Gewerkschaften und kommunale Arbeitgeber verhandeln nicht über eine prozentuale Tariferhöhung. Es geht darum, wie die Arbeit von Erzieherinnen und Sozialarbeitern bewertet und bezahlt wird. Die Gewerkschaften wollen durchsetzen, dass die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst mehrere Tarifstufen höher eingruppiert werden. Nach ihren Angaben hätte dies im Durchschnitt eine Gehaltserhöhung um zehn Prozent zur Folge.
Die Verhandlungen laufen nur für die bei den Kommunen beschäftigten Erzieher. Das ist laut Verdi etwa ein Drittel - zwei Drittel arbeiten für freie Träger wie Kirchen oder die Arbeiterwohlfahrt. Bei den freien Trägern orientieren sich die Arbeitgeber der Gewerkschaft zufolge am Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, allerdings häufig mit Eingruppierungen unterhalb des Niveaus bei den Kommunen.
Mit dem Ausbau der frühkindlichen Bildung seien die Anforderungen an die Erzieherinnen stark gestiegen, betont Verdi. Eine entsprechende Bezahlung sei aber ausgeblieben. Auch die Bertelsmann Stiftung streicht die gewachsenen Ansprüche an Erzieherinnen heraus. „Das Anforderungsprofil entspricht dem von Grundschullehrern“, sagt Anette Stein, die bei der Stiftung Direktorin des Programms Bildungsinvestitionen ist. Die Bezahlung bleibe aber „deutlich“ hinter der von Grundschullehrern zurück.
Die Einstufung im Tarifsystem erfolgt nach Tätigkeit und Berufserfahrung. Eine Kinderpflegerin erhält als Anfangsgehalt 2043 Euro brutto im Monat, die Leiterin einer Kita kann, bei besonders großen Einrichtungen, bis zu 4749 Euro im Monat verdienen. Eine Erzieherin mit achtjähriger Tätigkeit bekommt nach Angaben von Verdi derzeit 2946 Euro im Monat, nach den Vorstellungen der Gewerkschaft soll sie künftig 3387 Euro erhalten.
Die meisten Erzieherinnen seien bereits jetzt in die höchste Erfahrungsstufe eingruppiert und hätten damit ein Monatsgehalt von 3289 Euro. Die kommunalen Arbeitgeber vergleichen die Bezahlung der Erzieherinnen mit der von Handwerkern im öffentlichen Dienst oder Brandmeistern bei der Feuerwehr. Das Einkommen des Ausbildungsberufs Erzieherin liege oberhalb dieser Gruppen.
Viele Kita-Beschäftigte haben in einer aktuellen Befragung eine schlechte Bezahlung und fehlende Wertschätzung beklagt. Das Vorurteil „wir spielen, basteln und betreuen die Kinder nur“ sei noch weit verbreitet. In einer beim Kitaleiter-Kongress am Mittwoch in Dortmund vorgestellten repräsentativen Umfrage gaben fast 88 Prozent der Befragten an, ihre Bezahlung entspreche nicht den gestiegenen Anforderungen an ihre Arbeit.
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Sie schreiben, wie viele andere auch, dass Erzieher nach Tätigkeit und Berufserfahrung bezahlt werden. Das stimmt nur, wenn man beim gleichen Arbeitgeber ohne Unterbrechung tätig ist. Berufserfahrung wir nicht angerechnet, wenn man von einem privaten Träger wechselt oder keinen nahtlosen Übergang innerhalb kommunaler Einrichtungen hat. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Ich habe 18 Jahre Berufserfahrung und befinde mich mal wieder in der Lohngruppe S6 Stufe 3. das sind ungefähr 500€ weniger als mir zustehen würden, wenn die Bezahlung wirklich nach Berufsjahren gehen würde. Das geht nicht nur mir so, sondern vielen anderen Erziehern auch. Darüber wird aber nie etwas geschrieben. Das macht mich langsam wütend.
Zunächst: Ich bin nicht betroffen. Aber folgende Aussagen sind ein Hammer:
Zitat: "Uwe Lübking, Beigeordneter des deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) wirbt derweil im Handelsblatt-Gespräch für Verständnis für Kommunen und Städte. „Wir bereichern uns nicht am Kitastreik. Wie sollte das auch gehen – die Gebühr, die die Eltern entrichten, deckt nur 15 Prozent der Gesamtkosten einer Kita.“ "
Herr Lübking nennt hier 15% als Durchschnittswert, lässt aber unter den Tisch fallen, dass die Kitagebühren in den meisten Kommunen einkommensabhängig sind. In meiner Kommune geht das bis auf 600,-EUR pro Monat rauf. Beamte sind mal wieder im Vorteil. Nur ganz wenige Kommunen schlagen auf das Beamtengehalt die Differenz der Sozialversicherungskosten drauf. Für den Einzelnen sind die Kosten also u. U. deutlich höher als die genannten 15%. Ich möchte sogar behaupten, dass einige Eltern mehr bezahlen, als die Stadt für die Betreuung ihres Kindes ausgibt.
Zweitens wäre es seriös, nicht die Kunden zu bestreiken, da diese nicht mit am Verhandlungstisch sitzen. Wäre die Städte anständig, würden sie die Gebühren ausnahmslos zurück erstatten. Beim Bahnstreik bekam man auch sein Ticket erstattet oder konnte umbuchen. Als häufiges Streikopfer der LH gab es immerhin immer Geld zurück oder eine kostenlose Umbuchung. Werden andere Branchen bestreikt, brauche ich die Produkte nicht kaufen oder die Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Also entsteht mir zumindest finanziell kein Schaden. Aber die gierigen Kommunen zocken selbstverständlich die betroffenen Eltern ab und werden wohl alles unternehmen, damit noch möglichst lange gestreikt wird.