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Benzinpreise Was man gegen die Abzocke tun kann

Ungewöhnlich scharf greifen derzeit die mächtigen deutschen Autoclubs die noch mächtigeren Mineralölkonzerne an. Der Vorwurf: Trickserei an der Zapfsäule. Doch die Autofahrer sind nicht ganz wehrlos.
24.02.2012 - 12:49 Uhr 9 Kommentare
Fast ausschließlich Fahrzeuge aus Deutschland tanken im polnischen Slubice, der Nachbarstadt von Frankfurt (Oder). Der Tanktourismus nach Polen boomt, der Liter Kraftstoff ist hier bis zu 28 Cent billiger. Quelle: dpa

Fast ausschließlich Fahrzeuge aus Deutschland tanken im polnischen Slubice, der Nachbarstadt von Frankfurt (Oder). Der Tanktourismus nach Polen boomt, der Liter Kraftstoff ist hier bis zu 28 Cent billiger.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der Auto Club Europa (ACE) findet für seine Verhältnisse ungewöhnlich scharfe Worte: Er wirft den großen Ölkonzernen jetzt vor zu tricksen. Sie zögen ihre Kunden über den Tisch, indem sie ohne triftigen Grund die Gewinnspannen für Mineralölprodukte massiv in die Höhe getrieben hätten, schrieb der Stuttgarter Autoclub. Zwar seien auch die Handelspreise für Rohöl und anschließend die Einkaufspreise für die Tankstellen erhöht worden, so der ACE, damit ließen sich aber nicht die exorbitanten Preisaufschläge rechtfertigen, die gegenwärtig die Endkunden zu schultern hätten.
Der Hintergrund: An den deutschen Tankstellen war es bereits am Montag zu rekordverdächtig hohen Preisen bei fast allen Kraftstoffsorten gekommen, das hohe Niveau gab bis zum heutigen Freitag nur um wenige Cent nach. Die Bild Zeitung berichtete über einen Rentner, der in Landshut nach einem Streit über den Spritpreis an einer SB-Tankstelle einen Herzanfall erlitt, er "starb noch an der Preistafel".

Der ACE schätzt, dass die Differenz zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis und damit der Rohertrag bei den Markentankstellen derzeit weit mehr als zehn Prozent beträgt. Die Multis könnten sich in der gegenwärtigen Situation und angesichts des starken Dollarkurses aber auch mit der Hälfte bescheiden, ohne deshalb am Hungertuch nagen zu müssen, argumentiert der Club - und fordert die Mineralölanbieter auf, ihre Preiskalkulation offenzulegen.
Bei einer 50-Liter Tankfüllung Super plus (ca. 87,50 Euro) werden derzeit mehr als 7,50 Euro alleine aus dem Tankstellengeschäft in die Kassen der Multis gespült, schätzt der ACE. Hinzu kämen noch Milliarden schwere Einnahmen der Multis aus deren Beteiligung an der Wertschöpfungskette, die vom Ölbohrloch über Tanker, Pipelines und Raffinerien bis zur Zapfsäule reiche.

Leichte Entspannung am Freitag

Heute fielen die Spritpreise wieder etwa, nach den Rekordwerten vom Mittwoch. Superbenzin kostete am Freitagmittag beim Marktführer Aral 5 Cent weniger als zwei Tage zuvor, Diesel gab sogar um 5,5 Cent nach. Für E10 wurden dem Unternehmen zufolge um 12.00 Uhr im bundesweiten Durchschnitt 1,586 Euro fällig, für E5 1,616 und für Diesel 1,473 Euro.


Von der Bundesregierung fordert der ACE, sie solle unverzüglich Schlüsse aus der jüngsten Stellungnahme des Bundeskartellamtes ziehen. Die Bonner Wettbewerbshüter hatten den großen Ölkonzernen vorgeworfen, sie würden ihre Marktmacht ausnutzen und die Spritpreise künstlich nach oben treiben. "Der Markt wird von fünf großen Mineralölkonzernen gemeinsam beherrscht, die sich gegenseitig wenig Wettbewerb machen", sagte Behördenchef Andreas Mundt jetzt der "Rheinischen Post". "In diesem Oligopol sind die Konzerne in der Lage, Preissteigerungen im Großhandel an die Benzin-Verbraucher weiterzugeben."

