Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

AfD-Gründer Hans-Olaf Henkel „Die Entwicklung in Richtung einer NPD war absehbar“

Für Henkel war der Rechtsruck der AfD schon lange abzusehen. Mit seiner Partei Alfa will der Ex-AfD-Vize davon profitieren. Einig ist er mit der AfD nur in einer Sache: Merkels Flüchtlingspolitik muss korrigiert werden.
05.02.2016 - 13:51 Uhr
Hans-Olaf Henkel sitzt zurzeit für „Alfa“ im Europaparlament. Er beklagt die Entwicklung seiner früheren Partei, der AfD, zu einer „Ein-Themen-Partei“. Quelle: ap
Kein gutes Wort zur AfD

Hans-Olaf Henkel sitzt zurzeit für „Alfa“ im Europaparlament. Er beklagt die Entwicklung seiner früheren Partei, der AfD, zu einer „Ein-Themen-Partei“.

(Foto: ap)

Hans-Olaf Henkel ist gerade ein gefragter Mann. Der Alfa-Abgeordnete hat zwar Sitzungswoche im Europaparlament, ist aber auch für seine Partei im Landtagswahlkampf unterwegs. Vor allem in Baden-Württemberg glaubt die Partei an den Einzug ins Landesparlament. Über seine ehemalige Partei AfD, die zuletzt vor allem mit der Forderung nach einem Schusswaffeneinsatz gegen Flüchtlinge aufgefallen ist, verliert Henkel hingegen kein gutes Wort mehr.

Herr Henkel, schmerzt es Sie als Gründervater nicht, in welche Richtung Ihre ehemalige Partei AfD gerade abdriftet?
Ich bin an diesen Schmerz gewöhnt. Das ist ja keine Überraschung für mich. Diese Entwicklung in Richtung einer NPD oder einer Partei wie dem Front National in Frankreich ist schon seit einiger Zeit abzusehen. Ich habe ja auch schon vor langer Zeit reagiert: Ich darf daran erinnern, dass ich zunächst innerparteilich und intern dagegen Stellung bezogen habe, als die Ausfälle von Höcke, Gauland, Poggenburg & Co. in den Medien erschienen, auch öffentlich. Als weitere Konsequenz habe ich dann meinen stellvertretenden Vorsitz abgegeben. Nach dem Essener Parteitag bin ich dann ganz ausgetreten und mit insgesamt fünf der sieben AfD-Abgeordneten des Europäischen Parlaments in die Alfa-Partei, der Allianz für Fortschritt und Aufbruch, eingetreten.

„Das ist nicht mehr meine Partei“
Bernd Lucke
1 von 7

Bernd Lucke hat sich verkalkuliert. Mit so einer deutlichen Niederlage auf dem Bundesparteitag (seiner) der Alternative für Deutschland hatte er nicht gerechnet. Seine Anhänger sprechen von einem Massenaustritt. Spekulationen über eine mögliche Partei-Neugründung unter Lucke machen die Runde. Fünf führende AfD-Politiker haben die Partei schon verlassen. Und der Grund ist nicht allein der Wahlsieg Frauke Petrys...

(Foto: Reuters)
Hans-Olaf Henkel, Ex-Parteivize
2 von 7

„Mit der Wahl Petrys zur alleinigen Parteisprecherin hat sich die Mehrheit der in Essen anwesenden Parteimitglieder nicht nur für einen scharfen Rechtskurs, sondern auch für Pöbelei, Protest und dem Verbreiten von Vorurteilen entschieden“, sagte Henkel zur Begründung.

(Foto: dpa)
Ulrike Trebesius, AfD-Europaabgeordnete
3 von 7

usNach dem Sieg des nationalkonservativen Flügels der AfD beim Parteitag in Essen hat auch die AfD-Europaabgeordnete und schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Ulrike Trebesius ihren Austritt aus der Partei angekündigt. Dies sei nicht mehr ihre Partei, sagte Trebesius dem Sender NDR 1 Welle Nord. Derweil könnte die Entscheidung über einen kollektiven Austritt des wirtschaftsliberalen Parteiflügels noch diese Woche fallen.

