Elektro-Studie So könnte die elektrische Alternative zur S-Klasse aussehen – der Mercedes Vision EQS
Düsseldorf Wer eine elektrische Limousine der Oberklasse fahren will, kommt aktuell nicht an Tesla vorbei. Die Kalifornier bieten mit dem Model S nach wie vor das einzige reine Elektroauto des Segments an. Ein Zustand, den die deutsche Autoindustrie schleunigst ändern will.
Porsche baut mit dem Taycan eine Art Sportlimousine, die schon heute bestellt werden kann. Im nächsten Jahr kommt auf der gleichen Basis der Audi E-Tron GT. Und bei Mercedes arbeiten sie mit Hochdruck an einer elektrischen Alternative zur S-Klasse. Weil die allerdings noch zwei Jahre auf sich warten lässt, machen die Schwaben jetzt schon mal mit dem Vision EQ S von sich reden. Schafft es die Studie, die Oberklasse in die elektrische Zukunft zu führen?
Anders als noch beim EQC sieht man diesem Auto schon auf den ersten Blick an, dass hier etwas radikal Neues kommt. Denn auf dem Weg in die Zukunft wird aus der traditionellen Luxuslimousine mit Stufenheck ein Raumgleiter, der von einer einzigen fließenden Linie überspannt wird.
Und wo sich S-Klasse und Co noch mit Chrom schmücken, sorgen hier hunderte LED für den nötigen Glanz. Sie schimmern hinter dem schwarz eingefärbten Kühlergrill und aus zahllosen kleinen Mercedes-Sternen im Heck, die das Rücklicht ersetzen, und sie ziehen sich in einem filigranen Band um das ganze Auto, trennen die Zweifarblackierung und kommunizieren mit der Außenwelt. Der eigentliche Scheinwerfer ist seiner Zeit noch mehr voraus: Er strahlt mit rotierenden Laser-Linsen, die ihre Lichtkegel fast wie Hologramme in die Nacht schicken.

Mit dem EQS demonstriert Mercedes, wie das Fahren der Zukunft aussehen könnte.
Innen dagegen empfängt einen der Vision EQS bei der ersten Sitzprobe mit einer Ruhe, die ungewöhnlich ist in der digitalen Welt. Denn es gibt weder Anzeigen noch Bedienelemente, und selbst das Lenkrad macht sich ungewöhnlich klein - erst recht, weil die obere Hälfte kurzerhand abgeschnitten wurde.
Statt auf Bildschirme, Touchpads und Schaltelemente blickt man deshalb auf eine reduzierte, aber hochwertige Fahrerumgebung, in der man die Hektik des Alltags vergessen kann. Auch das schlechte Gewissen bleibt draußen, weil alles nachhaltig ist: Das handschmeichlerische Kunstleder ist aus alten PET-Flaschen gefertigt, der Dachhimmel mit „ocean waste”-Plastik verkleidet und statt Tropenhölzern haben die Designer heimischen Riegelahorn verarbeitet.
Dagegen wirkt die S-Klasse antiquiert
Neben der entspannenden Atmosphäre bietet das neue Layout noch einen weiteren Vorteil: Ohne klassisches Cockpit wird das Armaturenbrett viel flacher und gewährt so ganz neue Ausblicke. Zusammen mit den großen Fensterflächen in den Flanken und im Dach wirkt der Vision EQS deshalb noch luftiger.
Aber bei aller digitalen Entgiftung wissen natürlich auch die Schwaben, das sie ohne Bedienelemente nicht auskommen - selbst wenn der Vision EQS in der Serie natürlich nahezu autonom fahren können wird. Deshalb gibt es eine aufwendige Projektionstechnologie, die Anzeigen, Schalter und Taster überall dort einblendet, wo man sie gerade braucht. Dagegen wirken die Bediensysteme in der aktuellen S-Klasse geradezu antiquiert.

Im Cockpit gibt es weder Anzeigen noch Bedienelemente. Per Projektionstechnologie werden sie dort eingeblendet, wo der Fahrer sie gerade braucht.
Wie es sich für eine Limousine der Sonderklasse gehört, ist von ihr jede Menge Fahrleistung zu erwarten. Während die handgefertigte und millionenteure Studie bei der Jungfernfahrt kaum mehr als Schritttempo fährt und sich auf ihren imposanten 24-Zöllern ganz vorsichtig, fast ein bisschen hölzern über den Belag tastet, soll der EQS in Serie keine Wünsche offen lassen: Allradantrieb und je ein Motor pro Achse mit insgesamt über 350 kW/467 PS ermöglichen den Sprint von 0 auf 100 km/h in weniger als fünf Sekunden und werden bei 200 km/h abgeriegelt.
Und weil die Akkus im Wagenboden eine Kapazität von mehr als 100 kWh bekommen, verspricht Mercedes bis zu 700 km Reichweite, die dank Schnellladung mit maximal 350 kW ohne langwierige Boxenstopps verlängert werden können.
So verheißungsvoll die ersten Meter mit dem Vision EQS sein mögen, so sehr schüren sie auch die Ungeduld. Denn obwohl Mercedes vorhat, gewaltig aufzuholen, so lassen sich die Schwaben eben doch noch mindestens zwei Jahre Zeit dafür. Immerhin haben sie noch einen Trumpf im Ärmel, der die Wartezeit verkürzen könnte: Schon im nächsten Jahr kommt erstmal eine neue, noch ganz normale S-Klasse.

Vor allem nachts verbreitet die LED-Beleuchtung im Innenraum des EQ S eine spacige Atmosphäre.
Datenblatt: Mercedes Vision EQS
Motor und Antrieb | Je ein Elektromotor pro Achse |
Max. Leistung: | über 350 kW/476 PS |
Max. Drehmoment: | über 760 Nm |
Antrieb: | Allradantrieb |
Getriebe: | Eingang-Automatik |

Kleine rote Mercedes-Sterne am Heck ersetzen beim EQS das Rücklicht.
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 200 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: | unter 5 Sekunden |
Batteriekapazität: | über 100 kWh |
Reichweite: | 700 km |
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