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Euro-Tabubrecher Mittelstand macht gegen Dax-Chef Reitzle mobil

Linde-Chef Wolfgang Reitzle hatte einen Austritt Deutschlands aus dem Euro ins Spiel gebracht - und erntet dafür reichlich Kritik. Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft warnen vor dramatischen Folgen einer Abkehr.
16.01.2012 - 17:18 Uhr 74 Kommentare
Linde-Chef Wolfgang Reitzle: Im Notfall muss Deutschland den Euro verlassen. Quelle: ap

Linde-Chef Wolfgang Reitzle: Im Notfall muss Deutschland den Euro verlassen.

(Foto: ap)

Düsseldorf Nach den Gedankenspielen von Linde-Chef Wolfgang Reitzle über einen Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone hagelt es Kritik aus Wirtschaft und Wissenschaft. „Die übergroße Mehrheit der mittelständischen Unternehmer in Deutschland will den Euro“, sagte Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbands der mittelständischen Wirtschaft, Handelsblatt Online. 87 Prozent der mittelständischen Unternehmen hätten sich in einer Umfrage klar zum Euro bekannt, fügte Ohoven hinzu.

Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, warnte vor den dramatischen Folgen, die ein Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone hätte. „Die Aufwertung würde stärker als alle in früheren Zeiten erlebten, so dass erhebliche Minderungen des Exports und der daran hängenden Beschäftigung drohten“, sagte Hüther Handelsblatt Online. Außerdem würden die Banken belastet, da die Finanzströme in der Euro-Zone zerrüttete würden. „Dieser Aspekt wird von Herrn Reitzle gar nicht benannt“, kritisierte Hüther.

Auch der Verband der chemischen Industrie, in dem der Dax-Konzern Linde Mitgliedunternehmen ist, hob die Bedeutung des Euros hervor. „Die Gemeinschaftswährung und der einheitliche Binnenmarkt sind ein zentraler Faktor für Wohlstand und Beschäftigung in Europa“, sagte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. Davon habe auch die exportstarke chemische Industrie in Deutschland sehr profitiert. Rund 46 Prozent der deutschen Chemie-Exporte gingen in den Euro-Raum. „Gerade Deutschland muss dazu beitragen, das Vertrauen in den Euro wiederherzustellen und die europäische Integration weiter voranzutreiben“, sagte Tillmann.

„Die Unternehmer wissen sehr gut, was sie am Euro haben.“
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74 Kommentare zu " Euro-Tabubrecher: Mittelstand macht gegen Dax-Chef Reitzle mobil"

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  • @-kurtruedigernoll: Für mich eine Verpflichtung, da ich Anhänger des US-amerikanischen Philosophen John Rawls (gestorben 2002) und seines deutschen Erben, des Philosophen Wolfgang Kersting (Christian Albrechts-Universität Kiel) bin: Rawls konzipiert die Neuorganisation demokratischer Verfassungen als "Bürgergenossenschaft", das heißt: "...entlang des Kriteriums der Bürgersouveränität neu ausgerichtet, wird auch die alte freiheitliche Grundidee erneut in den Vordergrund gerückt, den Bürger zum Subjekt des politischen Prozesses und zum Souverän des Gemeinwesens zu ermächtigen." Das erfordert aber in erster Linie den Bürger (seine Sachkompetenz und sein Verantwortungsbewusstsein) heraus, der sich dann nicht mehr darauf beschränken kann, alle vier Jahre in einer Papierliste ein Kreuz zu machen. Und wenn ich hier und in der FAZ Meinungen lese (Anwesende sind wie immer ausgenommen), habe ich den Eindruck, daß noch allerhand zu tun sein wird, ehe wir uns von der Dilettanz der "Drei Gewalten" unabhängig machen.

