Auffrischungsimpfung weltweit Ablaufende Impfnachweise, Pflicht im Gesundheitswesen: So boostert Europa

Europäische Länder weiten ihre Booster-Kampagnen aus.
Paris, Rom, London, Athen Bis Ende des Jahres sollen in Deutschland 20 bis 25 Millionen Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten – dieses Ziel hat das Bundesgesundheitsministerium ausgegeben. Auch in anderen europäischen Ländern setzen die Regierungen angesichts der stark steigenden Infektionszahlen in der Pandemie auf eine dritte Impfdosis.
Wer einen Booster bekommen kann, hängt dabei wie in Deutschland oft vom Alter und der Risikogruppe ab. In einigen Ländern wie Frankreich gelten Senioren künftig nur noch dann als vollständig geimpft, wenn sie eine Auffrischung ihres Impfschutzes erhalten haben.
Die EU-Seuchenschutzbehörde ECDC weist darauf hin, dass die dritte Dosis nicht für alle Menschen dringend notwendig sei. „Es ist wichtig, zwischen Booster-Dosen für Menschen mit normalem Immunsystem und zusätzlichen Dosen für jene mit schwächerem Immunsystem zu unterscheiden.“
Die europäische Arzneimittelagentur Ema hatte im Oktober die Präparate von Moderna und Biontech/Pfizer für den Booster-Einsatz bei Menschen über 18 Jahre freigegeben. Es liegt aber am Ende in der Hand der einzelnen Staaten, wie sie mit den Auffrischungen des Impfschutzes verfahren. Fünf Beispiele aus Europa:
Frankreich: Gesundheitspass für Ältere nur noch bei drei Dosen
Emmanuel Macron rief die Franzosen in einer Fernsehansprache am 9. November noch einmal eindringlich zum Impfen auf. Außerdem kündigte er an: Für Menschen über 65 Jahre ist der Gesundheitspass ab dem 15. Dezember nur noch gültig, wenn sie eine dritte Dosis bekommen haben. Das Dokument muss in Restaurants, Bars oder Zügen vorgezeigt werden.
Bislang bekommen nur Senioren über 65 Jahre einen Booster-Termin. Ab Anfang Dezember sollen die Auffrischungsimpfungen auch für Menschen zwischen 50 und 64 Jahren geöffnet werden, wenn die letzte Dosis mehr als sechs Monate zurückliegt. Für diese Altersgruppe ist derzeit nicht geplant, die Gültigkeit des Gesundheitspasses an einen Impfbooster zu knüpfen.
In Ausnahmefällen, etwa bei Vorerkrankungen, können auch schon jüngere Menschen ein drittes Mal geimpft werden. Nach Angaben der französischen Behörden haben bisher 8,4 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre eine zusätzliche Dosis erhalten. Für die Auffrischung können die Franzosen in die Arztpraxen, die Apotheken oder in ein Impfzentrum gehen.
Italien plant Booster-Pflicht im Gesundheitswesen
Italien plant eine Booster-Pflicht im Gesundheitswesen. Nur, wer den Nachweis über eine dritte Dosis hat, soll weiter in Krankenhäusern und Altenheimen arbeiten dürfen. Einen Monat Zeit will die Regierung den Mitarbeitern offenbar für den Booster-Shot geben, danach drohen Sanktionen: Wer sich weigert, wird ohne Gehalt vom Dienst suspendiert.
Italien hatte die strikte Corona-Impfpflicht für Ärzte und Pfleger schon im April eingeführt, Stand heute sind mehr als 98 Prozent des Personals geimpft. Aber nur rund die Hälfte hat sich bisher die dritte Dosis verabreichen lassen.
Schon seit einigen Wochen sind die Booster freigegeben. Prioritär für das Gesundheitspersonal, aber auch für Menschen mit Vorerkrankungen und alle Bürger über 60 Jahre, deren zweite Impfung mindestens sechs Monate her ist. Auch wer bisher nur eine Einzelimpfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson bekommen hat, kann sich einen Termin besorgen. Einige Regionen haben schon vergangene Woche die 40- bis 60-Jährigen zum dritten Mal geimpft. In ganz Italien soll dies ab 22. November möglich sein.