(Foto: dpa)
Konrad Adam, Mitbegründer der AfD
4 von 7

Auch wenn es vielleicht auf dem Foto von Samstag nicht so aussieht, Adam ist einer derjenigen, die den Ausstieg in Betracht ziehen. „Ich habe noch nicht entschieden, ich erwäge es aber“, sagte er. Er habe sich während des Bundesparteitages in Essen am vergangenen Wochenende sehr über die „Bierzeltparolen“ einiger Teilnehmer geärgert. Der neuen Parteivorsitzenden Frauke Petry warf er vor, sie predige zwar Basisdemokratie, sei aber dabei, die AfD in eine gut organisierte Kaderpartei zu verwandeln.

(Foto: dpa)
Uwe Zimmermann, Landesvorsitzender AfD Rheinland-Pfalz
5 von 7

Auch der AfD-Landesvorsitzende in Rheinland-Pfalz hat hingeschmissen: Uwe Zimmermann erklärte zusammen mit zwei weiteren Vorstandsmitgliedern seinen Austritt aus der Partei. Grund sei Luckes Niederlage. Die drei Vorstandsmitglieder waren ebenfalls Unterzeichner des „Weckrufs“.

(Foto: dpa)
Bernd Kölmel, Vorsitzender AfD Baden-Württemberg
6 von 7

Gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ kündigte auch Kölmel am Montag an, die AfD zu verlassen. Kölmel begründete seine Entscheidung mit der Wahl von Petry zur Parteivorsitzenden und mit der Wahl weiterer Nationalkonservativer in den Bundesvorstand. „Ich fühle mich von diesem Vorstand nicht mehr repräsentiert“, sagte Kölmel. Zudem sei auf dem Bundesparteitag in Essen ein „politischer Stil“ gepflegt worden, den „ich nicht tolerieren kann“.

(Foto: dpa)
Joachim Starbatty, AfD-Parteivorstand
7 von 7

Luckes Anhänger vom wirtschaftsliberalen Flügel hatten bereits am Wochenende angekündigt, in den kommenden Tagen über einen kollektiven Parteiaustritt zu entscheiden. Für Ökonomie-Professor Starbatty ist die Entscheidung gefallen. Gründe nannte er nicht.

(Foto: Reuters)

Aber die Entwicklung in letzter Zeit muss doch auch für Sie erschreckend sein...
Für mich ist das ein kontinuierlicher Prozess, der in den Aussagen von Frau Petry und Frau von Storch nur einen vorläufigen Höhepunkt gefunden hat – das war längst noch nicht alles.

Nicht einmal die NPD würde doch so plump auftreten, wie es die beiden Damen nun mit dem Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge getan haben...
Ich erlebe es hier im Europäischen Parlament: Die Empörung ist durch die Bank in allen Fraktionen groß. Interessanterweise lassen sich die beiden hier in Straßburg in den letzten Tagen nicht mehr blicken. Anscheinend sind sie abgetaucht, weil sie wissen, dass sie hier parteiübergreifend abgewatscht werden. Dieser Kritik wollen sie offenbar durch Aussitzen entgegen.

Warum verfangen solche Parolen offenbar bei so vielen Deutschen?
Das ist nicht spezifisch deutsch. Es gibt ein Potenzial für solch eine Art Partei in vielen Ländern Europas. Man muss aber auch festhalten, dass dieses Potenzial bei uns durch eine falsche Politik geradezu gefördert wird. Bei Alfa – und als wir Alfa-Leute noch in der AfD waren – haben wir uns schon früh darüber mokiert, dass zum Beispiel die  Kritik am Euro nicht gleichzusetzen ist mit Kritik an Europa. Und Kritik an der Flüchtlingspolitik ist nicht gleichzusetzen mit Kritik an Flüchtlingen selber. Aber genau das passiert natürlich.