  • @Der_Doofe_Huether: Der Steuerzahler subventioniert die Exportindustrie mit Milliardenbeträgen (wahrscheinlich noch höher) seit Ende der 60er-Jahre, weil er Umsätze ins Ausland, auch ins EU-Ausland, von der Umsatzsteuer bei Beibehaltung des vollen Vorsteuerabzugs für Warenbezüge aus dem In- und Ausland, befreit.

  • @Humanist - Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

  • @kurtruedigernoll: Die 5 Bio. Euro ist die Differenz zwischen den voraussichtlichen Anforderungen an die Sozialkassen und aus anderen Verpflichtungen und den laufenden Einnahmen aus Rentenbeiträgen und übrigen Steuern und Abgaben. Bei den Beamten wird die Summe mit 1 Bio. Euro angegeben, da sie keine Beiträge für ihre Pensionen leisten. Diese Berechnungen machen mehrere Volkswirte hierzulande, am intensivsten wohl Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen aus Freiburg (siehe dessen Internet-Seite). Diese 5 Bio. Euro enthalten aber auch andere Zusagen des Staates (Bund, Länder, Gemeinden), weil der Staat für gemachte Zusagen grundsätzlich keine Rückstellungen bilanziert bzw. keine Rücklagen aus den laufenden Einnahmen bildet (er gibt in jedem Haushaltsjahr den letzten Cent aus), wie es jeder sorgsame Hausvater, Unternehmer etc. macht. Die 2,0 Bio. Euro sind ohne die Verpflichtungen für den Rettungsschirm, die ja vorerst nur Garantien sind. In anderen Ländern ist das System Deutschland wahrscheinlich noch verheerender, die Gesamtschulden der EU werden offiziell mit 7 Bio. Euro angegeben, eine Schnapszahl zur Beruhigung der Volksseele, sie sind mindestens 3 oder 4 Mal so hoch: Lesen Sie mal das Interview in der FAZ-Net mit dem US-Amerikaner Prof. Laurence Kotlikoff (Uni Boston): "Staatsfinanzen - Der unsichtbare Schuldenberg". Was glauben Sie, weshalb die Politik hier unbedingt eine Volksbefragung zu den neuen Rettungsschirm-Vereinbarungen verhindern will? (Art. 146 unserer Verfassung sieht die vor). Die Gruppe pro europa um den Währungstheoretiker Wilhelm Hankel (siehe Internet-Seite) versucht das gerade durchzusetzen mit dem BVerfG, das 1999 gepasst hat.

  • @Humanist. Vom Grundsatz her haben Sie nicht unrecht, die expliziten Schulden hatte ich ausgeklammert, da mir keine zuverlässigen Zahlen über deren wirkliche Höhe vorliegt. Wenn man davon ausgeht, dass tatsächlich 5 Billionen Verpflichtungen des Staates gegenüber den Sozialkassen bestehen, muss man aber auch berücksichtigen, dass über das Umlagesystem aber auch Beiträge der arbeitenden Bevölkerung eingezogen werden, die diese Verpflichtungen wiederum mindern. Als Schulden kann man dann eigentlich nur die Differenz zwischen den Einzahlungen über das Umlageverfahren und den tatsächlichen zukünftigen Ausgaben ansehen. Aber grundsätzlich ist es schon richtig, dass der Schuldenstand unter Berücksichtigung der expliziten Schulden deutlich höher als die derzeit ausgewiesenen 2,1 Billionen ist. Wenn Sie hier zufällig eine Quelle für seriöse Zahlen kennen, würde ich mich freuen, wenn Sie die mal posten. Was ich z.B. auch nicht weiß, inwieweit Verpflichtungen gegenüber den Sozialkassen in den Schuldenständen der anderen EURO-Länder berücksichtigt wurden oder nicht? Wäre auch ganz interessant mal zu erfahren.

  • Alles so einfach...
    Wie sieht es ohne rosa Brille aus ?
    Oder meinen Sie, es gäbe keine Alternative zu diesem Szenario ?

