Bundestagswahl Laut Insa-Umfrage: SPD holt Union ein – Lindner attackiert Laschet

Zwischen SPD und der Union zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab.
Berlin Fünf Wochen vor der Bundestagswahl hat die SPD die Union in einer Umfrage eingeholt. Im wöchentlichen Sonntagstrend des Meinungsforschungsinstituts Insa für „Bild am Sonntag“ sackt die Union mit Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) um drei Prozentpunkte auf 22 Prozent ab.
Die Sozialdemokraten mit ihrem Kandidaten Olaf Scholz klettern um zwei Punkte auf ebenfalls 22 Prozent. Damit liegen Union und SPD erstmals seit April 2017 in der Wählergunst wieder gleichauf. Damals hatten die Sozialdemokraten unter dem damaligen Kanzlerkandidaten Martin Schulz ein Umfragehoch erlebt, das dann fünf Monate vor der damaligen Bundestagswahl dahinzuschmelzen begann.
Die Grünen verlieren in der Insa-Umfrage einen Punkt und kommen auf 17 Prozent. Die FDP steigt um einen Punkt auf 13 Prozent, die AfD um einen Punkt auf 12 Prozent. Die Linke bleibt stabil bei sieben Prozent.
Anders als andere Institute hatte Allensbach am Donnerstag für die Union 27,5 und für die SPD 19,5 Prozent veröffentlicht. Scholz würden laut Insa 34 Prozent der Befragten nach eigenen Angaben direkt zum Kanzler wählen, wenn dies möglich wäre.
Das sind fünf Prozentpunkte mehr als vor einer Woche. Unionskandidat Laschet fällt um drei Punkte auf 12 Prozent und liegt damit noch hinter Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock, die unverändert auf 13 Prozent kommt. Die Parteiwerte wurden von Montag bis Freitag ermittelt, die Zahlen zu den Kandidaten am Freitag.
Die Grünen halten trotz zuletzt immer schlechterer Umfragewerte das Rennen bei der Bundestagswahl Ende September noch für offen. „Alles ist komplett offen“, sagte Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock am Sonntag im ARD-Sommerinterview. Ziel ihrer Partei sei es unverändert, die nächste Regierung anzuführen.
„Ja, es gab Rückschläge auch in der Kandidatur“, sagte Baerbock mit Blick auf eigene Fehler im Wahlkampf wie zu spät gemeldete Einkünfte oder Ungenauigkeiten in ihrem Lebenslauf. Es gelte nun, Vertrauen zurückzugewinnen und aus Fehlern zu lernen. „Ich trete an für eine Erneuerung in unserem Land.“
Dies gelte vor allem für den Klimaschutz, der forciert werden müsse. „Es geht jetzt ums Machen.“ Ein sozialer Ausgleich solle über einen höheren Mindestlohn von zwölf Euro erreicht werden. Außerdem solle die Förderung für den Umstieg auf gebrauchte Elektro-Autos ausgeweitet werden.
Werte-Union stellt sich hinter Laschet
Am Samstag läuteten CDU und CSU mit einer Kampfansage an SPD und Grüne und der Warnung vor einem Linksruck die heiße Wahlkampfphase ein. Vorsichtige Unterstützung erhielt Laschet nach dem offiziellen Wahlkampfauftakt von der konservativen Werte-Union.
Ihr Vorsitzender Max Otte warnte vor Personaldebatten. „Man wechselt nicht mitten im Wahlkampf die Kandidaten“, sagte Otte der Deutschen Presse-Agentur. Laschet habe vernünftige Ansätze in der Corona-Politik anklingen lassen. Einige seiner Statements zur Migration seien ausbaufähig. Das Wahlergebnis im September werde er zu verantworten haben.
FDP-Chef Christian Lindner warf Laschet mangelnde Führungsstärke vor. „Die letzten Wochen haben die Zweifel verstärkt, ob Armin Laschet die Führungskraft hat, die Anliegen der Grünen nach Umverteilung, Bevormundung und Subventionierung zurückzuweisen“, sagte Lindner der „Bild am Sonntag“. „Da die CDU inhaltlich nichts bietet, stehen wir allein für wirtschaftliche Vernunft.“
Im Handelsblatt war Lindner dem CDU-Chef zuletzt noch zur Seite gesprungen: „Wir kennen Armin Laschet aus der erfolgreichen Zusammenarbeit von CDU und FDP in Nordrhein-Westfalen“, hatte Lindner gesagt. „Er ist eine integre Persönlichkeit, die es verdient hat, dass sich die eigene Partei hinter ihr versammelt, statt ihm das Leben schwerzumachen.“
Der „Bild am Sonntag“ sagte Lindner, wichtig sei es, „dass nicht die Grünen mit Herrn Habeck den nächsten Finanzminister stellen, sondern die FDP.“ Sollte er nach der Wahl Finanzminister werden, will Lindner Ausgabenwünsche von Koalitionspartnern zurückzuweisen: „Kein künftiger Finanzminister darf auf viel Applaus hoffen. Er wird öfter Nein sagen müssen. Aber ich wäre bereit dazu.“
In der Frage möglicher Koalitionen nach der Bundestagswahl am 26. September hatte sich Scholz in den vergangenen Wochen bedeckt gehalten. Er hatte aber durchblicken lassen, dass er sich eine Koalition aus SPD, Grünen und FDP vorstellen könne. „Es gibt eine lange sozialliberale Tradition in Deutschland“, hatte er gesagt.
CDU-Chef warnt vor Rot-Rot-Grün
Laschet warnte vor einer Koalition von SPD, Grünen und Linken. „Rot-Rot-Grün ist eine Gefahr für Deutschland“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. So ein Bündnis würde Wohlstand verspielen und eine europäische Sicherheits- und Außenpolitik unmöglich machen. Scholz müsse es ausschließen.
Scholz fühlt sich von steigenden Umfragewerten bestätigt
Der Linken-Spitzenkandidat Dietmar Bartsch warb für ein solches Bündnis. Scholz könne wesentliche Vorhaben niemals mit der FDP, sondern nur mit der Linken durchsetzen, sagte der Fraktionschef dem „Tagesspiegel am Sonntag“. „Es geht also um die Frage: Linke oder Lindner?“ Er sei gespannt, was Scholz seinen Wählern antworte..
Wahlumfragen sind aber generell immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.
Grundsätzlich spiegeln Umfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang.
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