Die frühen Visionen der Autoentwickler 8.000 Kilometer mit einer Uran-Füllung
- dpa

Der frühere GM-Designchef Harley Earl kreierte in den 1950er Jahren Fahrzeuge wie das Raketenmobil Firebird I. In Serie gingen die Autos nie.
Berlin Ginge es nach Männern wie Harley Earl, wäre der tägliche Stau kein Problem mehr. Und auch über weite Wege müsste keiner mehr klagen. Earl war in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Designchef beim US-Konzern General Motors und hat Autos mit Fähigkeiten entworfen, nach denen sich viele heute noch sehnen.
Bei zu dichtem Verkehr konnten sie abheben, bei zu großen Distanzen haben sie kurzerhand eine Jet-Turbine gezündet. Natürlich glaubte auch Earl nicht an die sofortige Umsetzbarkeit solcher Ideen. Vielmehr schuf er Autos wie die legendären Firebirds als Blickfang für die GM-eigene Autoausstellung Motorama, die als „Parade des Fortschritts“ jedes Jahr durch Amerika tingelte.
Doch zu Zeiten, als erste Raumschiffe in den Himmel aufstiegen, hatten die Autoentwickler einen ausgesprochen weiten Horizont. Blicken sie heute mit ihren Messemodellen oft nur einige Jahre voraus bis zur nächsten Fahrzeuggeneration, waren Studien damals pure Science-Fiction.
Das Düsentriebwerk galt zu dieser Zeit als denkbarer Antrieb und hat es bei Chrysler mit dem Turbine Car nach fast 20 Jahren Forschung 1963 sogar in die Serienproduktion geschafft. „Allerdings wurden davon keine 100 Exemplare gebaut“, sagt der amerikanische TV-Star Jay Leno, der einen dieser Raketenwagen besitzt. „Die Idee ist leider etwas in Vergessenheit geraten“, bedauert der Autosammler.

Auto mit Atomantrieb: Das Showcar Nucleon sollte mit einer Uran-Füllung 8.000 Kilometer weit kommen, schwebte Ford für sein Reaktor-Modell vor.
Ähnlich populär war in dieser Zeit das Auto mit Atomantrieb: So gab es 1957 von Studebaker-Packard die Studie Astral, die sich ähnlich wie Raumschiff Enterprise ein Energieschild zum Schutz vor Unfällen leistete. Ford zeigte ein Jahr später das Showcar Nucleon mit Uranreaktor zwischen den Hinterrädern und einer Reichweite von 8.000 Kilometern. Und auch bei den Atommächten Frankreich und Russland wurde kräftig am Nuklear-Antrieb getüftelt.
Zeppelin auf Rädern
Gefahren sind diese Autos aber nach bisherigem Wissen nie. Es waren nicht nur Autodesigner und Entwickler, die ihren Ideen freien lauf ließen. Selbst Architekten fühlten sich berufen, neben den Straßen auch die Autos zu revolutionieren.
Von Le Courbusier gibt es zumindest den Entwurf eines Kleinwagens, und Richard Buckminster Fuller hat sein Dymaxion Car als Zeppelin auf Rädern in den 30er Jahren sogar gebaut. Es war extrem leicht, ungeheuer wendig und mit 190 km/h so schnell, dass ihm der Architekt später sogar das Fliegen beibringen wollte. Nach einem Unfall bei der Weltausstellung in Chicago 1933 verliefen die Entwicklungen allerdings im Sande.

Das Dymaxion Car von Richard Buckminster Fuller aus den 30er Jahren war ein bis zu 190 km/h schneller Zeppelin auf Rädern. Ein Unfall stoppte die Entwicklung.
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