Elektromobilität Elektrischer Hoffnungsträger mit wenigen Schwächen – der VW ID.3 im Test
- dpa

Der ID.3 ist VWs neuer Hoffnungsträger. Er soll die Elektrifizierung der Flotte zügig voranbringen.
Düsseldorf Die Elektro-Versionen von Up und Golf waren nur das Vorspiel, doch jetzt macht VW ernst. Nach langem Vorgeplänkel bringen die Niedersachsen in diesem Sommer ihr erstes Akku-Auto, das dezidiert um den Elektromotor herum entwickelt wurde: Den ID.3
So groß und nach dem erhöhten Zuschuss aus Berlin auch nur so teuer wie ein Golf, soll er VW dabei helfen, Tesla die Marktführerschaft streitig zu machen. Deshalb kommt er nicht alleine, sondern ist das erste Modell aus dem so Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB), aus dem der Konzern über 30 Fahrzeuge ableiten und bis zum Ende der Dekade 20 Millionen Autos verkaufen will.
Genau wie früher bei Käfer und Golf zielt VW auch beim ID3 wieder in die Mitte des Marktes und platziert den Hoffnungsträger mit seinen 4,26 Metern ins Herz der Kompaktklasse. Und auch das im Windkanal glatt geschliffene, ohne viele Schnörkel gestaltete Design ist zwar etwas futuristischer als bei Golf und Co. Doch anders als beim BMW i3 dürfte es die konservative Kundschaft wenig provozieren.
Abgesehen vom dezenten Design, lässt VW wenig beim Alten. Denn spätestens beim Einsteigen katapultiert der ID3 die Generation Golf in eine andere Welt. Nicht nur, weil die kompakte, im Boden versteckte Elektrotechnik mehr Platz lässt für die Passagiere und man deshalb im Fond mindestens so gut sitzt wie im Passat. Sondern vor allem, weil VW das Bediensystem radikal reduziert hat.
Wie im neuen Golf gibt es quasi keine Knöpfe mehr, und selbst auf das klassische Cockpit haben die Niedersachsen diesmal verzichtet. Stattdessen steht hinter dem Lenkrad einsam ein kleiner Monitor, aus dem wie beim BMW i3 der Schaltknubbel wächst. Dazu gibt es als weitere Neuheit eine Leuchtleiste unter der Frontscheibe, die über Farbimpulse mit dem Fahrer spricht: Weiße Lichtpunkte signalisieren, dass die Sprachsteuerung zuhört, blaue helfen bei der Navigation, grüne zeigen eingehende Anrufe an und rote machen auf Gefahren aufmerksam.

Im VW ID3 gibt es kaum noch Knöpfe. Hinter dem Lenkrad befindet sich lediglich ein kleiner Monitor, aus dem der Schaltknubbel wächst.

Mit dem ID3 bringt VW erstmals ein reines Akku-Auto auf den Markt. Alle Bauteile wurden um den Elektromotor herum entwickelt.
Allerdings wird nicht alles, was am ID.3 neu ist, den Kunden gefallen: So läuft die Software jetzt auf nur zwei statt über 20 Steuergeräten, weil sie aktuell noch hakt. Zudem werden einige bereits angepriesene und verkaufte Funktionen erst nachträglich mit einem Update freigeschaltet.
Hinzu kommt, dass VW den Preis auch mit viel billigem Plastik auf Golf-Niveau senkt. Weil die Akkus im Einkauf fast mehr kosten als der Rest des Wagens, sparen die Niedersachsen bei der Materialgüte und muten den „First Movern” ein Ambiente zu, wie man es früher nur von den Billigautos aus Fernost kannte.
Beim Fahren dagegen wirkt der ID3 sehr vertraut. Mit seinem 150 kW/204 PS starken E-Motor beschleunigt er zumindest im Stadtverkehr mindestens so gut wie ein Golf GTI. Auch nervt er weder mit dem synthetischen Fahrgefühl, das manchen Stromern eigen ist, noch machen sich die etwas erhöhte Sitzposition oder das Mehrgewicht der Akkus bemerkbar.
Selbst das Bremsen ist zum Leidwesen passionierter E-Fahrer eher konventionell: Statt stark zu verzögern und so das Fahren mit einem Pedal zu ermöglichen, rollt der ID3 im Standard-Setup aus wie ein Benziner im Leerlauf und wird auch im effizienteren B-Modus nur langsam langsamer. Nur beim Tempo findet VWs neuer Protagonist ganz von selbst sein Limit. Denn wie die meisten Elektroautos wird er aus Rücksicht auf die Reichweite früh eingebremst, so dass bei 160 km/h Schluss ist. Umgewöhnen müssen sich die Golf-Fahrer außerdem beim Rangieren, weil die MEB-Autos einen sehr viel kleineren Wendekreis haben.

Die im Boden versteckte Elektrotechnik lässt mehr Platz für die Passagiere. Daher hat man es auch im Fond des VW ID3 sehr luftig.

