Stiftung Warentest prüft Elektrofahrräder : Billig und teuer fallen gleichermaßen durch
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Stiftung Warentest prüft Elektrofahrräder Billig und teuer fallen gleichermaßen durch
Mangelhafte Bremsen, schwache Fahrstabilität, sogar gebrochene Teile: Das kommt nicht nur bei billigen Elektrorädern vor. Nach den miesen Ergebnissen 2013 haben ADAC und Stiftung Warentest wieder Pedelecs getestet.
Das Flyer B8.1 (Note 1,7) war das teuerste Pedelec im Feld (3.300 Euro)
Qualitätsunterschiede bei Pedelecs kann man nicht zwangsläufig am Preis festmachen. Bei einem Test der Zeitschrift von Stiftung Warentest (Juli) mit dem ADAC schnitten sowohl billige als auch teure Räder mangelhaft ab. Die 15 getesteten Pedelecs hatten alle einen bequemen tiefen Einstieg und kosten zwischen 900 und 3.300 Euro. Sieben erhielten das Prädikat „gut“, fünf fielen mit „mangelhaft“ durch.
Der Testsieger Flyer B8.1 (Note 1,7) war das teuerste Pedelec im Feld (3.300 Euro), ihm bescheinigten die Prüfer neben einem guten Fahrverhalten, dass es auch ohne Motor gut zu bewegen sei. Auf Platz drei gelandet ist das mit 1800 Euro eher günstige Modell City Nexus von Decathlon/Riverside.
Dass ein hoher Preis aber keine hohe Qualität garantiert, bewies neben anderen das Stevens E-Courier Forma (2.700 Euro), das wegen mangelhafter Bremsen und Schwächen bei der Fahrstabilität mit Gepäck mit „mangelhaft“ beurteilt wurde.
Ebenfalls fielen die Billig-Räder von Aldi Nord (Hansa Alu-City-Elektrorad, 900 Euro) und Fischer (Alu-Elektro-Citybike ECU 1603, 1.200 Euro) durch, Kriterien waren unter anderem schlechte Bremsen, unausgewogener Antrieb oder gebrochene Teile.
Das preisgünstigste Pedelec City Nexus von Decathlon/Riverside konnte mit den teureren Konkurrenten gut mithalten, ließ sich angenehm fahren und gehört damit zu den Besten. Ebenso mit „gut“ bewertet wird das Dover Impulse 8 HS von Raleigh, das Agattu Impulse 8 HS von Kalkhoff, das Vitality Eco 3 von Kreidler und das Amparo 8 M von KTM. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bescheinigten die Tester dem Decathlon/Riverside City Nexus (1.800 Euro).
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(Foto: ADAC)
Bei drei Pedelecs kam es zu Materialbrüchen, die zu schweren Stürzen führen können: Beim Modell Traveller E Tour FL von Kettler sowie beim Alu-City-Elektrorad von Aldi (Nord)/Hansa brach die Sattelbefestigung an der Sattelstütze, letztere brach auch beim preisgünstigen Modell Alu-Elektro-Citybike ECU 1603 von Fischer.
Neben dem E-Courier Forma von Stevens scheiterte auch das Modell Premio E8 F von Pegasus an schlechten Bremsen. In allen fünf Fällen gab es daher die Note „mangelhaft“.
Die Reichweite der Pedelecs im Test lag zwischen 35 bis 100 Kilometern, die Ladezeiten betrugen zwischen drei und fünfeinhalb Stunden. Verbraucher sollten sich laut ADAC allerdings nicht nur an der Reichweite orientieren. So hat das Rad mit der größten Reichweite von 100 Kilometern (Kalkhoff) Probleme bei der Fahrstabilität.
Kleine E-Bike-Typologie
Pedelecs leiten ihren Namen aus den englischen Begriffen "Pedal, Electric Cycle" ab. Ein elektrischer Hilfsmotor unterstützt den Radler nur solange dieser in die Pedale tritt. Das Fahrrad darf nicht mehr als 250 Watt Leistung bereitstellen und nicht schneller als 25 km/h sein.
In vielen Bundesländern ist für Pedelecs mindestens die Mofa-Prüfbescheinigung erforderlich. Sie steht Fahrern ab 15 Jahren offen und umfasst eine theoretische und praktische Ausbildung sowie eine Theorie-Prüfung. Personen, die vor dem 01. April 1965 geboren wurden, benötigen aber lediglich einen Personalausweis. Die Mofa-Prüfbescheinigung ist in den Motorradführerscheinen A, A1 und A2 sowie im Pkw-Führerschein der Klasse B (früher Klasse 3) enthalten.
Für Pedelecs ist nur dann keine eigene Haftpflichtversicherung notwendig, wenn sie in der Privathaftpflicht enthalten ist. Oft sind in alten Verträgen Elektroräder aber nicht enthalten. Dann ist eine schriftliche Bestätigung vom Versicherer anzufordern, dass Pedelecs im Vertrag eingeschlossen sind.
Es besteht keine Helmpflicht.
Schnelle Pedelecs sind sogenannte "S-Pedelecs", auch Schweizer Klasse genannt. Sie unterstützen den Fahrer durch den bis zu 500 Watt starken Elektromotor bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h. Auch hier arbeitet der Motor nur, wenn der Fahrer in die Pedale tritt.
