Telefon am Steuer Tödliches Tippen

ARCHIV - ILLUSTRATION - Eine Frau schreibt am 11.08.2010 in Dresden in einem Auto eine «SMS» auf einem Mobiltelefon (Aufnahme mit Dreheffekt verfremdet). Foto: Arno Burgi/dpa(zu dpa "Umfrage: Telefonieren und Simsen lenkt Autofahrer am meisten ab" vom 10.06.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Freiburg Hand und Ohr sind am Mobiltelefon, die Gedanken beim Gesprächspartner: Vom Straßenverkehr bekommt die junge Mutter am Lenkrad wenig mit, ihre Konzentration gilt dem Telefonat. Als die Polizei ihr Auto von der Straße winkt, hat die Frau Mühe, rechts ranzufahren. Mit einer Hand lenkt es sich schwer. „Ich weiß“, sagt sie den Polizisten: „Aber es ist wichtig.“ Und telefoniert weiter, ohne die Beamten zu beachten. Die Polizei, die am Straßenrand eine Kontrollstelle eingerichtet hat, muss warten.
„Wir haben es mit einem Phänomen zu tun, das uns große Sorge bereitet“, sagt Peter Veeser. Der 60 Jahre alte Erste Hauptkommissar ist Leiter der Verkehrsüberwachung im Polizeipräsidium Freiburg, seit 37 Jahren ist er Verkehrspolizist. „Die Ablenkung am Steuer hat eine Dimension angenommen, wie wir sie bislang nicht kannten“, sagt er. „Dadurch steigt die Unfallgefahr.“ Die Polizei versucht nun, gegenzusteuern – und hat den Kampf gegen Handy-Nutzung am Steuer, zum Beispiel in Baden-Württemberg, zu einem Schwerpunkt gemacht.
Gemeinsam mit Kollegen kontrolliert Veeser Autofahrer, die während der Fahrt zu Handy, Smartphone oder Tablet greifen - an diesem Tag in Freiburg. Im Minutentakt ertappt ein Beamter in Zivil Verkehrssünder, Veeser winkt sie mit der Polizeikelle an den Straßenrand.
„Früher diente das Handy allenfalls zum Telefonieren“, sagt der Polizist: „Mit zunehmender Digitalisierung und verbesserter Technik sind die Geräte nun aber zum ständigen Begleiter geworden und werden auch von Autofahrern genutzt.“ Es wird telefoniert, getippt, gegoogelt, gechattet, gewischt, gesurft, gescrollt - selbst während der Fahrt. Doch das ist verboten. Die Polizei hat ein Auge darauf.
Besonders dreist ist an diesem Tag ein Mann. Er telefoniert mit dem Handy in der linken Hand, hält in der rechten Hand seinen morgendlichen Frühstückskaffee und lenkt mit seinen Knien das Auto durch den dichten Stadtverkehr – ein gefährliches Manöver.
„Die Gefahr, die durch Ablenkung am Steuer ausgeht, wird unterschätzt“, sagt Veesers Kollege Markus Häringer. „Wir wollen deshalb sensibilisieren und auf das hohe Unfallrisiko, das durch Handy-Nutzung ausgeht, aufmerksam machen.“