Harley-Davidson FLS Softail Slim Eine Harley wie aus der Swing-Ära

Die Harley-Davidson FLS Softail Slim lässt den Bobber-Stil der Vierzigerjahre wieder aufleben.
Marbella/Spanien Flach und befreit von überflüssigem Zierrat musste in den Vierzigern des letzten Jahrhunderts ein Bike sein. Und mit der neuen Harley-Davidson FLS Softail Slim erfährt die lange Tradition der „Bobber“ eine moderne Fortsetzung – wobei niemand mehr gezwungen ist, selbst zum Werkzeug zu greifen, um Schutzbleche umzumontieren. Denn danach ist diese konzentrierte Zweiradbauweise benannt worden. Weil amerikanische Motorräder jener Zeit optisch oft noch schwerer wogen als nach dem tatsächlichen Gewicht, wurden nicht nur Motoren getunt – sondern beispielsweise auch Schutzbleche getauscht. Das originale Vorderradschutzblech mit dem charakteristischen „Bob“ – dem mehr oder minder angedeuteten Außenschwung am unteren Ende – wurde nach hinten gedreht über das Hinterrad montiert, während das hintere Blech ganz entfernt wurde. Weil nun der „Bob“ nach hinten gewandert war, sind diese Fahrzeuge bald „Bobber“ genannt worden, wobei das Vorderrad zumeist völlig ohne Schutzblech lief.
Ganz so radikal fällt bei der neuen Harley-Davidson FLS Softail Slim das "Bobben" natürlich nicht aus. Und doch verkörpert das Design des jüngsten Zugangs in der Softail-Familie geschickt den besonderen Reiz, der in dieser puristischen Fahrzeuggattung steckt. Dass die Zündspulen offen verbaut werden, hat beispielsweise nichts mit mangelhafter Verarbeitungsqualität zu tun. Zugleich rollt die Softail auf wuchtigen 16-Zoll-Speichenrädern. Jedoch haben die Hürden der Homologation den Einbau eines recht voluminösen Luftfilterkastens erfordert, der viel zu viel des fein gezeichneten V-Twins verdeckt.
Der Motor ist ein alter Bekannter, auch die Slim ist im Grunde ihres Herzens eine Fat Boy, die mit anderen Rädern und einem veränderten Heckaufbau einen völlig neuen Charakter darstellt, während Rahmen oder Gabel unangetastet geblieben sind. Und auch in Sachen Antrieb bewegt sich die jüngste Harley auf gewohntem Terrain, sorgt doch der bekannte Twin Cam 103B mit seinen 1.690 Kubik für standesgemäßen Vortrieb. Der von Ausgleichswellen beruhigte V2 leistet 79 PS bei 5.250 U/min, während das maximale Drehmoment von 132 Nm bei 3.250 U/min anliegt.

Weit vorn liegen die Fußrasten der Slim.
Verwaltet wird die Kraft vom per Wippe bedienten Sechsganggetriebe, das seinen Beinamen „Cruise Drive“ nicht zu Unrecht trägt. Bei Tempo 80 rotiert die Kurbelwelle mit rund 1.800 U/min, bei Tempo 100 sind es etwa 400 Touren mehr, wie man im kleinen Multifunktionsdisplay ablesen kann. Relaxt dirigiert man die Harley mit dem breiten „Hollywood-Lenker“ durch die Landschaft: Der Name verdankt sich der Querstrebe, an die Bobber-Freunde vor 60 Jahren ihre kleine Scheinwerferarmada schraubten. Ein bisschen Show musste dann doch sein.

Mit der Slim lässt es sich lässig cruisen, für die Hochgeschwindigkeitshatz auf der Autobahn gibt es geeignetere Motorräder.
Die Slim hingegen belässt es bei einem Zitat dieser Strebe, die selbstredend ebenso schwarz lackiert ist wie Motor, Felgen, Luftfilter, Scheinwerfer oder die Gabelbrückenabdeckung. Ein nettes Detail findet sich auch am Heck der mit Solositz – das Soziusgestühl ist inklusive Rasten für 298 Euro erhältlich – wesentlich besser wirkenden Slim: Dort hat Harley Brems- und Rücklicht in die hinteren Blinkleuchten integriert, während die Stiefel stilecht auf halbmondförmigen Trittbrettern ruhen.
Den Harley-Designern ist mit der FLS Softail Slim eine Hommage an die unvergessene Swing-Ära gelungen. Im Herzen steht die Softtail mit Einspritzanlage, Alarmanlage oder Wegfahrsperre auf der Höhe der Zeit – und doch versetzt einen die Optik auf elegante Weise zurück in jene Epoche, in der Schutzbleche noch einen ganz anderen Stellenwert hatten.

Ihre Verwandtschaft mit der Fat Boy lässt sich nicht leugnen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Die Hingebung auf Retrodesigns wird von keinem Motorradunternehmen so zelebriert wie von HARLEY. Das strahlt auch auf die gesamte Motorradbranche aus; RETRO wird so zu einem festen Bestandteil der Modellpolitik - bei dem einen Unternehmen mehr, bei dem anderen Unternehmen weniger. Ein Markt ist jedenfalls stark vorhanden. Auch Stile wie "café-Racer" und "naked Bikes" sowie "customer bikes" beleben letzendlich mit Retroausprägungen.
Die HARLEY FLS SOFTAIL SLIM geht den Weg weiter. Allerdings muss man bei HARLEY immer die langen Radabstände hinnehmen. Kurvenreiches Fahren in kleinen engen Kurven ist da nicht so ihr Ding.
Ein anderer Designaspekt ist auch bei HARLEY eher anzutreffen und natürlich bei den sportlichen Motorrädern/Supersportlermodelle - die Einpersonensitze. Im Rollermarkt wäre es ein "No go" - eine nahezu selbstzerstörerrische Ausprägung, da niemand ernsthaft solche 1-Personenmodelle kauft. Obwohl zu über 90% alleine gefahren wird, schwingt aber immer die starke Emotion mit ... dass man auch 1 weitere Person mitnehmen könnte. Das manifestiert sich mit in der Kaufentscheidung. HARLEYs und Supersportler haben es nicht nötig. So gesehen ist HARLEY ehrlicher, da es die Realität stärker wiederspiegelt; ob es intelligent ist, ist eine andere Frage.
Aber Frauen sollen bei HARLEY auch selbst fahren und nicht mitfahren. Hier wiederum schließt sich doch wieder positiver der Kreis. Leider fahren aber viel zu wenige Frauen Motorrad.