Punkten Petry und von Storch am Ende sogar noch mit ihren Aussagen?
Die Aussagen über den Gebrauch von Schusswaffen auf Flüchtende an der Grenze sind ja nicht neu! Schon vor Monaten hatte der AfD-Vorsitzende von NRW und Lebensabschnittsgefährte von Parteichefin Petry, Marcus Pretzell, das gleiche gesagt, und der stellvertretende Bundessprecher Alexander Gauland hat später bei Ihnen im Handelsblatt diese Aussage auch noch gut geheißen! Die Wiederholung durch Petry und der expliziten Ausweitung auf Frauen und Kinder durch von Storch – die auf Kinder hat sie inzwischen zurückgenommen – erscheint klar kalkuliert, denn damit können sie bei den immer stärker werdenden Rechtsaußen in der Partei punkten. Auf der anderen Seite wird es viele moderate Leute abstoßen, die die AfD nicht mehr ernstnehmen.

Kann Alfa davon profitieren?
Davon gehen wir aus. Es ist ja ganz offensichtlich, dass durch die Politik des ständigen Linksrutsches von Frau Merkel auf der einen Seite und der dramatischen Radikalisierung der AfD auf der anderen Seite ein großes Potenzial für eine neue Partei entsteht. Und Alfa will bei den anstehenden Landtagswahlen genau dort hinein.

Sie sehen da eine klare Lücke?
Das sehen glaube ich alle. Ich erlebe es ja auch hier im EU-Parlament, wo Leute unter vier Augen, auch von der Europäischen Volkspartei sagen, dass zum Beispiel Merkels Flüchtlingspolitik nicht funktioniert. Es ist logisch, dass die Wähler dann nach einer Alternative suchen. Bisher hatten sie nur die AfD. Für Anständige geht das nun endgültig nicht mehr. Jetzt gibt es nur noch Alfa.

Neue Partei, alte Gesichter
Bernd Lucke - Vorsitzender
1 von 10

Einmal Chef, immer Chef: Nur wenige Wochen nach seiner Niederlage im Machtkampf um die AfD-Führung hat Bernd Lucke schon eine neue Partei gegründet: Die „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ (Alfa) soll eine liberal-konservative, eurokritische Haltung vertreten – ohne die nationalkonservativen Positionen, die in der „Alternative für Deutschland“ Überhand gewonnen haben. Auf der ersten Mitgliederversammlung mit rund 70 Teilnehmern gab es einige bekannte Gesichter zu sehen.

(Foto: dpa)
Bernd Kölmel – stellvertretender Vorsitzender
2 von 10

So war Bernd Kölmel einer der Mitbegründer des Weckrufs 2015, unter dem sich in der AfD der liberal-konservative Flügel der Partei versammelt hatte. Nach dem Parteitag in Essen, auf dem sich die Nationalkonservative mit der Wahl Frauke Petrys an die Spitze durchsetzten, verließ er die AfD. Bis dahin war er Sprecher des Landesverbandes Baden-Wüttemberg und wurde dank Listenplatz 3 für die AfD ins Europaparlament gewählt. Seine Stimme in Brüssel wird er nun für Alfa einsetzen. Auf der Mitgliedersversammlung wählten ihn die Teilnehmer zu einem der drei stellvertretenden Vorsitzenden.

(Foto: dpa)
Gunther Nickel – stellvertretender Vorsitzender
3 von 10

Der zweite stellvertretende Vorsitzende von Alfa ist Gunther Nickel (links): Er war von Dezember 2013 bis November 2014 AfD-Landessprecher von Hessen und einer der Gründer des Arbeitskreises „Arbeitnehmer in der AfD“. Dieser hatte sich als Reaktion auf die harsche Kritik von einigen Gewerkschaften an der AfD gegründet.

