Triumph Scrambler im Handelsblatt-Test: Zeitmaschine in Schräglage
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Triumph Scrambler im Handelsblatt-TestZeitmaschine in Schräglage
Egal ob in der Mode, der Einrichtung oder bei Autos: Retro ist angesagt. An der Spitze der Retrowelle bei Motorrädern rollt die Triumph Scrambler. Auf der zweirädrigen Zeitmaschine fühlt man sich wie Steve McQueen.
Ein Retro-Bike, wie es am Feldrand, bzw. im Buche steht: Die Scrambler vom Triumph verbindet Oldie-Optik mit zeitgemäßer Technik. Geländesport-Motorräder von Triumph aus den Sechzigern standen Pate für klassische Details wie Gabel-Schutzbälge, Speichenfelgen, durchgehende Sitzbank mit Halteriemen und große verchromte Blinker.
(Foto: Sebastian Schaal)
Düsseldorf „Ist das ein Oldtimer?“ Die interessierte Frage des freundlichen Nachbarn, der die schwarz blitzende Testmaschine entdeckt hat, zeigt zweierlei: Triumph ist mit der 900er Scrambler ein schöner Zeitsprung gelungen. Das Motorrad sieht im positivsten Sinne retro aus. Aber es bleibt ein kleiner Zweifel: Das ist doch nicht wirklich Alteisen? Mit all dem Chrom, den modernen Scheibenbremsen und dem Hochglanz-Lack?
Nein, ist es natürlich nicht. Das rund 9.300 Euro teure Modell mit dem auffälligen, weil seitlich hoch gezogenen Auspuff ist voll und ganz auf der Höhe der Technik – und des Zeitgeistes. Denn letzterer predigt uns schon lange von ungezählten Magazinseiten entgegen: Fahrt Bobber, baut alte Serienkisten zu Scramblern um, denkt über Café Racer nach! Denn Motorradfahren macht Spaß, und es darf unvernünftig sein.
Die wichtigsten Punkte auf einen Blick
... allen, die bewusst genussvoll und dafür etwas langsamer unterwegs sein möchten.
... Royal Enfield Bullet, Kawasaki W 800, Triumph Bonneville, Moto Morini Scrambler.
... vor der Eisdiele, dem Café und in der Hauseinfahrt. Aber auch auf Landstraßen und Feldwegen.
... auf der Autobahn. Wegen der Stollenreifen neigt die Scrambler zu Pendelbewegungen.
... ist der Choke. Er hilft der Maschine beim Kaltstart wirklich. Letztendlich ist er „nur“ eine andere Einstellung der Elektronik, aber anstatt diese über einen Knopf am Lenker zu betätigen, beweist Triumph Stil und hat einen klassischen Choke verbaut.
... passt zum entschleunigenden Charakter der Scrambler. Der Paralleltwin bollert schön vor sich hin, ohne aufdringlich zu sein. In einem Café Racer wie der Thruxton könnte er aber ein wenig „böser“ sein.
... überzeugt auf unbefestigten Feldwege und Schotterpisten. Trotz Stollenbereifung und zwei guten klassischen Federelementen ist die Scrambler keine moderne Enduro für hartes Gelände.
Die Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren alten Zeit, als nun grau und füllig gewordene Motorradfahrer angeblich im Straßengraben kleinere Pannen einfach selbst weggeschraubt haben, sie ist allgegenwärtig. Die alternde Zielgruppe sehnt sich nach der Freiheit, der Unbeschwertheit, mit der sie damals fuhr. Als Jeans, Jethelm und Lederjacke reichten. Von vollprotektionierten Sicherheitswestenträgern, die per Helmfunk kommunizieren und Smartphones als Navi nutzen, ahnte man noch nichts, als Kawasaki Z900 oder Honda CB750 uns schwärmen ließen.
Und das Schöne ist: Wer dieses Stück Jugend reanimieren möchte, muss gar kein begnadeter Schrauber sein. Etliche Motorradhersteller haben längst fertige Produkte im Regal, wobei die britische Traditionsmarke Triumph mit der „Modern Classic“-Reihe und stilistisch passenden Zubehör- und Bekleidungsangeboten vielen voraus ist.
Top und Flop:
Edelstahl, verchromt. Die hoch positionierte Doppelauspuffrohre, Schalldämpfer im Retro-Stil und traditionelle gelochte Hitzeschutzbleche verleihen der Scrambler ihren einzigartigen Look. Allerdings ist der Sound zu schwachbrüstig, der Blick in den Zubehörkatalog obligatorisch. Von A wie Arrow, bis Z wie Zard.
(Foto: Sebastian Schaal)
Das gilt auch in Sachen Scrambler, einem Bike im dezenten Offroad-Look mit Speichenfelgen, altmodischer Sitzbank und grobstolligen Reifen. Hauptsächlich durchs Weglassen moderner Zutaten kombiniert es den Stil der 1960er Jahre gekonnt mit zeitgemäßer Technik.