Die Wehrpflicht hat in Deutschland eine rund 200-jährige Geschichte, wenn auch mit Unterbrechungen. Ihr Ursprung liegt in den Freiheitskriegen gegen Napoleon Anfang des 19. Jahrhunderts. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie dem unterlegenen Deutschen Reich im Versailler Vertrag von den Siegermächten verboten. 1935 führten die Nationalsozialisten sie wieder ein. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs dauerte es zwölf Jahre, bis die Bundeswehr zur Wehrpflichtarmee wurde: Im Juli 1956 wurde nach heftiger Debatte das Wehrpflichtgesetz beschlossen, am 1. April 1957 rückten die ersten 10 000 Wehrpflichtigen in die Kasernen ein. Die DDR mit ihrer Nationalen Volksarmee (NVA) zog 1962 nach dem Mauerbau nach. Insgesamt leisteten 8,4 Millionen Männer den Pflichtdienst in der Bundeswehr.
Weil sie sicherheitspolitisch und militärisch nicht mehr begründbar ist. Nach dem Ende des Kalten Krieges verlor sie immer mehr an Legitimation. Im vergangenen Jahr wurden nur noch 17 Prozent der jungen Männer eingezogen. Faktisch musste niemand mehr gegen seinen Willen zur Bundeswehr. Hinzu kam, dass die Dienstzeit so verkürzt wurde, dass eine sinnvolle Ausbildung kaum mehr möglich war. Zuletzt dauerte der Wehrdienst sechs Monate - auf dem Höhepunkt waren es 18 Monate. Der Pflichtdienst belastete so die Bundeswehr mehr, als er ihr nutzte.
Ja. Sie bleibt im Grundgesetz verankert und kann per einfachem Gesetz wieder eingeführt werden, wenn die Sicherheitslage das erfordert. Der Aufwand wäre allerdings immens und politisch wäre ein solcher Schritt nur schwer vermittelbar. Kein Land, das die Wehrpflicht in den vergangenen Jahrzehnten ausgesetzt hat, hat sie wieder eingeführt.
Es gibt einen freiwilligen Wehrdienst, der bis zu 23 Monate dauert und bis zu 15 000 Männern und Frauen offen steht. Nach den Vorstellungen von Verteidigungsminister Thomas de Maizière sollen mindestens 5000 freiwillig Wehrdienstleistende der Bundeswehr angehören. Für dieses Jahr hat er das Ziel bereits erreicht. Während Wehrdienstleistende bisher nur 378 Euro im Monat verdienen, werden es ab 1. Juli 777 bis 1146 Euro sein. Hinzu kommen weitere Leistungen wie Unterkunft, Verpflegung, ärztliche Versorgung oder Sozialversicherungsbeiträge.
Der Zivildienst ist an die Wehrpflicht gekoppelt und fällt damit ebenfalls weg. Die Bundesregierung will die Lücken etwa bei der Pflege alter und kranker Menschen durch einen Bundesfreiwilligendienst schließen. 35 000 Stellen pro Jahr sollen Männern uns Frauen jeden Alters offen stehen. Der Einsatz soll in der Regel zwölf, mindestens aber sechs und höchstens 24 Monate dauern. Das Freiwillige Soziale Jahr und das Freiwillige Ökologische Jahr sollen durch den neuen Dienst ergänzt werden.
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