Um die Chance auf einen Massenerfolg zu erhöhen, setzt VW mit dem ID3 erneut auf die Kompaktklasse.
Wie genau man seine Reise planen und wie oft man zwischendurch zum Laden stoppen muss, ist eine Frage des Preises: Die „First Edition”, die nach Abzug der Förderung rund 31.000 Euro kostet, fährt mit einem 58 kWh großen Akku und kommt bis zu 420 Kilometer weit. Für 10.000 Euro weniger und damit zum Basispreis des Golfs gibt es 45 kWh für etwa 330 Kilometer. Und wer lange Strecken fahren will, bekommt für geschätzte 50.000 Euro einen 77 kWh großen Akku, dem VW 550 Kilometer Reichweite attestiert. Damit fährt der ID3 auf Augenhöhe mit dem ansonsten größeren und teureren Tesla Model 3.
Fazit: Viel Platz und vernünftige Preise, alltagstaugliche Fahrleistungen und eine praxisgerechte Reichweite verpackt in einem frischen Design - so macht der ID3 den VW-Konzern tatsächlich fit für die Zukunft. Allerdings bleiben dabei mit den Lücken in der Software und vor allem der Materialanmutung ein paar Tugenden auf der Strecke, die den Niedersachsen früher lieb und den Kunden buchstäblich teuer waren.
Datenblatt: VW ID3 „First Edition”
Motor und Antrieb | Elektromotor |
Max. Leistung: | 150 kW/204 PS |
Max. Drehmoment: | 310 Nm |
Antrieb: | Heckantrieb |
Getriebe: | 1-Gang-Automatik |
Maße und Gewichte | |
Länge: | 4261 mm |
Breite: | 1890 mm |
Höhe: | 1552 mm |
Radstand: | 2765 mm |
Leergewicht: | 1719 kg |
Zuladung: | 541 kg |
Kofferraumvolumen: | 385 Liter |
Fahrdaten: | |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h |
Beschleunigung 0-60 km/h: | 3,4 s |
Durchschnittsverbrauch: | k.A. |
Reichweite: | 420 km |
CO2-Emission: | 0 g/km |
Batteriekapazität: | 58 kWh |
Schadstoffklasse: | k.A. |
Energieeffizienzklasse: | A+ |
Kosten: | |
Basispreis des VW ID3, ohne Förderung: | ca. 30.000 Euro |
Grundpreis des VW ID3 First Edition: | 39.995 Euro |
Typklassen: | k.A. |
Kfz-Steuer: | 0 Euro/Jahr |
Wichtige Serienausstattung: | |
Sicherheit: | Sechs Airbags, adaptiver Tempomat |
Komfort: | Klimaautomatik, Sitz- und Lenkradheizung, Sprachsteuerung |
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke
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Die Konzeption des VW ID.3 ist völlig unverständlich. Man hat die 14 cm hohe Batterie durchgehend am Fahrzeugboden montiert und darauf den gesamten Passagierraum aufgesetzt. Um eine ausreichende Innenraumhöhe zu erreichen musste man das Fahrzeug daher um diese 14 cm höher bauen. Mit äußerst negativen Auswirkungen auf das Fahrzeuggewicht und die Querschnittsfläche. Beides bedeutende Faktoren für den Energieverbrauch und damit die gerade bei E-Autos kritische Reichweite.
Bei einer Konstruktion, die eben die Batterie im Bereich der Fußräume ausspart, wären diese Nachteile vermieden worden. Und auch leicht möglich. Im Bereich unter den Vorder- und Rücksitzen, der früheren Mittelkonsole usw. wäre genug Platz für die Verteilung der Batterie gewesen. Bei den kleineren Batterien mit 45 und 58 kWh sowieso, bei der großen Batterie mit 77 kWh hätte man den Fußraum vor dem mittleren Sitzplatz auf der Rückbank nützen können. Dem Vernehmen nach entfällt nämlich dieser Platz aus Gewichtsgründen. Der ID.3 mit einer 77kWk-Batterie wird aus Gewichtsgründen voraussichtlich nur für 4 Personen zugelassen.
Da spielt es schon keine Rolle mehr, dass der ID.3 hat im Innenraum keineswegs auch nur annähernd die Materialanmutung und die haptische Qualität eines Golfs erreicht. Und das bei einem Fahrzeug, das mit der größten Batterie und der hochwertigsten Ausstattungslinie wohl unter 60.000 Euro, nämlich 59.995 Euro kosten wird.
also ich glaube sie schon, wenn man im Bereich bis 130Kmh fährt. Mit meinem Zoe und einer 41kwh Batterie komme ich im Sommer bei Geschwindigkeiten von 120Kmh auf 300KM und im Winter auf 250KM. Allerdings ist das auch ein ganz seltener Fall, da ich im Schnitt 100 KM pro Tag maximal Autobahn fahre und der Rest Stadt bzw. Stadtnah. Sobald man mit unterbrechung fährt , wie in ubanen Gegenden üblich, kommt die Stärke von E-Autos durch die Rückgewinnung beim Bremsen voll zum tragen. Außerdem E-Autos fahren nicht, sie gleiten ;-)
Die angebliche Reichweite des ID.3 glaube ich nicht. Der Tesla muß ja bei zügiger Fahrt alle 150 km an die Ladesäule. Das kann beim ID.30 nicht anders sein. Man sollte damit aufhören den Leuten ein X für ein U vorzumachen.