Arbeitsmarkt Inder haben im Mittel die höchsten Löhne in Deutschland

Inderinnen und Inder arbeiten in Deutschland überdurchschnittlich häufig in akademischen MINT-Berufen.
Berlin Der Mangel an Fachkräften in naturwissenschaftlich-technischen Berufen hat zu einer verstärkten Einwanderung von Indern nach Deutschland geführt. Und dank ihrer Expertise zählen sie auch zu den Top-Verdienern hierzulande. So liegt der mittlere Bruttomonatslohn (Median) von Indern in einem sozialversicherungspflichtigen Vollzeitjob mit 4824 Euro fast 1300 Euro über dem entsprechenden Vergleichswert der Deutschen in Höhe von 3541 Euro.
Dies zeigt ein neuer Kurzbericht des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), das dafür Daten der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) ausgewertet hat. Die hohen Verdienste der Inder sind darauf zurückzuführen, dass sie überdurchschnittlich häufig in den sogenannten MINT-Berufen arbeiten, die einen naturwissenschaftlich-technischen Studienabschluss erfordern.
Angesichts des IT-Fachkräftemangels hatte die Bundesregierung schon im Jahr 2000 eine bis 2004 befristete Green-Card-Regelung für ausländische Computerspezialisten eingeführt. Seit 2012 greift auch hierzulande die sogenannte Blaue Karte EU, die Hochqualifizierten aus Drittstaaten die Erwerbsmigration in die Europäische Union ermöglicht.
Seither haben Zuwanderer aus Drittstaaten stark zur Fachkräftesicherung gerade im naturwissenschaftlich-technischen Bereich beigetragen. Arbeiteten Ende 2012 rund 30.300 Menschen von außerhalb der EU in einem akademischen MINT-Beruf, so waren es nach der IW-Studie im März dieses Jahres gut 89.700 – eine Steigerung um 196 Prozent.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Inder in den entsprechenden Berufen hat sich im gleichen Zeitraum von 3750 auf rund 18.600 fast verfünffacht, zeigt IW-Forscher Axel Plünnecke. Von den vollzeitbeschäftigten Indern im Alter zwischen 25 und 44 Jahren arbeitet gut jeder Dritte (36,2 Prozent) in einem akademischen MINT-Beruf.
Hohe Einkommenshürden für die Blaue Karte
Bei den Chinesen der gleichen Altersgruppe liegt der Anteil mit 25,7 Prozent deutlich niedriger, bei den Brasilianern sind es 23,3 Prozent. Unter den 25- bis 44-jährigen EU-Bürgern ist der Beschäftigtenanteil in akademischen MINT-Berufen vor allem unter Spaniern (17,2 Prozent) und Franzosen (16,9 Prozent) hoch.
Die hohe MINT-Quote bei den Indern ist ein Grund dafür, dass sie unter den sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigten am besten verdienen. Ihr mittlerer Lohn von 4824 Euro ist fast doppelt so hoch wie bei den Ausländern insgesamt (2638 Euro) und deutlich höher als beispielsweise bei US-Amerikanern (4468 Euro) oder Brasilianern (4094 Euro).
Allerdings dürfen nach der Blauen Karte EU Hochqualifizierte aus Drittstaaten nur einreisen, wenn sie in ihrem Job ein Bruttojahresgehalt von mindestens 56.800 Euro haben, bei Mangelberufen liegt die Verdienstschwelle mit 44.304 Euro niedriger. Mit dem im März 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz hat die Bundesregierung die Einwanderung vor allem für beruflich qualifizierte Ausländer und IT-Spezialisten auch ohne formale Qualifikation weiter erleichtert.
In den akademischen MINT-Berufen verdienen 25- bis 44-jährige Inder nach der IW-Studie im Mittel 5276 Euro, das heißt, die eine Hälfte verdient weniger, die andere mehr. Ihr Medianlohn liegt damit knapp über dem der Deutschen (5207 Euro), aber niedriger als beispielsweise bei US-Bürgern (5788 Euro) oder Brasilianern (5485 Euro). Auch Österreicher, Iren oder Franzosen, die europäische Freizügigkeit genießen, liegen mit ihren mittleren Verdiensten in akademischen MINT-Berufen höher als die Inder.
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