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Analyse Angela Merkel ist die letzte Konstante beim G7-Gipfel

Die Kanzlerin nimmt die Regierungschefs der Welt so, wie sie eben sind. Und führt auch die wichtigen außenpolitischen Zirkel wie G7 vollkommen unaufgeregt.
10.06.2021 - 18:11 Uhr Kommentieren
Mit Ausnahme der Kanzlerin kommt an diesem Wochenende keiner derjenigen, die 2007 mit im Strandkorb saßen, zum G7-Gipfel ins britische Cornwell.
Merkel bei G7-Treffen

Mit Ausnahme der Kanzlerin kommt an diesem Wochenende keiner derjenigen, die 2007 mit im Strandkorb saßen, zum G7-Gipfel ins britische Cornwell.

Berlin Alles begann mit einem großen Strandkorb. Kanzlerin Angela Merkel empfing im Jahr 2007 erstmals als Gastgeberin in Heiligendamm an ihrer geliebten Ostsee die Staats- und Regierungschefs des Westens. Damals war es die G8, und Russland gehörte noch in diesen exklusiven Klub.

Merkel ist seitdem die letzte Konstante bei den G7-Treffen. Mit Ausnahme der Kanzlerin kommt an diesem Wochenende keiner derjenigen, die 2007 mit im Strandkorb saßen, zum G7-Gipfel ins britische Cornwell. Als Letzter ist der Japaner Shinzo Abe abgetreten. Russlands Staatschef Wladimir Putin wird nicht mehr eingeladen.

Für Merkel selbst dürfte es an diesem Wochenende das letzte Treffen dieser Art sein. Zu Wehmut neigt sie nicht. Doch je länger sie Kanzlerin war, desto wohler fühlte sie sich in diesem erlauchten Kreis der Staats- und Regierungschefs.

Unvergessen ist ihre zweite Gastgeberrinnenrolle im bayerischen Elmau 2015, als sie dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama, der auf einer Holzbank saß, ihre Sicht auf die Welt darstellte.

So sah es jedenfalls auf dem Foto aus, das von den beiden gemacht wurde, als sie auf den obligatorische Pressefototermin warteten. Im Inland konnte Merkel höchst umstritten sein – auf der Weltbühne hatte ihr Wort stets Gewicht.

Guter Draht nach Peking

Das lag sicher an ihrem Dienstalter. Es lag aber auch daran, dass Deutschland in ihrer Amtszeit wirtschaftlich wieder erblühte. Als industrielles Schwergewicht lässt es sich leichter verhandeln, als als kranker Mann Europas. Die anderen Staats- und Regierungschefs wissen auch um den guten Draht der Kanzlerin nach Peking. Seine erste Europareise führte Xi Jinping nach Berlin und Bern – und nicht nach Brüssel und Paris.

Im Kreise der G7 teilt nicht jeder die China-Affinität von Merkel. Der neue US-Präsident Joe Biden möchte das Format gar gegen China nutzen. Merkel hat zudem bis heute Zugänge zu Putin. Der Türöffner war anfangs sicherlich ihr gutes Russisch und sein gutes Deutsch, das er einst in der DDR gelernt hatte.

Mittlerweile pflegt sie ein ambivalentes Verhältnis zu Putin. Die Vorkommnisse in der Ukraine und die Verhaftung des Oppositionspolitikers Alexei Nawalny sind ihr zuwider. Aber sie bleibt Realpolitikerin genug, um mit Putin Themen wie die Krimkrise zu verhandeln. Der Russe hatte ihr damals noch zugehört. Auf der anderen Seite hält sie an dem deutsch-russischen Großprojekt Nord Stream 2 fest, das in Brüssel und Washington viele Gegner hat.

Nichtverhältnis zu Donald Trump

Man darf gespannt sein, wie die Chemie zwischen Merkel und Biden sein wird, dem vierten US-Präsidenten in ihrer Amtszeit. Mit dem jovialen Texaner George W. Bush kam sie trotz eines komplett unterschiedlichen Hintergrunds exzellent aus. Den Amerikaner faszinierte die Vergangenheit Merkels in der DDR.

Aus der komplizierten Beziehung mit Barack Obama entwickelte sich dann eine politische Freundschaft. Anfangs verhinderte sie, dass er als Präsidentschaftskandidat vor dem symbolträchtigen Brandenburger Tor sprach. Später überreichte er ihr im Rosengarten des Weißen Hauses die „Medal of Freedom“, eine der höchsten Auszeichnungen der USA.

Mit Donald Trump verband sie allenfalls ein Nichtverhältnis. Das „Time“-Magazin bezeichnete Merkel als „Führerin der freien Welt“ – und dies spielte sie auch aus. 2018, im kanadischen Quebec, beugte Merkel sich nach offiziellen Beratungen über einen Tisch und fixierte ihren Gegenspieler Trump. Um sie herum standen die anderen Staats- und Regierungschefs. Trump saß mit verschränkten Armen da und wirkte wie ein trotziges Kind.

Und dennoch: Die Kanzlerin nimmt die Führer der Welt so, wie sie eben sind. Sie akzeptiert die Verhältnisse. Etwa auf dem G7-Gipfel 2017 auf Sizilien. Merkel reiste ab und wusste trotz stundenlanger Diskussion mit Trump immer noch nicht, ob er aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen würde. Nach der Landung in Berlin war klar, dass Trump ernst gemacht hatte. Ihre Reaktion war typisch. „Dann machen wir einfach ohne ihn weiter“, sagte sie.

Merkel dürstet nicht nach Grandezza

Merkel dürstet in dieser Runde nicht nach Grandezza. Dafür waren immer andere zuständig. Sei es der operettenhafte Silvio Berlusconi, der nervöse Nicolas Sarkozy oder der Brite Boris Johnson, der wirklich viele skurrile Auftritte hinlegte. Das System Merkel ist dagegen stabil. Als einzige Frau in der Runde betreibt sie Weltpolitik, so wie man einen Pfarrerhaushalt in Templin führen könnte.

Die Beratergruppe wirkt so verschworen wie ein Kirchengemeinderat. Da gibt es den außenpolitischen Berater Jan Hecker, den Chefökonomen Lars-Hendrik Röller, Regierungssprecher Steffen Seibert, ihre Büroleiterin Beate Baumann und ihre Medienberaterin Eva Christiansen. Die wichtigen außenpolitischen Zirkel G7, G20 und Europäischer Rat werden aus dem Kanzleramt gesteuert. So kann man auch erfolgreich Weltpolitik machen.

Mehr: Vor dem G7-Gipfel - Erstmals seit seinem Einzug ins Weiße Haus ist US-Präsident Joe Biden im Ausland.

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