  • WOLFGANG PRESS >>> Richtig Herr Press. Ohovens Vergangenheit hat einen Ruf wie Donnerhall und es bleibt schwer verständlich, dass es manche gibt, die sich von ihm vertreten lassen. Allerdings ist in wikipedia nachzulesen, dass angeblich auch die als Verbandsmitglieder gezählt werden, die über den Verband lediglich eine Versicherung abgeschlossen haben. Ich denke, auch noch aus anderen Gründen, dass dieser Verband in keinster Weise den wirklichen Mittelstand repräsentiert, da gibt es tragfähigere und repräsentativere Zusammenschlüsse. Dass deren Vorstände blütenweise Westen tragen, muss ich nicht gesondert erwähnen. Auch haben Sie absolut recht, wenn Sie die kurzfristige Denkweise von Ohoven und Hüther kritisieren. Hinzu kommt, dass ich den Eindruck habe, dass die beiden Herren der Konmplexität des Themas Geld- und Währungspolitik nicht gewachsen sind.

  • Sprachabsicht
    Die Sprachabsicht des Herrn Dr. Reitzle war daraufhinzuweisen, daß alternativlos Denken Potentiale kostet. Nach Daten seriösen geht es dem deutschen Mittelstand bis dato gut. Aber für zyklische Branchen ist nun entscheidend, die Wechselkursabsicherung und die Margen zu beachten. Der Mittelstand muß die Arbeitnehmer besser am Gewinn beteiligen. Anderes erzeugt Hysterie.

  • Der Mann hat doch Recht!

    Raus aus dem Euro - und noch besser - raus aus der EU !

  • Die Lösung ist Eigenverantwortung, dh die Rückkehr zu nationalen Währungen in einem Freihandelsraum. Die Aufwertung der DM wird sofort gemindert durch verbilligte Importkosten und führt insgesamt zu einem Innovations- und Produktivitätssprung, so wie in der Vergangenheit auch.

    Der Aufwertung der DM stehen weitere gewaltige Vorteile gegenüber:

    1. Gerechtigkeit: Ende der Verantwortung für die Schulden anderer! (Rettungsschirme, Target II)

    2. Wiedererlangung der Souveränität über die eigene Währung

    3. Soziale Dividende: der Wertanstieg der DM schenkt den Deutschen wieder steigende statt fallende Kaufkraft, dh man kann sich wieder mehr (verdienterweise!) leisten und damit von seiner Arbeit profitieren

    4. Wiedergesundung der Schwachländer: Die Abwertung der schwachen Peripherieländer erlaubt ihnen, wieder wettbewerbsfähiger zu werden, die Intensivstation zu verlassen und auf eigene Beine zu kommen!

    5. Frieden: Das Ende der zunehmenden politischen Spannungen und Spaltung Europas durch den Euro!

    6. Freiheit und Selbstbestimmung: Ein Ende des Stechmarsches in eine undemokratisch, staatssozialistische, die Freiheit einengende und zunehmend diktatorisch handelnde EUdSSR!

    7. Bessere Perspektiven: Eine neue DM, der sich Holland, Finnland, Österreich, ja nicht-Euro Länder wie Schweden, Dänemark und vielleicht sogar die Schweiz mit ähnlichen Wirtschaftsstrukturen und Denkweisen wahrscheinlich anschliessen werden!

    Eine Krise ist immer auch eine Gelegenheit: Ich sehe mit dem Austritt Deutschlands aus dem EURO den entscheidenden Schritt zur wirklichen Lösung der gegenwärtigen Finanzkrise:

    Ein Europa der Nationen, die innerhalb eines Freihandelsraumes wieder selbstverantwortlich handeln und agieren können!

    Dann käme Europa wieder die Vielfalt und der Wettbewerb unter der Vielfalt seiner Nationen zugute!

    Lieber ein Ende mit Schrecken, aber Perspektive als ein perspektivloses Schrecken ohne Ende!

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