Lamborghini 350 GT Drei Tage in der Zeitmaschine

Eine Zeitreise in die automobile Vergangenheit bot der erste Serien-Lamborghini 350 GT auf der 26. Kitzbühler Alpenrallye, im Schlepptau sein "Werkstattwagen" Gallardo.
Kitzbühel / Österreich Für einen Buben mit sieben Jahren waren 1963 Lebenspläne noch überschaubar: Der Berufswunsch schwenkte von Lokomotivführer zu Astronaut, das Idol verkörperte Winnetou, der edle Apachen-Häupling und als semi-professioneller Autoquartettspieler fokussierte sich der automobile Traum schnell auf einen Lamborghini 350 GT: einmal wegen der praktisch unschlagbaren 206 kW/280 PS, dann wegen der Beschleunigung aus dem Stand auf 100 Sachen in 6,7 Sekunden und der Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h, und natürlich wegen der atemberaubenden Form des Zweisitzers.
An der Faszination des ersten Lamborghinis, der im März 1964 in Serie gegangen war, sind fünf Jahrzehnte spurlos vorübergegangen. Der 4,64 Meter lange Gran Tourismo aus dem Museumsbestand der italienischen VW-Tochter glänzt auf dem Hahnenkamm-Platz in Kitzbühl in makellosem Rot. Die verchromten Speichenfelgen mit 15 Zoll Durchmesser blinken im Neuzustand.

Der Lamborghini 350 GT aus dem Museumsbestand der italienischen VW-Tochter glänzt auch nach 50 Jahren noch in makellosem Rot. Die verchromten Speichenfelgen mit 15 Zoll Durchmesser blinken im Neuzustand.
Das schwarze Leder, das den Innenraum einschließlich Armaturenträger und Mittelkonsole bedeckt, huldigt der Zeit mit milder Patina. Dieses Auto, ein klassischer "Gran Tourismo" für die gediegene Langstrecke konzipiert, weniger für den sportlichen Einsatz, verkörperte die Reaktion des erfolgreichen italienischen Industriellen Ferruccio Lamborghini auf die Mängel seines Ferraris und den Frust über die rüde Behandlung in Maranello.
1962 begann Lamborghini mit dem ehemaligen Ferrari-Chefingenieurs Giotto Bizzarrini die Entwicklung eines eigenen Autos. Im Mai 1963 gründete er seine Autofirma, im Oktober erfolgte auf dem Turiner Autosalon bereits die Präsentation der Studie "350 GTV". Der verbaute 3,5-Liter-V12 verkörperte einen reinrassigen Rennmotor, der 294 kW/400 PS bei 11 000/min leistete.
Für die Serie erfolgte eine Reduzierung der Kraft auf alltagstaugliche 206 kW/280 PS bei 6 500/min. Im Mai 1964 durften die ersten deutschen Kunden ihren "350 GT" für einen Neupreis von 53.850 Mark in Empfang nehmen. Mercedes verlangte für den im selben Jahr vorgestellten "600" 56 500 Mark.

Die 4,64 Meter des "350 GT" schaffen Platz für den gewaltigen V12, zwei Passagiere, die gerne auch 1,90 Meter groß sein dürfen, und 240 Liter Volumen für Gepäck im Heck.
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