BDI-Umfrage Viele Mittelständler erwarten zehn Prozent Jobabbau bis Ende des Jahres

Die Verlängerung des Kurzarbeitergeldes sehen viele Unternehmen als hilfreich an, rechnen aber mit verschärftem Jobbabau.
Berlin Die Coronakrise dürfte sich noch verschärfend auf die Beschäftigung im Mittelstand auswirken. In einer Umfrage des Bundesverbands der Deutschen Industrie unter Firmen unterschiedlicher Branchen gaben 40 Prozent an, dass sie bis Jahresende einen Rückgang der Mitarbeiterzahl um bis zu zehn Prozent im Vergleich zu Ende 2019 erwarten.
Jeder Fünfte vermutet sogar einen noch weiter gehenden Arbeitsplatzabbau im eigenen Unternehmen. Die Unternehmen versuchen damit, die teils drastischen Umsatzeinbrüche infolge der Pandemie abzufedern. Fast die Hälfte der befragten 92 Firmen erwartet Rückgänge von bis zu 25 Prozent.
27 Prozent stellen sich sogar auf noch größere Einbußen auf der Einnahmenseite ein. Die Umfrageergebnisse lagen dem Handelsblatt vorab vor.
Viele der Unternehmen sparen nicht nur bei den Personalkosten, sondern kürzen auch die Investitionen: Gut 40 Prozent der Befragten gaben an, ihre entsprechenden Ausgaben in Deutschland drosseln zu wollen. Im Ausland fällt der Rückgang deutlich milder aus.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
In der Folge, warnt der Vorsitzende des BDI-Mittelstandsausschusses, Hans-Toni Junius, drohe das unternehmerische Grundgerüst der Wirtschaft weiter zu erodieren. „Die Politik muss alle Stellschrauben nutzen, um diesen unheilvollen Trend zu drehen“, forderte er.
Minus sechs Prozent Wachstum erwartet
Die Investitionsschwäche bremst auch die jüngste wirtschaftliche Erholung. Laut der kürzlich vorgestellten Konjunkturprognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) brechen die Investitionen in 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent ein – so stark wie nie zuvor.
Die Forscher rechnen nun mit einem Minus von sechs Prozent beim Wirtschaftswachstum. Auch die Bundesregierung hatte ihre Prognose zuletzt angehoben: Sie erwartet für das Gesamtjahr 2020 ein Minus von 5,8 Prozent statt wie zuvor veröffentlicht von 6,3 Prozent. In den folgenden Wochen werden zudem mehrere Forschungsinstitute ihre Herbst-Prognosen veröffentlichen.
Trotz der tiefen Rezession wollen fast zwei Drittel der befragten Unternehmen auf staatliche Finanzhilfen verzichten. Auch in höchster Not setzten die Mittelständler auf unternehmerische Lösungen und eigene Mittel, sagt Junius.
Von den Krisenmaßnahmen der Bundesregierung halten die Unternehmen vor allem die verlängerte Auszahlung des Kurzarbeitergeldes für hilfreich. 70 Prozent der Befragten lehnen hingegen eine längere Aussetzung der Insolvenzantragspflicht ab.
Die Große Koalition hatte zuletzt beschlossen, die Verpflichtung für hochverschuldete Unternehmen bis zum Jahresende auszusetzen, wenn diese nicht zahlungsunfähig sind
Mehr: Wirtschaftsministerkonferenz: „Nicht jedes Unternehmen wird es schaffen“
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.