Für den Betrieb ist bei S-Pedelecs ein Versicherungskennzeichen erforderlich. Im Straßenverkehr benötigt der Fahrer die Fahrerlaubnis für Kleinkrafträder der Klasse M. Seit 19. Januar 2013 heißt diese Klasse AM und ist in den Motorradführerscheinen sowie im Pkw-Führerschein der Klasse B (früher Klasse 3) enthalten. Die Klasse AM steht Personen ab 16 Jahren offen und schließt sowohl eine theoretische als auch praktische Prüfung ein.
S-Pedelecs werden wie Kleinkrafträder eingestuft und dürfen nicht auf dem innerstädtischen Radwegnetz fahren. Außerhalb geschlossener Ortschaften dürfen S-Pedelecs nur Radwege benutzen, wenn diese durch das Zusatzschild "Mofas frei" für den Kraftverkehr freigegeben sind.
Es besteht Helmpflicht.
Im Gegensatz zu Pedelecs und S-Pedelecs besitzen E-Bikes einen maximal 500 Watt starken Antrieb, der unabhängig vom Tritt in die Pedale funktioniert. Über einen Drehgriff oder Schalter am Lenker steuert der Fahrer die Motorleistung des bis zu 20 km/h schnellen E-Bikes. Höhere Geschwindigkeiten sind vom Tritt in die Pedale abhängig.
E-Bikes gelten wie S-Pedelecs als Kleinkraftrad und benötigen ein Versicherungskennzeichen sowie eine Betriebserlaubnis. Das Führen des E-Bikes setzt mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung voraus.
Es besteht Helmpflicht.
Die Tester empfehlen jedem Pedelec-Käufer eine ausgedehnte Probefahrt, am besten mit der Menge an Gepäck, die üblicherweise bei einer Radtour mitgenommen werden soll. Ein Blick in die technischen Daten ist dabei auch wichtig: Im Test fiel auf, dass das vom Anbieter angegebene Gesamtgewicht – also Fahrrad, plus Fahrer und Gepäck - teilweise recht niedrig ist. Wer öfter mal mit gefüllten Satteltaschen unterwegs ist, sollte hierauf besonders achten.
Von 2014 auf 2015 ist der Verkauf von Elektrofahrrädern laut Zweirad-Industrie-Verband um 11,5 Prozent gestiegen, damit sind rund 2,5 Millionen von ihnen auf deutschen Straßen unterwegs. 95 Prozent davon sind Pedelecs.
Worauf man beim E-Bike-Kauf achten sollte
E-Bikes sollte man nur beim guten Fachhändler mit eigener Werkstatt kaufen. Nicht nur wegen der Beratung, sondern auch, weil der Fachhändler das Rad repariert. Pedelecs sind Hightech-Produkte, die man nur noch schwer selbst reparieren kann.
Defekte Akkus darf man nicht per Post zurückschicken. Umso mehr ist man auf einen Fachhändler angewiesen.
Ein Tipp der für Bikes und E-Bikes gleichermaßen gilt: Eine Kettenschaltung benötigt mehr Wartungsaufwand als Nabenschaltungen.
Beim Kauf sollten Sie einen Blick auf Antriebseinheit und Akku werfen. Wenn Sie längere Wochenendtouren planen, sollte der Akku eine entsprechende Reichweite haben.
Auch die Position von Motor und Akku ist zu bedenken. Nichts falsch machen kann man beim Mittelmotor, da er die Gewichtsverteilung beim Fahrrad nicht verändert.
Wer sein Rad zum Einkaufen nutzt, achtet darauf, dass der Akku nicht auf dem Gepäckträger sitzt. Wird nämlich darauf noch der Einkaufskorb gesetzt, dann liegt der Schwerpunkt relativ hoch, was wiederum der Fahrstabilität nicht zugute kommt.
Die weit verbreiteten Lithiumionen-Akkus vertragen auch problemlos Teilladungen. Sie können den Akku beispielsweise also auch dann aufladen, wenn er noch zu 30 Prozent geladen ist.
Ein Tipp des ADFC: Wenn Sie das E-Bike über längere Zeit nicht nutzen, dann sollten Sie den Akku kühl lagern (zwischen zehn und 15 Grad Celsius) und den Ladestatus etwa bei 60 Prozent halten.
Wie alle Batterieprodukte mögen auch die Lithiumionen-Akkus weder extreme Kälte noch starke Hitze. Wenn Sie das Bike auch im Winter bei Temperaturen unter null nutzen, sollten Sie den Akku nach beendeter Fahrt mit ins Haus nehmen.
Auch die Radtour an einem heißen Sommertag kann für den Akku zur Belastung werden. Parken Sie das Fahrrad deshalb nicht in der prallen Sonne, stellen Sie es in den Schatten.
Pedelecs oder E-Bikes wiegen wesentlich mehr als Fahrräder. Die meisten bringen zwischen 22 und 25 Kilo auf die Waage. Wer sein Bike also täglich in den Fahrradkeller oder in die Wohnung schleppen muss, sollte das Gewicht bedenken.
Pedelecs sind meist schneller als Fahrräder. Deshalb bitte einen Helm tragen - und Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer sollte selbstverständlich sein.
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