Boykott-Aufruf über Facebook

Im Netz formiert sich jetzt ein massiver Aufstand. Ein Facebook-Nutzer hat die Veranstaltung „Am 1.3. in ganz Deutschland nicht tanken“ erstellt - und wird von einer Solidaritätswelle überrollt. Mehr als eine Million Autofahrer wollen bereits teilnehmen. Und es werden sekündlich mehr.

Screenshot der aktuellen Tankboykott-Aktion auf Facebook.

Screenshot der aktuellen Tankboykott-Aktion auf Facebook.

Denn viele Autofahrer mutmaßen derzeit, es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zwei-Euro-Marke fällt. Schuld an den hohen Kraftstoffpreisen sind in erster Linie die nach wie vor hohen Rohölpreise und der schwache Euro, der die Dollar abgerechneten Importe zusätzlich verteuert. Dazu kommen eine Kältewelle in Europa und der Konflikt mit dem wichtigen Ölförderland Iran.

ADAC-Präsident Peter Meyer forderte die Politik auf, alles zu unternehmen, damit für Millionen Menschen die Mobilität wieder bezahlbar wird. Dazu gehöre auch die Rücknahme der 2004 vorgenommenen Kürzung der Pendlerpauschale. Die Bundesregierung macht den Autofahrern aber wenig Hoffnung auf eine höhere Pendlerpauschale gemacht, die auch vom Autoclub Europa (ACE) und der Linkspartei gefordert worden war. „Eine Überprüfung ist im Augenblick bei uns nicht angedacht“, sagte eine Sprecherin von Finanzminister Schäuble mit Blick auf Forderungen nach einer Erhöhung der Pauschale von 30 auf 40 Cent je Kilometer. Die Steuerentlastung werde ohnehin verkehrsmittelunabhängig gewährt.

Tanken tut weh

Denn teures Öl und Benzin könnten dem Ifo-Institut zufolge auch die wirtschaftliche Erholung in Deutschland bedrohen. „Mit den steigenden Kraftstoffpreisen ist ein weiteres Risiko hinzugekommen“, sagte Ifo-Experte Klaus Abberger anlässlich der Vorlage des aktuellen Geschäftsklimaindex. „Das kann den privaten Konsum belasten, ebenso die Autobranche.“

Doch den Autofahrern selbst sind natürlich auch nicht die Hände gebunden. Die wichtigsten Spritspar-Tipps haben wir hier zusammengefasst.

  • fgh
  • afp
  • dpa
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9 Kommentare zu "Benzinpreise: Was man gegen die Abzocke tun kann"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • huju, dann kann ich meinen e-roller endlich mit atom- und kohlestrom aufladen.
    die leute begriefen es einfach nicht, warum es den aktuelle e-hype gibt

  • Gibt doch mittlerweile genug Fahrzeuge, die mit Autogas oder Erdgas fahren.

  • http://www.facebook.com/groups/gegen.spritpreisabzocke/ wir brauchen unterstützung http://www.facebook.com/events/243649235722320/ http://www.facebook.com/events/119873194805606/ bitte helft uns soviele wie möglich daaaaaanke

  • Das Angebot an E-Autos wächst und die Preise fallen.
    Da der Frühling vor der Tür steht lohnt sich auch ein Blick auf Elektro-Roller, gute "Fuffies" die mit Auto-FS gefahren werden können gibt's ab ca. 2k€ aber Vorsicht vor China-Schrott auf ebay.

    Nicht jammern, umsteigen!

  • @Gesunder Menschenverstand

    Danke für den Link

    Am besten gefällt mir, dass das Abzockerministerium auch noch am Ende freimütig zugibt, dass sie auch gerne mal eine Steuer auf eine Steuer draufschlagen, damit sie noch besser abkassieren können:

    "Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent: Sie wird erhoben auf den Warenpreis und die Energiesteuer."