Reiner Rohlje – stellvertretender Vorsitzender
4 von 10

Der dritte stellvertretende Alfa-Vorsitzende ist Reiner Rohlje: Der Weckruf-Mitbegründer war in der AfD stellvertretender Vorsitzender für den Landesverband Nordrhein-Westfalen. Er legte das Amt jedoch wegen interner Streitigkeiten mit dem nationalkonservativen Landessprecher Marcus Pretzell nieder. Nachdem Pretzell auf dem Parteitag der „Alternative für Deutschland“ die AfD als Pegida-Partei bezeichnet hatte und Lucke abgewählt worden war, trat Rohlje aus der Partei aus.

Ulrike Trebesius – Generalsekretärin
5 von 10

Die Ex-AfDlerin Ulrike Trebesius wurde zur Generalsekräterin gewählt. Die 44-Jährige war Sprecherin des AfD-Landesverbandes Schleswig-Holstein und kam bei der Europawahl auf Listenplatz 6 der AfD ins EU-Parlament. Als der Zoff in der AfD immer heftiger wurde, schloss sie sich dem Weckruf 2015 an und wurde dessen Vorsitzende. Nach dem Parteitag in Essen trat sie aus der AfD aus.

(Foto: dpa)
André Yorulmaz – stellvertretender Generalsekretär
6 von 10

In der AfD wollte Lucke ihn zum Generalsekretär machen: Der homosexuelle Deutsch-Türke André Yorulmaz sollte das Image der als homophob und ausländerfeindlich verschrieenen Partei aufpolieren. Der 32-Jährige lebt mit seinem Freund zusammen, bekennt sich aber zu einem „konservativen Familienbild“ und lehnt das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare ab. In der „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ wurde er nun zum stellvertretenden Generalsekretär gewählt.

(Foto: dpa)
Weitere Vorstandsmitglieder
7 von 10

Auch der restliche Vorstand besteht aus Weckruf-Mitgliedern: Jochen Seeghitz ist Schatzmeister, Arnd Frohne sein Stellvertreter. Jürgen Joost wurde zum Leiter des Vorstandssekreteriats gewählt, Margot Rheinheimer-Bradtke zur Justiziarin und Franz Novosel zum Mitgliederbeauftragten. Weitere Vorstandspositionen sollen später nachgewählt werden.

(Foto: dpa)

Was ist denn Ihre Lösung?
Auch wir sind der Meinung, dass die Flüchtlingspolitik von Frau Merkel falsch ist, dass sie Europa auseinandertreibt und Deutschland isoliert. Frau Merkel hat für den jetzigen Kuddelmuddel gesorgt. Eine einfache Lösung gibt es aber nicht. Wir haben schon vor Wochen ein Konzept vorgestellt, was auch schon von Teilen der CDU aufgegriffen worden ist. Zum Beispiel das Thema Obergrenze: Wir brauchen eine solche Grenze, aber sie muss sich zusammensetzen aus der Fähigkeit und Bereitschaft aller deutscher Kommunen.

Was heißt das genau?
Wir fragen die Kommunen ab, wie viele Flüchtlinge sie aufnehmen können und wollen. Die Summe aller Kommunen ist dann die nationale Obergrenze. Das ist ein basisdemokratischer Prozess: Die Kommunen vor Ort, die Bürger entscheiden von unten und nicht Frau Merkel von oben. Dadurch können auch die bereits überlasteten Kommunen entlastet werden. Wir haben ja heute in NRW schon einige Kommunen, die einen Ausländeranteil von über 40 Prozent haben. Das Entscheidende an dem Vorschlag: Es ist eine atmende Obergrenze, weil immer dann, wenn Deutschland in der Zukunft Zigtausende Flüchtlinge zurückschickt, was Frau Merkel ja neuerdings auch will, könnte man auch wieder neue Flüchtlinge aufnehmen, wenn die Kommunen dazu in der Lage sind.

„Die Flüchtlingspolitik ist ein absoluter Wahnsinn“
Seite 12Alles auf einer Seite anzeigen
Mehr zu: AfD-Gründer Hans-Olaf Henkel - „Die Entwicklung in Richtung einer NPD war absehbar“
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%