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Angebot aus China Bundesregierung greift bei Kuka-Übernahme ein

Chinesen wollen den Augsburger Roboter-Spezialisten Kuka übernehmen. Die Regierung würde lieber einen europäischen Investor sehen. Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Und was will eigentlich das Unternehmen?
01.06.2016 - 06:00 Uhr Kommentieren
Midea will den Augsburger Konzern übernehmen – zum Missfallen der deutschen Regierung. Quelle: dpa
Kuka-Roboter

Midea will den Augsburger Konzern übernehmen – zum Missfallen der deutschen Regierung.

(Foto: dpa)

Berlin, Düsseldorf Bei der Mittelstandskonferenz im Bundeswirtschaftsministerium sollte es am Dienstag um die Ausbildung von Fachkräften und um die Integration von Flüchtlingen gehen. Doch als Journalisten Gelegenheit hatten, Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zu befragen, kamen sie auf ein ganz anderes Thema zu sprechen: Sollen Chinesen beim Augsburger Roboter-Spezialisten Kuka das Sagen haben? „Natürlich fände ich es angemessen, wenn es aus Deutschland oder Europa mindestens ein alternatives Angebot gäbe“, antwortete Gabriel. Am Ende liege die Entscheidung allerdings nicht bei der Politik. Das Bundeskabinett habe sich noch nicht mit dem Fall befasst, ergänzte der Minister.

Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Bundesregierung hat das Thema sehr wohl auf dem Radar. Nach Informationen des Handelsblatts aus Regierungskreisen ziehen Kanzleramt, Auswärtiges Amt und Wirtschaftsministerium im Fall Kuka an einem Strang. Sie wollen Zeit gewinnen, um einen strategischen Investor zu finden. Deshalb wurde auch EU-Kommissar Günther Oettinger vom Kanzleramt vorgeschickt, um den Einstieg der Chinesen zu bremsen. Oettinger hatte Montag erklärt, man müsse prüfen, ob für Kuka ein europäischer Ansatz nicht die bessere Lösung sei.

Der chinesische Hausgeräte-Hersteller Midea hatte kürzlich angekündigt, er wolle seinen Anteil an Kuka von derzeit 13,5 Prozent auf mindestens 30 Prozent aufstocken. Dazu legten die Chinesen ein entsprechendes Angebot vor, das von Analysten als finanziell attraktiv bewertet wird.

Allerdings ist mehr als fraglich, ob der Einsatz der Politik dem Unternehmen nutzt. Kuka-Vorstandschef Till Reuter bewertet die Offerte aus China positiv. Einen „Ausverkauf der deutschen Wirtschaft“ könne er darin nicht erkennen, hatte Reuter kürzlich gesagt. Sollte der Deal nun zum Spielball politischer Interessen werden, könnten Kuka und der deutschen Wirtschaft insgesamt Schaden nehmen, heißt es in Wirtschaftskreisen. Außerdem gilt die Suche nach einem Investor als äußerst schwierig. Ein Grund dafür ist, dass die Chinesen einen hohen Preis zahlen wollen. Ein Mitbieter müsste mindestens gleichziehen.

Optionen für einen strategischen Partner sieht man in Regierungskreisen bei Konzernen wie ABB oder Siemens. Bei ABB hieß es dazu am Dienstag allerdings nur, man wolle sich zu Spekulationen nicht äußern. Siemens interessiert sich zwar für das Feld Robotik und hatte eine Übernahme von Kuka auch immer wieder einmal durchgespielt. Nach Einschätzung im Umfeld des Konzerns gibt es derzeit aber kein heißes Interesse an Kuka – dafür sei der Preis nach dem Angebot der Chinesen auch zu hoch.

Aus Sicht der Bundesregierung könnte auch ein Autohersteller, der sich mit einem Investitionsfonds eines arabischen Staates verbünden könnte, eine Option darstellen. Bei den arabischen Staaten gilt es als sicher, dass kein Know-how-Abfluss droht. Anders also in China sei dort das Interesse gering, weil keine Autos produziert würden.

Das Thema stürzt die Bundesregierung in ein Dilemma. Einerseits profitiert die deutsche Wirtschaft wie keine zweite von offenen Märkten. Deutsche Unternehmer sind ganz besonders in China engagiert. Allein 8200 Unternehmen aus Deutschland haben in China investiert. Es fällt daher schwer, chinesischen Investoren die Tür vor der Nase zuzuschlagen, zumal die bisherigen Erfahrungen mit chinesischen Investoren in Deutschland überwiegend positiv sind. 2000 chinesische Unternehmen haben bereits in Deutschland investiert.

Andererseits ist die Sorge groß, dass mit Kuka ein Juwel der deutschen Industrie von ausländischen Unternehmen technologisch ausgeschlachtet werden könnte. Das sehen auch die Kuka-Kunden so. So berichten etwa Autozulieferer, in deren Werkshallen Roboter des Augsburger Unternehmens stehen, sie sorgten sich um sensible Daten. Kuka-Roboter arbeiten in einem vernetzen Umfeld. Kuka wisse über den Datenfluss ganz genau, wann welches Bauteil in einer Produktionsstraße verbaut werde, erklärt ein Unternehmen. Aus den Daten ließen sich wichtige Rückschlüsse über die Produktionsabläufe ziehen. „Wir haben Angst, dass dieses Produktions-Know-how in die falschen Hände gerät“, hieß es bei einem Unternehmen.

Eine gesetzliche Handhabe hat die Regierung nicht. Das Außenwirtschaftsgesetz räumt dem Wirtschaftsministerium zwar eine Vetorecht ein, wenn sich ein nicht-europäisches Unternehmen mit mehr als 25 Prozent an einem deutschen Unternehmen beteiligt. Der Anwendungsbereich ist aber auf Fälle beschränkt, in denen „wesentliche Sicherheitsinteressen“ berührt sind oder ein „Grundinteresse der Gesellschaft“ betroffen ist. Beides wird man im Fall Kuka kaum bejahen können.

In Wirtschaftskreisen heißt es, die Bundesregierung habe zugesichert, wenn ein Bewerber aus Europa bei Kuka einsteigen wolle, ließen sich wettbewerbsrechtliche Bedenken aus dem Weg räumen. In der Bundesregierung gibt es dafür keine Bestätigung.
Die Spitzenverbände der Wirtschaft sehen die Einmischung der Politik skeptisch. „Fusionen und Übernahmen sind Teil der Weltwirtschaft, von der gerade die Exportnation Deutschland stark profitiert“, sagte Friedolin Strack vom BDI.

Die Ängste vor Arbeitsplatz- und Technologieverlusten seien oft unbegründet. Dagegen öffneten sich „für den Vertrieb in China ganz neue Kanäle, wenn ein großer chinesischer Konzern seine deutsche Tochter bei der Vermarktung in China unterstützt“, sagte Strack.

Diese Überlegung spielt auch bei Kuka eine Rolle. Wilfried Eberhardt, Chief Marketing Officer bei Kuka, betonte am Dienstag, wie wichtig China für das Unternehmen sei. So wolle Kuka den Umsatz in China von derzeit 400 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro bis 2020 steigern. „China ist der weltweit wichtigste Robotermarkt. Als deutsches Unternehmen sind wir daran interessiert, diesen Markt auch zu bedienen“, so Eberhardt. Ein Großaktionär aus China kann da sicher nützlich sein.

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