    Damit Frau Merkel und Herr Schäuble dem Autofahrer möglichst tief in die Tasche greifen können, wird erst eine Steuer (Energiesteuer) auf den Benzingrundpreis draufgeschlagen und dann eine Steuer (Mehrwertsteuer) auf das Gesamtwerk. Und dann gibt es noch einen wunderbaren Desinformations-Link ganz unten: "Staat profitiert nicht von steigenden Benzinpreisen"

    Hat der Staat im Interesse der Fehlinformationspolitik mal eben seine steigenden Mehrwertsteuereinnahmen, bei steigenden Benzingrundpreisen unterschlagen. Zum Glück sind die Dschungelcamp-Glotzer so verblödet, dass man denen das so brühwarm servieren kann. Die kapieren doch eh nichts von Steuer und Prozentrechnung. Das Einzige was man gegen die Benzinpreisabzocke tun kann, ist unsere selbstgefälligen Volksparteien CDU/CSU, SPD, Grüne, FDP nicht mehr zu wählen. Wählt Piraten, Partei der Vernunft, ja selbst NPD könnt ihr wählen, damit wir der Selbstbedienungsmentalität endlich mal einen Riegel vorschieben. Garnicht wählen bringt leider auch nichts. Die Volksparteien haben genug Mitläufer, die ihre eigene Partei wählen. Weg mit den etablierten Volksparteien! Sonst werden wir für unser Stillhalten nicht nur bei den Benzinpreisen gnadenlos bestraft.

  • Nur um die ach so großen Profite der bösen Mineralölkonzerne von 7,50€ auf 87,50€ in Relation zu setzen: 60% des Spritpreises setzen sich aus Energie- und Mehrwertsteuer zusammen, wie das Bundesministerium der Finanzen hier sehr schön veranschaulicht: http://www.bundesfinanzministerium.de/nn_55228/DE/Buergerinnen__und__Buerger/Mobilitaet__und__Reisen/Rund__ums__Auto/Erklaerstueck/benzinpreisrechner.html?__nnn=true

    Dementsprechend verdient der Staat an der genannten Tankfüllung von 87,50€ satte 52,50€ - ohne irgendeine Leistung erbracht zu haben.
    Natürlich verdienen an den Preiserhöhungen der letzten Wochen hauptsächlich die Mineralölkonzerne, aber diese zusätzliche Gewinnspanne von ein paar Cent pro Liter ist bei weitem nicht der größte Kostentreiber für die horrenden Spritpreise in Deutschland.

  • Ich habe vor einem Jahr mein Auto abgeschafft, da ich mein Auto nur hin und wieder brauchte. Wenn ich ein Auto brauche, leihe ich es mir (Carsharing), ansonsten fahre ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder benutze meine Beine oder nutze Mitfahrgemeinschhaften.

    Es gibt sicher sehr viele Leute, die nicht so privilegiert sind wie ich und ihr Auto dringend brauchen, aber für ähnlich viele Leute gilt: Über teuren Treibstoff jammern ist einfacher als nachdenken.

  • Pah, Benzin ist immer noch viel zu billig. Wenn man sieht, wieviel Liter sinnlos durch den Auspuff geblasen werden, dann ist der Preis offensichtlich zu niedrig.
    Und dieses Gejammer von wegen Melkkuh Autofahrer ist sowieso der blanke Hohn. Jedes Jahr werden die Autofahrer mit mehreren Milliarden von den Steuerzahlern gesponsort - würden die realen Kosten des Autofahrens auf den Benzinpreis umgelegt, wäre der Liter bei minimum 4 EUR - aber dann würden die Autofahrer auch endlich mal all das bezahlen, was ihre Mobilität die Gesellschaft kostet, und was jetzt fröhlich auf den Steuerzahler abgewälzt wird.

  • In Einem sind sich Politik und Mineralölkonzerne einig, wenn es darum geht dem Bürger das letzte Hemd wegzunehmen sind beide schnell dabei. Hauptsache die Rendite stimmt.
    Die Sparhinweise und Äusserungen der Grünen vom gestrigen Tage sind schon der Hohn.
    Mit den Spielereien an der Preisschraube werden aber auch alle anderen Preise wegen gestiegener Transportkosten und Kosten für andere Energieträger steigen.
    Richtig ist der Hinweis, dass die "Verbrecher" der Mineralölwirtschaft in jeder Etappe der Erdölgewinnung kräftig verdienen. Unser Kartellamt macht dabei aber schön die Augen zu.
    Auch ich werde am 01.03. nicht tanken fahren. Sicherlich wird dies nicht helfen, aber irgendwie muss man seine Meinung ja mal zum Ausdruck bringen.

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