Armin Schuster „Die Warninfrastruktur ist nicht unser Problem gewesen“ – Deutschlands oberster Katastrophenschützer verteidigt sich

„Wir brauchen auch eine höhere Sensibilität der Bürger für Selbstschutz. Risikomündige, gut vorbereitete Menschen sind wertvoller als jedes staatliche Vorsorgesystem.“
Berlin Es war eine Panne bei einer Katastrophenwarnung, die Armin Schuster ins Amt brachte. Ein bundesweiter Probealarm funktionierte im September 2020 längst nicht so reibungslos, wie Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sich das erhofft hatte. Christoph Unger, seit der Gründung im Jahr 2004 Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), musste gehen. Und Seehofer berief den versierten Innenpolitiker Schuster als Nachfolger.
Nun steht der 60-Jährige selbst im Zentrum der Aufmerksamkeit. Am Montag reiste Schuster mit Seehofer ins Katastrophengebiet nach Nordrhein-Westfalen – und stellte sich unangenehmen Fragen. Sind bei den Warnungen diesmal wieder Pannen passiert? Es handelte sich diesmal allerdings um den Ernstfall. Hätten Menschen vor den Fluten gerettet werden können, wenn sie besser informiert worden wären?
In Interviews verteidigt sich der Behördenchef gegen Kritik: „Die Warninfrastruktur ist nicht unser Problem gewesen, sondern: Wie sensibel reagieren Behörden und Bevölkerung auf diese Warnungen?“, sagte Schuster im Deutschlandfunk. Zwischen Mittwoch und Samstag vergangener Woche seien 150 Warnmeldungen abgesetzt worden.
Zudem habe das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) bereits vor fünf Jahren einen 320-seitigen Leitfaden für das Verhalten bei Starkregen und Sturzfluten herausgegeben und vor unterschätzten Risiken gewarnt. „Wir brauchen auch eine höhere Sensibilität der Bürger für Selbstschutz. Risikomündige, gut vorbereitete Menschen sind wertvoller als jedes staatliche Vorsorgesystem“, sagte Schuster der Nachrichtenagentur Reuters.
Die Opposition stellt das nicht zufrieden. Die FDP-Fraktion beantragte eine kurzfristige Sondersitzung des Innenausschusses des Bundestags, bei der neben Seehofer auch der BBK-Chef Schuster gehört werden soll.
Schuster kennt den Ausschuss gut, dem er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Bundestag im November 2020 selbst angehörte. Von 2009 an vertrat er im Parlament als direkt gewählter Abgeordneter den Wahlkreis Lörrach-Müllheim. Vor dem Einzug in den Bundestag gehörte Schuster der Bundespolizei an und war deutschlandweit in unterschiedlichen Führungspositionen tätig, zuletzt als Leiter der Bundespolizei-Inspektion Weil am Rhein.
Im Bundestag fiel der CDU-Mann als Innenpolitiker auf, der kein Blatt vor den Mund nahm, der in den Medien sehr präsent war und mit Leidenschaft auch seinen Twitter-Kanal bespielte. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingsmigration zählte er mit zu den CDU-Rebellen, die sich gegen Angela Merkels politischen Kurs auflehnten.
Das soll ein Grund dafür gewesen sein, dass Schuster nicht – wie von Seehofer angedacht – als Nachfolger von Hans-Georg Maaßen an die Spitze des Bundesamtes für Verfassungsschutz rückte.
Dem Bevölkerungsschutz mehr Gewicht verleihen
Einen Namen machte sich Schuster auch in Untersuchungsausschüssen wie denen etwa zur rechten Terrorzelle NSU oder zum islamistischen Terroranschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz. Außerdem war er Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums, das die Arbeit der Geheimdienste überwacht.
Im November 2020 machte der Bundesinnenminister Schuster dann zum obersten Katastrophenschützer in Deutschland. „Es wäre schon möglich gewesen, dass ich auch dieses Mal nicht zum Zug gekommen wäre“, sagte der neue Behördenchef ein paar Wochen später dem „Südkurier“. „Die Bundeskanzlerin war natürlich auch an dieser Entscheidung nicht unbeteiligt.“
Armin Schuster ist nicht uneitel, es wird für ihn schon eine Genugtuung gewesen sein, dass er es dann doch geworden ist. Auch wenn das neue Amt ihn zu politischer Zurückhaltung zwingt und es ihm immer noch schwerfalle, seinen „Twitter- und Facebook-Finger ruhig zu halten“, wie er in dem Interview sagte.
