Fragt man eine Frau: Was ist Ihnen an ihrem Job wichtig? Lautet die Antwort nicht, mein Firmenwagen, das üppige Gehalt oder der leistungsabhängige Bonus. Nein! Frauen wollen hauptsächlich Spaß an der Arbeit. Während 49 Prozent der Frauen sich ein freundliches Arbeitsumfeld wünschen und 44 Prozent Wert auf vielfältige Arbeitsaufgaben legen, sind nur 16 Prozent auf Prestige und 9 Prozent auf eine rasche Beförderung aus.
Gerade in größeren Abteilungen müssen sich Mitarbeiter häufig gegen ihre Kollegen durchsetzen, um sich Gehör und Respekt beim Chef zu verschaffen. Doch gerade dieser interne Konkurrenzkampf gefällt vor allem Frauen nicht. Eine Umfrage von TNS Emnid und der Axa-Versicherung zeigt, dass über ein Drittel aller Frauen Angst vor dem Konkurrenzkampf mit Kollegen haben. Nur 15 Prozent ihrer männlichen Mitstreiter sorgen sich darum.
Teamfähigkeit gilt als einer der wichtigsten Soft-Skills und gerade Frauen bevorzugen diese Form des Arbeitens. Ein Experiment an der Universität Lyon hat gezeigt, dass Männer vor allem dann Teamarbeit nutzen, wenn sie in dem geprüften Bereich nicht so leistungsfähig sind. Frauen arbeiten generell lieber im Team, unabhängig davon wie stark sie selbst auf dem jeweiligen Gebiet sind. Eine durchaus positive Fähigkeit, solange die eigene Leistung nicht vom Können des Teams überschattet wird.
Die karriererelevanten Studienfächer sind nach wie vor Wirtschaftswissenschaften, Jura und Ingenieurswissenschaften. Während bei den Wirtschaftswissenschaften im Wintersemester 2010 immerhin 45 Prozent der deutschen Studierenden weiblich waren und bei Jura sogar über die Hälfte, sieht es im Bereich der Ingenieurswissenschaften weiterhin düster aus. Die Maschinenbaustudiengänge verzeichneten gerade einmal einen Frauenanteil von neun Prozent. Bei Elektrotechnik waren es sogar nur sechs Prozent.
Frauen verkaufen sich häufig unter Wert und trauen sich selbst viel zu wenig zu. Eine Studie des Beratungsunternehmens Accenture zeigt, dass Frauen sich selbst beschuldigen, wenn es um die Gründe für ihre schlechten Aufstiegschancen geht. 28 Prozent der befragten Damen sagen, ihnen fehlten die nötigen Fertigkeiten für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter.
Nicht nur Männer wollen keine Frauen als Chef, sogar die weiblichen Arbeitnehmer sind von Frauen in Führungspositionen wenig überzeugt. Nur drei Prozent wollen eine Chefin. Neunmal so viele finden es besser einen Mann als Chef zu haben. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Meinungsforscher von Forsa.
Damit in Zusammenhang könnte das Phänomen der Stutenbissigkeit stehen. Eine Studie der Universität Amsterdam belegt, dass Frauen zwar gut kooperieren können, aber nur so lange sie mit männlichen Kollegen zu tun haben. Sobald sie mit Frauen zusammenarbeiten sollen, ist es um den Teamgeist schlechter bestellt. Ein internationales Forscher Team setzte kürzlich sogar noch einen obendrauf. Sie fanden heraus, dass die Damen besonders schlecht miteinander können, wenn die jeweils andere bei den männlichen Kollegen gut ankommt.
Selbst Frauen in Führungspositionen verdienen immer noch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung unter 12.000 Akademikern zeigt die Unterschiede. Ein männlicher Abteilungsleiter verdient etwa 5000 Euro monatlich, sein weibliches Pendant gerademal 3800 Euro. Das hat unter anderem damit zu tun, dass Frauen bei Gehaltsverhandlungen mit weniger zufrieden sind und andere Faktoren wichtiger finden.
Zugegeben, es ist nicht einfach Familie und Karriere miteinander in Einklang zu bringen. 72 Prozent der Mütter von minderjährigen Kindern halten dieses Unterfangen für schwierig. Und die Mütter sind es letztendlich auch, die in Sachen Karriere den Kürzeren ziehen. Dafür verantwortlich sind die traditionellen Vorstellungen von Familie, die sowohl Männer als auch Frauen immer noch mit sich herumtragen. Während 2010 nur etwa 5 Prozent der Väter mit minderjährigen Kindern in Teilzeit arbeiteten, waren es über 68 Prozent der Mütter.
