US-Kunden klagen erfolgreich: Kia und Hyundai büßen für Mehrverbrauch
Benachrichtigung aktivierenDürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafftErlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviertWir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Anzeige
US-Kunden klagen erfolgreichKia und Hyundai büßen für Mehrverbrauch
Kia und Hyundai müssen an die 100 Millionen Dollar an geprellte Kunden zahlen. Angeblich sparsame Wagen schluckten bis zu 1,5 Liter mehr als angegeben. Mehrverbräuche sind auch in Deutschland kein Einzelfall.
DüsseldorfKia und Hyundai müssen sich wegen eines zu hohen Verbrauchs zahlreicher Modelle vor Gericht verantworteten. In den vergangenen Tagen gingen mindestens zwei Klagen betroffener Käufer vor einem Bezirksgericht in Kalifornien ein. Die beteiligte Anwaltskanzlei Hagens Berman bezifferte den Schaden für die Kunden am Mittwoch auf etwa 775 Millionen Dollar (605 Millionen Euro).
Die beiden zusammenhängenden südkoreanischen Autobauer hatten in der vergangenen Woche eingeräumt, dass bei rund 900.000 in Amerika verkauften Wagen der angegebene Verbrauch nicht stimmt. Die US-Umweltbehörde EPA hatte bei Tests herausgefunden, dass einzelne Modelle im Extremfall bis zu 1,5 Liter auf 100 Kilometer mehr schlucken als versprochen.
Kia und Hyundai hatten sich bei den Kunden entschuldigt, die Verbrauchsangaben nachträglich korrigiert und den geprellten Käufern versprochen, für den Mehrverbrauch aufzukommen. Die Anwälte kritisierten das Verfahren für die Rückerstattung der Spritkosten jedoch als zu kompliziert. Zudem würden die Käufer nicht für den „mit Sicherheit auftretenden Wertverlust der Wagen“ entschädigt.
Schon die freiwillige Rückerstattung kostet die Hersteller nach Schätzungen der Ratingagentur Moody's pro Jahr etwa 100 Millionen Dollar - und das so lange, bis die Autos irgendwann verschrottet werden. Doch das kann dauern, sind doch die Modelljahre 2011 bis 2013 betroffen.
Wenn Hersteller und Verkäufer zu viel versprechen
Die Regel gilt zwar für alle Preisklassen. Aber die Fehler werden in der oberen Klasse schnell teurer. Darum sollte vor allem darauf geachtet werden, dass im Kaufvertrag das Herstellungsdatum korrekt angegeben ist und dass tatsächlich die Lieferung eines "Inland-Fahrzeugs" vereinbart wird und - falls nicht ausdrücklich gewünscht - die Lieferung eines Re-Imports ausgeschlossen ist.
Gerade bei Edelautos gibt es viele Sonderwünsche. Umso wichtiger ist es, dass alle Vereinbarungen, wie beispielsweise die Lieferung eines speziellen Zubehörs, schriftlich niedergelegt werden.
Auch hier ist schon viel schief gelaufen. Deswegen raten Juristen dazu, unbedingt darauf zu achten, dass der Vertrag von einer vertretungsberechtigten Person auf Verkäuferseite unterschrieben wird.
Ganz wichtig: Damit Autokäufer nicht ausgenommen werden, sollten sie den Kaufpreis nur Zug um Zug gegen Übergabe des Fahrzeugs mit allen Papieren zahlen. Wer sich hier großzügig zeigt und zu schnell zahlt, kann nachher eine böse Überraschung erleben.
Ist der teure neue Wagen mangelhaft, hat der Verkäufer laut Experten nur zwei Reparaturversuche. Oft wird von Autohäusern und Herstellern behauptet, es gäbe noch einen dritten Versuch. Falsch. Nach schon nach zwei fruchtlosen Nachbesserungsversuchen kann der Käufer vom Kaufvertrag zurücktreten. Gerade bei hohen Kaufpreisen wird hier dann gern gestritten.
Nach dem zweiten Reparaturversuch kann die Einschaltung eines Anwalts unter Umständen weiterhelfen. Denn geht es um eine Rücktrittserklärung, sind verschiedene rechtliche Besonderheiten zu beachten.
Als schlimmer schätzte Moody's jedoch den Imageschaden ein. Kia und Hyundai werben in den USA und Kanada mit dem geringen Verbrauch ihrer Autos - und das erfolgreich. Die beiden Hersteller kamen alleine von Januar bis Oktober auf knapp 1,1 Millionen verkaufte Autos in den USA. Damit spielen sie in einer Liga mit den in Nordamerika sehr erfolgreichen japanischen Herstellern. Grund für die fehlerhaften Verbrauchsangaben waren nach Angaben der Firmen falsche Abläufe in einem gemeinsam genutzten Testzentrum in Korea.
In Europa gilt der so genannte NEFZ, der Neue Europäische Fahrzyklus als maßgeblicher Test für den Spritverbrauch. Dabei wird das Auto nach einem vorgegebenen Ablauf auf dem Prüfstand beschleunigt. Die eingestellten Fahrwiderstände sollen realen Straßenverhältnissen so nahe wie möglich kommen.
Der ADAC hält diesen Test jedoch für zu wenig an der Praxis orientiert und vor allem zu ungenau. Deshalb hat der Automobilclub einwesentlich strengeres Testverfahren entwickelt - den Eco-Test. Die Ergebnisse zeigten, dass auch hierzulande in vielen Fällen der Spritverbrauch deutlich höher ist als von den Herstellern angegeben.
Die Frage ist: Wie viel Abweichung muss ein Autokäufer tolerieren? Wer bei seinem Auto einen deutlichen höheren Spritverbrauch als vom Hersteller ausgewiesen feststellt, kann versuchen eine Kaufpreisminderung zu verhandeln. In besonders gravierenden Fällen darf er sogar vom Kauf zurücktreten. Dafür muss ein "nicht unerheblicher Mangel" vorliegen. Der liegt zum Beispiel vor, wenn der Mehrverbrauch über 10 Prozent liegt. Der Bundesgerichtshof entschied 1997 in einem wegweisenden Urteil, dass der Kunde bei einer Abweichung von unter 10 Prozent nicht vom Kauf zurücktreten könne.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.