Autohersteller entdecken das Netflix-Modell Den Porsche wechseln wie die Socken

Um jüngere Kunden für sich zu gewinnen, testen derzeit verschiedene Premium-Hersteller Abo-Modelle als Alternative zu Leasing und Finanzierung.
Düsseldorf Auf dem Asphalt kommt es nicht oft vor, dass Cadillac schneller ist als Porsche. Beim jüngsten innovativen Verkaufskonzept aber war die 114 Jahre alte amerikanische Luxusmarke etwas flotter als der Sportwagenhersteller aus Zuffenhausen. Beide teuren Marken, Cadillac wie Porsche, bieten ihren Kunden inzwischen an, bestimmte Modelle ihrer Palette fahren zu können – gegen Zahlung einer festen monatlichen Gebühr. Eine Flatrate für das Auto – nach dem Vorbild von Plattformen wie Netflix und Spotify.
Cadillac bietet seit Oktober seinen Kunden im Großraum München für eine Monatspauschale an, jederzeit auf neun verschiedene Cadillac-Modelle und die Sportwagen Chevrolet Camaro und Corvette zuzugreifen. Dabei können sie das gewählte Fahrzeug jederzeit wechseln und so lange fahren, wie sie möchten. „BOOK by Cadillac“ heißt das Programm, und wer sich die Abo-Gebühr leisten kann, fährt werktags die Performance-Limousine CTS-V, am Wochenende ein Camaro Cabrio, und in der Folgewoche ein SUV wie den Escalade.
Wie hoch die Flatrate für den deutschen Markt ist, will der Hersteller noch nicht verraten. In den USA, wo das Abomodell bereits in New York getestet wird, zahlen Kunden monatlich 1.500 Dollar, umgerechnet 1.275 Euro.
Ohne Leasing-, Finanzierungs- oder Kaufverpflichtung nutzt der Abonnent den Wagen, bestimmt den Zeitraum selbst, eine Kilometerpauschale gibt es nicht. Gebracht und abgeholt werden die Wagen von einem Concierge-Dienst, nachdem der Kunde die Buchung und Reservierung des gewünschten Modells per App erledigt hat. Noch ist das Ganze allerdings ein Pilotprojekt, das auf ein halbes Jahr und den Raum München als Testmarkt begrenzt ist. Auf der deutschsprachigen Website des Angebots kann man sich bislang nur für einen Newsletter anmelden.
Felix Weller, Vice President Cadillac Europe, will mit dem digitalen Projekt eine wachsende Zielgruppe von Fahrern ansprechen, deren Wünsche vom traditionellen Handel nicht bedient werden können. Im Blick hat die amerikanische Traditionsmarke des GM-Konzerns dabei vor allem eine jüngere Käuferschaft. Der durchschnittliche Cadillac-Käufer ist derzeit 60 Jahre alt.
Und auch die deutschen Premiumhersteller denken längst über Flatrates für ihre Modellpalette nach. Porsche hat sein neues Abo-Modell namens „Passport“ vier Wochen nach Cadillac im November gestartet und ebenfalls einen für die Marke wichtigen Testmarkt gewählt: Amerika. In der US-Metropole Atlanta können Kunden nun für einen monatlichen Festpreis so viel Porsche fahren, wie sie möchten – und dabei immer wieder das Modell wechseln. Neben der Kfz-Steuer und Fahrzeuganmeldung sind Versicherung, Wartung, Aufbereitung sowie Lieferservice im Preis enthalten.
Doch der hat es in sich, eine weitere Parallele zu Cadillac: Zwischen 2000 und 3000 Dollar pro Monat kosten die zwei Abomodelle namens „Launch“ und „Accelerate“. Das Basispaket Launch beinhaltet für monatlich 2000 US-Dollar den jederzeitigen Zugriff auf acht Modellvarianten, darunter 718 Boxster, Cayman S, Macan S und Cayenne. Für 3000 Dollar pro Monat stehen sogar 22 Modelle zur Wahl, etwa 911 Carrera S, Panamera 4S und Cayenne S E-Hybrid.
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