Ausnahme-Abgeordneter Wolfgang Schäuble überlegt, noch einmal für den Bundestag zu kandidieren

Der Bundestagspräsident mischt noch immer mit, wenn es um die Parteipolitik geht.
Berlin Wolfgang Schäuble (CDU) hat in seinem Leben viele politische Ämter bekleidet, seine lange Parlamentszugehörigkeit war ihm dabei stets besonders wichtig. „Ich bin Parlamentarier aus Leidenschaft“, sagte er bei seiner Antrittsrede als Bundestagspräsident. „Im Parlament schlägt das Herz der Demokratie.“
Dienstältester Abgeordneter ist Schäuble, der 1972 in den Bundestag kam, schon jetzt. Doch er könnte noch einen ganz besonderen Rekord aufstellen: Wenn Schäuble im kommenden Jahr noch einmal in den Bundestag gewählt wird, dann würde er im Jahr 2022 dem Parlament 50 Jahre angehören. Ein halbes Jahrhundert!
Die Frage ist: Kandidiert Schäuble nochmals? Offiziell will er dazu derzeit nichts sagen. Er werde sich „zur Frage einer Kandidatur 2021 zu gegebener Zeit und nach Abstimmung mit den Parteigremien seines Wahlkreises“ äußern, lässt er mitteilen. Das Nachrichtenportal „The Pioneer“ berichtet indes, der 77-jährige CDU-Politiker werde wieder zur Bundestagswahl antreten. Das habe er gegenüber einigen Parteifreunden erklärt.
In seinem Wahlkreis Offenburg, bei der CDU Ortenau, äußert man sich nicht. Schon vor der letzten Bundestagswahl haben sie hier geduldig gewartet, bis sich Schäuble entschieden hatte anzutreten. In dem Kreisverband sind sie stolz auf den Ausnahmepolitiker in ihren Reihen. Schäuble war Kanzleramtschef, zweimal Bundesinnenminister und zuletzt acht Jahre Finanzminister. Der CDU-Politiker ist der Architekt der deutschen Einheit, Erfinder der schwarzen Null im Bundeshaushalt und Manager der Euro-Krise.
Wer so viel gestaltet hat, muss niemandem mehr etwas beweisen. Er kann aber auch schwer von der Politik lassen. Dass Schäuble wieder kandidieren wird, ist jedenfalls nicht unwahrscheinlich. Der Vater von vier Kindern hat stets betont, er mache Politik, solange es ihm Freude bereite und es die Gesundheit zulasse. Wer ihn in den vergangenen Wochen getroffen hat, bekam durchaus den Eindruck vermittelt, dass beide Bedingungen erfüllt sind.
Schäuble fördert Spahn schon länger
Als Bundestagspräsident hat sich Schäuble immer wieder in die großen gesellschaftlichen Debatten eingemischt mit Reden im Parlament oder Interviews, zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, zum Anschlag von Hanau, zu seinem Herzensthema Europa.
Und wenn es um seine Partei geht, auch dann mischt Schäuble noch mit. Bei der letzten Entscheidung über den Parteivorsitz unterstützte er Friedrich Merz. Dies Mal hält er sich bedeckt. Aufmerksam registriert wurde ein Interview, das er gemeinsam mit Gesundheitsminister Jens Spahn gab. Ihn fördert Schäuble schon länger.
Man darf jedenfalls annehmen, dass Schäuble angesichts der großen Herausforderungen, vor denen das Land, aber auch seine Partei steht, den Willen hat, auch in den kommenden Jahren noch mitzumischen und seine Erfahrung einzubringen. Und die Aussicht auf 50 Jahre Bundestagszugehörigkeit, auch die dürfte ihn reizen.
Mehr: Schäuble für Ausbau der Währungsunion zur Wirtschaftsunion.
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