessen größer sein als bisher angenommen.

Den Recherchen der beiden Medien zufolge sagte ein ehemaliger Straßenwachtfahrer, der zehn Jahre als „Gelber Engel“ fuhr, zu den Folgen des Prämiensystems: „Autofahrern werden Batterien aufgeschwatzt, die sie nicht brauchen, oder die sie bei einem regulären Einkauf weit günstiger bekommen könnten.“ Auch andere Pannenhelfer hätten von entsprechendem Verkaufsdruck berichtet.

Laut Pannenstatistik gab es im Jahr 2012 demnach 685.751 Fälle, in denen der ADAC zu liegengebliebenen Autos mit Batterie-Problemen kam. In 165.000 Fällen, also bei fast jedem vierten Autofahrer, habe der ADAC nach eigenen Angaben neue Batterien verkauft.

Was dem ADAC zur Last gelegt wird
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14. Januar 2014

Seinen Lauf nahm der Skandal um den Automobilclub am 14. Januar, als Vorwürfe laut wurden, dass der ADAC die Abstimmungszahlen des Autopreises "Gelber Engel" manipuliert habe – mutmaßlich direkt durch die Führung der Kommunikationsabteilung.

Laut einem Bericht der „Süddeutsche Zeitung“ sollen nur 3.409 ADAC-Mitglieder bei der Wahl zum „Gelben Engel“ den VW Golf zum Lieblingsauto der Deutschen gewählt haben. Ein ADAC-Papier vom Dezember 2013 habe dagegen als offizielles Ergebnis 34.299 Stimmen genannt. Es sei nicht das erste Mal, dass der ADAC zwar nicht das Ranking selbst, wohl aber die Stimmenzahl manipuliert habe.

(Foto: dpa)
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16. Januar 2014

Bei der offiziellen Feier zur Auszeichnung des VW Golf mit dem "Gelben Engel" spricht Karl Obermair, Vorsitzender der ADAC-Geschäftsführung, vor den geladenen Gästen von "Unterstellungen und Unwahrheiten". Die Leser der Kundenzeitschrift "Motorwelt" hatten den Golf nach ADAC-Angaben mehrheitlich gewählt. Zu den Vorwürfen der "Süddeutschen Zeitung" sagte er, er könne nur versichern, dass die vier Buchstaben "ADAC" richtig abgedruckt worden seien. Im übrigen sei nichts älter als die Tageszeitung von gestern: "Mit der packt man den Fisch ein." Wie viele Leser sich tatsächlich an der Abstimmung beteiligt hatten, teilte der ADAC auch anlässlich der Preisverleihung nicht mit.

VW-Chef Martin Winterkorn, der den Preis für das Lieblingsauto in München entgegennahm, wollte sich nicht zu den Manipulationsvorwürfen äußern. "Das sollte die "Süddeutsche Zeitung" mit dem ADAC ausmachen, da halte ich mich raus", sagte er. "Ich glaube nicht, dass hier der Eindruck entstanden ist, dass hier ein Klüngel vorhanden ist."

(Foto: AP)
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17. Januar 2014

Unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe haben ADAC-Geschäftsführung und Präsidium eine lückenlose interne Prüfung angeordnet.

(Foto: dpa)
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19. Januar 2014

Der Leiter Öffentlichkeitsarbeit des ADAC und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", Michael Ramstetter, räumte die Manipulationen ein und legte sein Amt nieder. Weder Geschäftsführung noch Präsidium seien zuvor "über diese Unregelmäßigkeiten bei der Leserwahl" unterrichtet gewesen. Die anderen Kategorien beim Preis „Gelber Engel“ seien von den Vorgängen nicht betroffen, betonte der Autoclub. Er will Vertrauen zurückgewinnen und kündigte an, bis 2015 für die Abstimmung zum Lieblingsauto ein notariell überwachtes Verfahren zu entwickeln, das über jeden Zweifel erhaben sei.

