Bahnstreik Streik legt Bahn-Verkehr erneut lahm – Epidemiologe warnt vor erhöhtem Infektionsrisiko

Der Epidemiologe empfiehlt Reisenden, wenn möglich vorerst auf Bahnfahrten zu verzichten oder auf weniger frequentierte Zeiten auszuweichen und sich in den Zügen zu verteilen.
Berlin, Bremen Der zweite Streik der Lokführergewerkschaft GDL in diesem Monat wird auch am Dienstag große Teile des Bahnverkehrs lahmlegen. Die Deutsche Bahn meldete am Morgen auf ihrer Internetseite, dass im Fernverkehr jeder dritte Zug fahren solle. Im Regional- und S-Bahnverkehr sollen erneut rund 40 Prozent der Züge verkehren.
Allerdings gebe es große regionale Unterschiede. Während in Streikschwerpunkten wie Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen nur 10 bis 15 Prozent der Züge führen, verkehre bei der S-Bahn München etwa jeder zweite Zug. Auch im Güterverkehr wird weiter gestreikt. Der Arbeitskampf soll am Mittwochmorgen um 02.00 Uhr enden.
Laut dem Bremer Wissenschaftler Hajo Zeeb verstärken das dichte Gedränge in Zügen und an Bahnsteigen infolge der Streiks das Risiko für Corona-Infektionen. Der Streik komme angesichts steigender Infektionszahlen zu keiner guten Zeit, sagte der Epidemiologe vom Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie der Deutschen Presse-Agentur.
Menschen, die trotz der Streiks mit der Bahn reisen müssten, seien nun auf ein geringeres Platzangebot in den Zügen angewiesen. „Das führt zu Kontakterhöhungen und zu ja erhöhten Infektionsrisiken, gerade unter dem Aspekt der Delta-Variante.“ Der Abstand und die Menge der Kontakte seien entscheidende Einflussfaktoren beim Risiko für Ansteckungen.
Zuvor hatte bereits SPD-Politiker Karl Lauterbach davor gewarnt, dass die Streiks bei der Bahn zu mehr Infektionen führten. Auch der Fahrgastverband Pro Bahn äußerte Sorgen wegen möglicher Infektionsrisiken. Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hatte Lauterbachs Kritik dagegen zurückgewiesen. Er sprach von Schmutzkampagnen gegen die Gewerkschaft.
Bemüht das Infektionsrisiko zu senken
Zeeb betonte, Bahnreisen seien insgesamt „relativ sicher“. Die Bahn und andere Anbieter hätten sich zuletzt bemüht, das Infektionsrisiko zu senken. „Jetzt haben wir aber eben Delta, und wir haben eine Streiksituation, die eben einige Schutzmaßnahmen quasi außer Kraft setzt. Also insofern ist das schon eine etwas andere Situation (...).“
Nun müsse man darauf achten, dass die Lage möglichst so bleibe wie bisher. Der Epidemiologe empfiehlt Reisenden, wenn möglich vorerst auf Bahnfahrten zu verzichten oder auf weniger frequentierte Zeiten auszuweichen und sich in den Zügen zu verteilen.
Die Bahn teilte auf Anfrage mit, viele Reisende hätten die Kulanzregeln in Anspruch genommen und ihre Fahrten bereits auf das Wochenende vorgezogen. Der Konzern bat dennoch erneut alle Fahrgäste um größtmögliche Rücksicht.
Das Bordpersonal unterstütze die Reisenden, sich in den Zügen zu verteilen, teilte ein Bahnsprecher mit. Darüber hinaus würden die Fernverkehrszüge während der Fahrt weiterhin doppelt so häufig gereinigt wie vor der Pandemie.
Die Bahn hatte am Wochenende Verhandlungen über eine Corona-Prämie in Aussicht gestellt und zugleich ein Aussetzen des Streiks verlangt. Die GDL besteht allerdings auf einem konkreten, bezifferten neuen Angebot der Bahn. „Wenn sie nichts tut, werden wir die nächste Arbeitskampfmaßnahme ansagen, und die wird, denke ich, länger sein“, hatte GDL-Chef Claus Weselsky zu Reuters TV gesagt.
Lokführergewerkschaft verschärft Kritik an der Deutschen Bahn
Die GDL verlangt eine Corona-Prämie von 600 Euro. Die von der Gewerkschaft geforderten 3,2 Prozent Lohnerhöhung will die Bahn nicht sofort, sondern in zwei Schritten zahlen: 1,5 Prozent zum 1. Januar 2022 und 1,7 Prozent zum 1. März 2023, bei einer Laufzeit bis Ende Juni 2024. Es ist ihr zweiter Streik in dieser Tarifrunde. Anders als beim ersten Ausstand in der vorletzten Woche hatten Fahrgäste dieses mal mehr Zeit, sich vorzubereiten.
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Die GDL-Narzissten können mal einen Ausflug in eine der weltweit mehr als 50 Städte mit vollautomatischen Bahnen machen.
Auch Nürnberg gehört dazu - es rollen auf zwei Linien Züge ohne Fahrer. (Artikel Nürnberger Zeitung: "Und das, betonen die Verantwortlichen, in hohem Maße pünktlich, flexibel und schnell – einen 100-Sekunden-Takt zu fahren, wäre mit der konventionellen Methode nicht möglich.")
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