Prämie Grüne wollen Lastenräder fördern – So sieht der deutsche Lastenrad-Markt aus

Beim Preis gibt es gewaltige Unterschiede: Ein Lastenfahrrad kann 1500 Euro, aber auch mehr als 7000 Euro kosten.
Düsseldorf Vorne Kinder, Pakete oder Einkäufe, hinten der Fahrer: Lastenräder sind von den deutschen Straßen bereits nicht mehr wegzudenken. Dennoch sorgte die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock am Wochenende im Gespräch mit dem Sender Tagesschau24 mit einer Ankündigung für neue Diskussionen um die Cargo-Räder. Die Grünen, so Baerbock, wollen den privaten Kauf der Räder pauschal mit 1000 Euro bezuschussen. Mit einer Milliarde Euro will die Klimaschutz-Partei in der nächsten Legislaturperiode den Kauf von einer Million Lastenrädern subventionieren.
Der Plan stieß umgehend auf Kritik. FDP-Vize-Fraktionschef Christian Dürr sagte der Nachrichtenagentur afp am Sonntag: „Die Grünen wollen mit dem Geld der Steuerzahler Klientelpolitik betreiben. Wir werden das Weltklima nicht retten, indem wir Lastenräder in Berlin-Kreuzberg bezuschussen.“ Und Johannes Gruber vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sagte der „Rhein-Neckar-Zeitung“: „Kaufanreize sind hilfreich, um eine Branche aufzubauen und die Technologie zu verbessern. Langfristig muss das Lastenfahrrad zum Selbstläufer werden und nicht dauerhaft den Steuerzahler belasten.“
Bemängelt wird auch, dass in Deutschland gerade im urbanen Raum oft noch der Platz für Lastenräder fehlt – anders als in Dänemark und den Niederlanden, wo der Trend zum Lastenrad begann.
Trotzdem steigt die Nachfrage nach Lastenrädern auch in Deutschland ohnehin: Der Zweirad-Industrie-Verband (ZVI) erfasst in seiner Marktübersicht Lastenräder seit 2018 als eigene Kategorie. Im Coronajahr 2020 meldete der Verband erstmals über 100.000 verkaufte Lastenfahrräder in Deutschland, 2019 waren es noch rund 76.000 Modelle.
Beliebt sind vor allem Räder mit Elektroantrieb. Sie machten im vergangenen Jahr rund 78 Prozent der Verkäufe aus. ZVI-Pressesprecher David Eisenberger spricht von einem Trend: „Zwar handelt es sich um ein Nischenprodukt, aber die Wachstumsrate im Segment ist groß. Auch klassische Fahrradhersteller haben das Modell in den letzten Jahren für sich entdeckt.“ Hinter der hohen Nachfrage nach Elektro-Lastenrädern stünden dabei vor allem gewerbliche Käufer, die in ihrer Logistik zunehmend auf Elektro-Lastenfahrräder setzen.
Dubiose Hersteller inzwischen vom Markt verdrängt
Zu den Herstellern, die mittlerweile verstärkt auf das Segmnt Lastenräder setzen, zählt seit dem vergangenen Jahr auch das Unternehmen Hartje. Unter anderem übernahm die Firma die Herstellung und den Vertrieb der sogenannten Chike-Lastenräder, die ein Kölner Unternehmer erfunden hat. Auch Lastenräder niederländischer Hersteller wie Babboe und dänischer Marken wie Larry vs. Harry und Christiania Bike sind bei den Deutschen beliebt.
Zu den deutschen Marktführern zählt der hessische Fahrradhersteller Riese und Müller. Das Unternehmen erwirtschaftete im Jahr 2019 einen Gewinn von knapp sieben Millionen Euro und baut Lastenräder für den privaten sowie den gewerblichen Transport. Je nach Gebrauch unterscheiden sich die Modelle: vom Fassungsvermögen des Lastabschnitts bis hin zur Bequemlichkeit lässt sich fast alles anpassen.
Wie viele Lastenrad-Hersteller es genau gibt, lässt sich schwer sagen. Auch der ZIV hat keine konkreten Zahlen. Gunnar Fehlau, der 2003 den sogenannten „Pressedienst-Fahrrad“ gründete, ist sich aber sicher, dass langfristig alle Fahrradhersteller Cargo-Räder in ihrem Sortiment führen werden – für jeden Anlass werde ein Modell dabei sein.
Gleichzeitig müssen sich Kunden wohl wenig Sorgen um unseriöse Angebote machen. Denn im Vergleich zu anderen Fahrrädern sind E-Bikes – und somit auch motorbetriebene Lastenräder – aufwendiger herzustellen, was für eine Professionalisierung des Marktes sorgt. „Die Richtlinien für Motorisierung und Sicherheit haben dafür gesorgt, dass dubiose Hersteller inzwischen vom Markt verdrängt worden sind“, so Fehlau.
Beim Preis gibt es dennoch gewaltige Unterschiede. Ein Lastenfahrrad kann 1500 Euro, aber auch mehr als 7000 Euro kosten. „Man muss sie ja nicht direkt kaufen“, sagt Fehlau. „Viele Lastenräder werden bereits geleast und Sharing-Modelle gibt es auch schon.“
Attraktiv sind Lastenräder jedenfalls nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Unternehmen unterschiedlichster Branchen, wie ein Projekt des DLR herausfand: Das Zentrum verlieh im Auftrag des Bundesumweltministeriums Lastenräder an 800 Unternehmen in Deutschland. Neben Lieferdiensten und Handwerksbetrieben nahmen auch Immobilienmakler und Consultants an dem Projekt teil. Das Ergebnis: Bei knapp der Hälfte der 30.000 untersuchten Fahrten wären die Fahrer bei einem Wechsel vom Auto zum Lastenrad nur zwei bis zehn Minuten später angekommen. Dabei wurden Faktoren wie die Parkplatzsuche und CO2-Emissionen sogar außen vor gelassen.
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Das ist der 1. Schritt zum Agrarstaat Deutschland. Ich bin dann mal weg..........
Es fehlen nur noch Esel-Taxen, wie schon mal von einer Jung-Grünen vorgeschlagen. Nachdem ewig das Schul-Klo stinkt kann man sich an den Esel-Gestank auch schnell gewöhnen.