In Schlüsselpositionen lässt es sich einfacher für die eigenen Interessen kämpfen: Vor allem in den Bereichen Luftverkehr und Gesundheit haben sich in Deutschland mitgliederstarke Spartengewerkschaften gegründet, die den Einzelgewerkschaften aus dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Konkurrenz machen. Hier nun einige Beispiele für die Muskelspiele der Kleinen.
Tausende Fluggäste bekommen die Pilotenstreiks der Vereinigung Cockpit zu spüren. Sie vertritt etwa 8200 Cockpit-Besatzungsmitglieder aus allen deutschen Airlines in Tarifkonflikten mit den Fluggesellschaften. Erst Ende 2010 gab es Warnstreiks bei Tuifly und Germania in mehreren Städten. Die Gewerkschaft scheiterte aber auch schon vor Gericht mit einem geplanten bundesweiten Streik bei Air Berlin. Am stärksten ist sie beim schon häufiger bestreikten Branchenprimus Lufthansa.
Die Ärzte-Berufsvereinigung Marburger Bund verhandelt erst seit einigen Jahren als eigenständige Ärztegewerkschaft die Interessen ihrer mehr als 107.000 Mitglieder. Im vergangenen Jahr traten vielerorts Ärzte an den kommunalen Krankenhäusern in Streik. Die Arbeitgeber klagten nach den mehrtägigen Ausständen über „erhebliche Schäden“. Auch im September dieses Jahres gab es Warnstreiks an mehreren Kliniken.
2009 endeten die fünfjährigen Tarifverhandlungen des Deutschen Bühnenvereins mit der Deutschen Orchestervereinigung. Sie vertritt rund 13.200 Musiker aus über 150 professionellen Ensembles sowie Freischaffende und Lehrbeauftragte. Der Einigung waren Orchester-Streiks mit abgesagten Vorstellungen und gestrichenen Proben in vielen Städten Deutschlands vorangegangen. Der Bühnenverein warf der Gewerkschaft Blockadehaltung und „Säbelrasseln“ vor.
Wenn Fluglotsen die Arbeit niederlegen, drehen tausende Reisende am Flughafen Däumchen. Der Gewerkschaft der Flugsicherung gehören etwa 3200 Mitglieder an. Am vergangenen Freitag waren die Tarifverhandlungen zwischen GdF und der Deutschen Flugsicherung ergebnislos abgebrochen worden. Gewerkschaft und Flugsicherung gaben sich gegenseitig die Schuld am Scheitern der erneuten Schlichtung.
Mehr als 10.000 Stewards und Stewardessen sind bei den Unabhängigen Flugbegleitern organisiert. 2009 machte die Gewerkschaft mit Warnstreiks und einem Abschluss von fast zehn Prozent auf sich aufmerksam. Damals waren Dutzende Flüge ausgefallen, zahlreiche verspätet. In der Regel werden während Tarifkonflikten einzelne Airlines bestreikt. Bei der Lufthansa gelten die serviceorientierten Flugbegleiter als nicht so kampfstark wie die Piloten.
Vertritt nach eigenen Angaben rund 27.000 Chemie-Arbeitnehmer mit Führungsverantwortung. Er schließt in „positiver Ergänzungskonkurrenz“ zu IG BCE Tarifverträge mit den Arbeitgebern und äußert sich zu berufspolitischen Themen.
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Begriffsklärung
"Streik" ist ein Kampfmittel des Arbeitnehmers.
Niedergelassene Ärzte aber, im Gegensatzt zu ihren im Angestelltenverhältnis stehenden Klinikärzten, sind Unternehmer - es könnte sich lediglich um "Aussperrung" handeln. Allerdings kann der Unternehmer lediglich seine Arbeiter aussperren.
Die Deutsche Bahn beispielsweise könnte als Antwort auf einen Streik ihre Mitarbeiter aussperren, aber nicht ihre Fahrgäste.
Also handelt es sich bei den Ärzten keineswegs um ein gesetzlich legitimiertes Recht im Arbeitskampf.