(Foto: dpa)
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19. Januar 2014

Die Manipulationen werfen nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen auch ein Schlaglicht auf andere Tests und Statistiken des ADAC. "Auch die Pannen- und Tunnelstatistik müsste man jetzt untersuchen", sagte Dudenhöffer. "Wenn sie beim Gelben Engel lügen, könne man das auch für die anderen Bereiche nicht ausschließen", betonte er. Im ADAC-System laufe grundsätzlich etwas falsch. Der Autoexperte führt dies unter anderem auf das Fehlen von Kontrollmechanismen in dem Verband zurück.

(Foto: dpa)
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20. Januar 2014

Die Vorwürfe weiten sich aus: Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung ergaben erste interne Untersuchungen beim ADAC, dass zumindest 2012 und 2013 die Zahl der Stimmen künstlich erhöht wurde. Nach Informationen der Zeitung sollen neben Ramstetter auch leitende Mitarbeiter der "ADAC Motorwelt" in den Betrug eingeweiht gewesen sein. "Wir haben hier ganz klar einen Hauptverantwortlichen", sagte Obermair, alles andere müsse die Prüfung zeigen.

(Foto: dpa)
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20. Januar 2014

Die Bundesregierung rief den ADAC zu einer umfassenden Aufklärung der Manipulationen auf. "Es ist jetzt Aufgabe des ADAC, hier alle Karten auf den Tisch zu legen, möglichst transparent die Vorgänge aufzuarbeiten, auch rückblickend für die Jahre zuvor", sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer forderte eine unabhängige Prüfung. "Am besten ist jetzt: alles auf den Tisch, Transparenz, und nach Möglichkeit eine unabhängige, objektive Prüfung", sagte er vor einer CSU-Vorstandssitzung. Die Manipulationen hätten ihn nicht überrascht, denn er habe sich auch über andere Zahlen in der Vergangenheit gewundert. "Im Zusammenhang mit der Maut habe ich mich immer gefragt, wie man zu solchen Schlussfolgerungen kommen kann", sagte Seehofer.

(Foto: dpa)

Der Autoclub betonte dagegen, vor dem Tausch einer Batterie werde diese mit einem Batterietester geprüft. Mit Stichproben werde bei ausgetauschten Batterien geprüft, ob sie tatsächlich defekt sind. Damit werde die Qualität des Batterieaustausches gesichert.

Der ADAC bestätigte zugleich, dass die Mitarbeiter der Straßenwacht eine Leistungsprämie „im mittleren einstelligen Prozentbereich“ am Gesamtgehalt bekämen - dabei werde auch der Austausch von defekten oder leeren Batterien berücksichtigt. Es gebe jedoch keine Prämie pro Batterie und keine zusätzliche Leistungsprämie bei der Überschreitung einer bestimmten Anzahl ausgetauschter Batterien, betonte Sprecher Garrels. „Die Leistungsprämie dient als zusätzliche Motivation, die Pannenhilfeleistung in bestmöglicher Qualität zu erbringen.“

Dem ADAC entstünden bei jeder Pannenhilfe erhebliche Kosten etwa mit Einkauf, Lagerung und Einbau, betonte Garrels. Die Einnahmen über den Austausch der Batterien leisteten einen Beitrag zur Dämpfung der eigenen Kosten. „Das Angebot einer Autobatterie erspart dem Mitglied zusätzlichen Zeitaufwand für die Besorgung und zusätzlichen Aufwand für den Einbau einer neuen Batterie.“

Externe Prüfer sollen Licht ins Dunkel bringen
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1 Kommentar zu "Autoclub-Affäre: Neuer Vorwurf gegen ADAC wegen Batterieverkaufs"

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  • [...].
    ADAC steht wohl für Allgemeiner Deutscher Abzock Club.
    Eigentlich war das schon lange klar, nur hat niemand, auch kein Handelsblatt, das Thema angehen wollen.
    Der ADAC gehört zerschlagen. Er ist ein brutales, rücksichtsloses Wirtschaftsunternehmen, aber kein Verein!!! Beitrag von der Redaktion editiert. Bitte bleiben Sie sachlich.

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