Der „Green Pass“, wie das Corona-Zertifikat hier genannt wird, soll künftig nur noch eine Gültigkeit von neun Monaten nach der letzten Impfung haben. Bisher war der Nachweis, den man in Italien für das gesamte öffentliche Leben und in der Arbeitswelt braucht, zwölf Monate ab der letzten Impfung gültig.
Griechenland: Elf Prozent der Geimpften sind schon geboostert
In Griechenland verlieren künftig über 60-Jährige ihr Impfzertifikat, wenn sie sich nicht spätestens sieben Monate nach der zweiten Impfung boostern lassen. Das gab Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Donnerstagabend in einer Fernsehansprache bekannt.
Mitsotakis kündigte an, er werde sich in einem Schreiben an die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dafür einsetzen, diese Regelung EU-weit einzuführen und die Regeln für das EU-Impfzertifikat entsprechend zu ändern. „Nur so werden wir bessere Weihnachten feiern können“, sagte Mitsotakis in seiner TV-Botschaft.
Die griechische Regierung erhöht den Impfdruck: Wie der Premier bekanntgab, darf man ab Montag öffentliche Räume wie Kinos, Theater, Sporthallen und Friseurläden nur noch mit einem gültigen Impfzertifikat betreten.
In Griechenland können alle über 18-Jährigen die dritte Impfdosis bekommen, sofern seit der Zweitimpfung mindestens sechs Monate vergangenen sind. Für Personen, die mit dem Vakzin von Johnson & Johnson geimpft sind, gilt eine Zweimonatsfrist.
Bisher haben gut elf Prozent jener, die eine Corona-Impfung abgeschlossen hatten, bereits die dritte Dosis bekommen. Die Berechtigten werden automatisch per SMS aufgefordert, sich auf einer Internetseite für einen Termin zur Booster-Impfung anzumelden. Mitsotakis beendete seine Fernsehansprache mit dem Appell: „Lasst euch impfen, impfen, impfen!“
Großbritannien: 80 Prozent der Bevölkerung schon geimpft
In Großbritannien sind inzwischen 80 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre vollständig geimpft, 23 Prozent haben auch schon einen Booster-Shot erhalten. Bisher konnten nur über 50-Jährige die Drittimpfung bekommen.
Seit dieser Woche sind auch alle Menschen über 40 Jahre zur Auffrischung aufgerufen, sobald ihre zweite Dosis sechs Monate zurückliegt. Zugleich sollen sich nun auch Jugendliche ihre zweite Dosis abholen. Bisher hatte das staatliche Gesundheitssystem NHS nur eine Dosis für die Minderjährigen als ausreichend angesehen.
Spahn will Biontech-Lieferung drosseln: Praxen müssen umplanen
Die britische Regierung setzt im Kampf gegen Corona ausschließlich auf das Impfen und die Immunisierung durch eine überstandene Erkrankung. Sämtliche Verhaltensregeln und Kontaktbeschränkungen sind seit Juli aufgehoben. Viele Briten tragen auch in geschlossenen Räumen oder der U-Bahn keine Maske mehr.
Spanien: Booster-Kampagne früh gestartet
Spaniens Regierungschef Pedro Sanchez teilte diese Woche mit, dass die dritte Impfdosis fortan allen Menschen über 60 Jahre offenstehe. Außerdem sollen Beschäftigte im Gesundheitswesen den verstärkten Impfschutz bekommen.
Zuvor lag die Altersgrenze bei der im vergangenen Monat gestarteten Booster-Kampagne bei 70 Jahren. Menschen aus bestimmten Risikogruppen wie zum Beispiel Krebspatienten konnten unabhängig von ihrem Alter eine Auffrischungsimpfung erhalten.
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