Ausbildung DIHK-Ausbildungsumfrage: Wirtschaft bietet sieben Prozent weniger Lehrstellen

In der Gastronomie beträgt das Minus der Lehrstellen 30 Prozent.
Berlin Die durch die Coronakrise geplagte deutsche Wirtschaft wird in diesem Jahr voraussichtlich sieben Prozent weniger Ausbildungsplätze anbieten als im Vorjahr. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags DIHK unter 15.000 Unternehmen im Juni.
In der Gastronomie beträgt das Minus sogar 30 Prozent. Die Zahl der bereits unterschriebenen neuen Ausbildungsverträge liege insgesamt derzeit 20 Prozent unter dem Vorjahr.
Das sei allerdings „nur eine Momentaufnahme“, sagte DIHK-Vize Achim Dercks bei der Vorstellung der Umfrage, denn in vielen Unternehmen sei dieses Jahr noch nicht klar, ob und wie viele Plätze sie besetzen könnten. So geben 15 Prozent der Betriebe an, sie hätten noch nicht entschieden, ob und in welchem Umfang sie in diesem Herbst neue Lehrlinge einstellen. Der DIHK steht für drei Viertel aller Lehrstellen.
Zuletzt hatten alle Spitzenverbände der Wirtschaft, der Bundeswirtschaftsminister, die Bundesbildungsministerin und sogar der Bundespräsident die Unternehmen dringend gemahnt, auch dieses Jahr bei der Ausbildung nicht nachzulassen.
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„Unser deutsches Modell der dualen Ausbildung ist eine große Stärke“, hatte Frank-Walter Steinmeier gesagt. „Es ist ein großer Schatz. Besinnen wir uns gerade jetzt, in der Krise, auf diesen Schatz.“ Arbeitgeberpräsident Kramer rief die Betriebe auf, an ihre eigene Zukunft zu denken. „Wir sind zwar in einer Situation im Moment, wo die Betriebe mit Auftragsmangel, mit Kurzarbeit, mit Liquiditätsengpässen zu tun haben.“ Sie bräuchten aber auch in Zukunft Fachkräfte.
Sicherheit muss länger anhalten
Insgesamt gibt es nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der Kammern aktuell jedoch 200.000 bis 300.000 unbesetzte Lehrstellen, sagte Dercks. Die Schulabgänger hingegen seien zögerlich – auch weil durch Corona die Berufsorientierung in den Schulen ausgefallen sei. Dercks rief die Jugendlichen auf, sich schnell bei BA und Kammern zu informieren und dann den Betrieben aktiv „auf den Wecker zu gehen“, also anzurufen oder zu mailen.
Der DIHK hofft zugleich, dass auch die vom Bund beschlossene Ausbildungsprämie für die Minderheit der durch die Coronakrise geschädigte Betriebe „noch Bewegung in die Lage am Ausbildungsmarkt bringt“.
Die Prämie allein – die zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht beschlossen war – könne allerdings nur ein Argument unter vielen für den Erhalt oder sogar den Ausbau der Lehrstellen eines Betriebes sein. Entscheidend könne sie jedoch für diejenigen 15 Prozent der Betriebe sein, die in ihren Azubi-Planungen „auf der Kippe stehen“.
Um die Ausbildungsbereitschaft zu steigern, müsse der Bund zudem die Ausfallbürgschaft für die Ausbildungsvergütungen verlängern, forderte Dercks.
Der Bund hatte beschlossen, Betrieben bis zu 250 Mitarbeitern, die in Kurzarbeit gehen, 75 Prozent der Azubi-Löhne zu ersetzen. Das dürfe aber nicht wie geplant Ende 2020 auslaufen, so der DIHK-Vize. Unternehmen bräuchten diese Sicherheit auch für 2021, etwa für eine zweite Coronawelle.
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