Als BBK-Chef will Schuster dem Bevölkerungsschutz wieder mehr Gewicht verleihen. Noch ist in Erinnerung, wie dem damaligen Bundesinnenminister Thomas de Maizière Panikmache vorgeworfen wurde, als er 2016 ein neues Zivilschutzkonzept vorstellte – kurz nach den Terroranschlägen von Nizza.
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Doch spätestens die Coronakrise und jetzt die schweren Unwetter haben gezeigt, wie sinnvoll es durchaus sein kann, beispielsweise Lebensmittel einzulagern oder ein batteriebetriebenes Radio zu besitzen. Die Bedrohungen sind da, nicht nur durch Klimafolgen, sondern etwa auch durch Cyber-Attacken, die kritische Infrastruktur lahmlegen.
Als ein Ziel nannte Schuster bei Amtsantritt einen verbesserten Datenaustausch der am Katastrophenschutz beteiligten Behörden in einem „Kompetenzzentrum“ – nach dem Vorbild des Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrums.
Jetzt muss Schuster aber zunächst die Lehren aus den Unwettern ziehen. Man habe sich in den vergangenen Jahren vor allem auf den Ausbau digitaler Warnsysteme konzentriert, die aber nicht funktionierten, wenn der Strom und das Mobilfunknetz ausfielen. Deshalb werde derzeit für 90 Millionen Euro ein Sirenen-Kataster aufgebaut, um zu sehen, wo in Deutschland noch Sirenen vorhanden seien.
Die Bewährungsprobe steht dann spätestens im kommenden Jahr an. Dann will das Innenministerium den nächsten „Nationalen Warntag“ abhalten. Bis dahin liegt noch viel Arbeit vor Schuster.
Mehr: Warnung vor der Flut: Kritik an „monumentalem Systemversagen“ wächst
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".-.Die Warninfrastruktur war vorhanden..". Die Pläne.
Kennen wir doch auch von der Viruspandemie vor nur 18 Monaten!
Quelle: Deutscher BundestagDrucksache17/1205117. Wahlperiode03. 01. 2013
https://dserver.bundestag.de/btd/17/120/1712051.pdf
Schmelzhochwasser, Viruspandemie!
"..Fr.r.Merkel nicht unbeteiligt..".
VERANTWORTUNG mit den Konsequenzen ist das UNWORT der Jahre 2005-2021 - oder?
Moralisch besonders eklig - Dissertations-Betrügerin wird in die "Ferien" nach Rom zum Papst als Deutsche Botschafterin geschickt/versorgt. Unter Kumpels---wie der Berliner sagen würde.. Und nach dem Vergessen der Vorgänge, mit Glanz zurückgeholt. Seite an Seite in der Öffentlichkeit. Wähler sind halt blöd.
Was ist das für ein Staat geworden?
Wo sind die ganzen, vielen Steuern geblieben für z.B. Infrastruktur - Brücken der Römer/Mainz krachen zusammen, in Deutschland, nicht Italien - und unsere Renten-Nachkommen??
Die gute Mark (so wie SFR heute +25 MRD Zuflüsse/2021 bisher) verfrühstückt, Euro von 1 Billion auf 5 Billionen verdünnt usw.
Wenn es nicht so bitter real wäre, würde ich sagen (wie Dr.Merkel handelt): Nach mir die Sinflut!
die Warnungen lagen rechtzeitig vor; allerdings wie üblich bei den Behörden unbeachtet gelassen. Die vielen Toten sprechen eine eindeutige Sprache und hätten vermieden werden
können. Keiner fühlt sich zuständig in der Regierung, in den Ländern und in den örtlichen
Kommunen, die sich angeblich um Wichtigeres in Deutschland kümmern muessen. Gendersprache, Rassismus, Flüchtlinge, Klima -kann man 30 Jahre vorhersagen usw.
Der deutsche Bürger ist für diese Regierung unwichtig geworden. Die Regierung Dr. Merkel hinterläßt nur ein Chaos und keiner zieht Frau Dr. Merkel zur Rechenschaft!!!!
Nur noch Ja-sager, keine Zivilcourage, nichts mehr vorhanden