Zu all diesen Karrierehemmnissen kommt ein zentraler Punkt hinzu. Viele Frauen wollen überhaupt nicht aufsteigen. Das Beratungsunternehmen Accenture fand heraus, dass nur jede fünfte Frau ihre Karriere überhaupt vorantreiben will. Ganze 70 Prozent sind mit ihrer aktuellen Position im Unternehmen zufrieden.
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Ich freue mich für alle, die ihre Kinder gut betreut bei ihrer Familie und Freunden wissen. Jedoch ist es heutzutage nicht mehr so üblich, dass jeder noch bei Mutti in der Nähe wohnt. Die räumliche Flexibiliät, die heutzutage erwartet wird ,um einen guten Job zu bekommen, bei dem man lange Arbeitszeiten hat und in dem auch die Freunde etwas zu kurz kommen , sind doch eher die Regel.
Und zum Thema BOSCH...naja wer als Frau die Info bekommt, dass Führungspositionen bei Bosch doch nur bei einer 100%igen Beschäftigung möglich sind, sieht diese PR-Kampagne doch eher ernüchtert. Einfach lächerlich, das gilt nur für Männer die mal ein bisschen zuhause bleiben und sich dann feiern lassen können. Wer ein längerfristiges Konzept von dieser Firma erwartet wird herb enttäuscht!
Sie schätzen das Wetter als wichtiger ein als die Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Letztere als Softthema zu bezeichnen, zeugt von einer extrem altmodischen Einstellung. Ein Unternehmen, das sich diesem Thema nicht prioritär widmet, hat im Kampf um gute Mitarbeiter keine Chance. Daher ist es lobenswert und völlig logisch, dass sich auch das HB dieser Thematik verstärkt annimmt - denn es betrifft den Großteil aller Arbeitnehmer, und das nicht zu knapp!
@Andre: Verraten Sie mir doch bitte, welche Drogen Sie zu sich nehmen. Die muss ich mir vor der Anfertigung meiner nächsten Steuererklärung unbedingt ebenfalls einführen. Vielen Dank und Grüße eines Familienvaters (dessen Kinder übrigens IHRE Rente zahlen sollen. VERDAMMT!)
meantares
hier stimme ich Ihnen voll und ganz zu
Außerdem gabe es in jeder guten großen Firmen schon vor mehr al 30 Jahren Betreibskindergärten. Das ist doch keine neue Erfindug
Das Problem hängt sehr stark mit unserem aktuellen Leistungsverständnis zusammen. Heutzutage wird schon auf relativ niedriger Ebene erwartet, dass mehr als 8 Stunden gearbeitet wird, eine hohe Verfügbarkeit gewährleistet ist und keine Unterbrechungen oder zusätzlicher Aufwand für Einarbeitung erforderlich ist.
Damit wird der Arbeitsplatz im Grunde genommen entsozialisiert. Ich habe es noch kennengelernt, das ständige Überstunden und Vefügbarkeit ein Beförderungsausschluss statt Beförderungsbeschleuniger war. Eben weil es Ausdruck mangelnder Qualität war, wenn die Arbeit nicht in 8 Stunden geschafft wurde. Hamsterrad ist eben nicht unbedingt gleich Leistung, obwohl das heute fast durchgehend gegenteilig bewertet wird.
So ein Arbeitsklima, das primär auf die öffentliche Wahrnehmung setzt erzeugt einen ungesunden Konkurrenzdruck mit weniger qualifizierten Mitbewerbern, weil sie Qualifikation nur nach äußerlichen Kriterien bewertet, wie Zeugnisse, Einschleimerei, bürokratisch Zählbares, reine Mengenbetrachtungen.
Das alles lässt völlig unnötig zu wenig Raum neben der Arbeit, um vor allem Frauen ohne Zusatzaufwand konkurrenzfähig zu machen.
Das irgendwann, diese 8 Stunden nicht mehr genügen wäre unproblematisch, wenn es auf die oberen Führungsetagen beschränkt bliebe, die allein dafür angemessen vergütet werden. Denn damit käme Frau im Vorfeld schon mal ebenso weit wie die Männer um sich überhaupt für Spitzenpostionen in großer Zahl anbieten zu können.
Denn letztlich kann eine Gesellschaft nicht existieren, wenn sie alles der Arbeitswelt unterwirft, schon gar nicht, wenn dies nicht durch Rollenteilung kompensiert werden soll (Ernährer, Hausfrau).
Deshalb ist die Frage der Karriere eine Frage des Grades der Ausbeutung und Selbstausbeutung im Berufsleben.
H.
Wenn Bosch die Möglichkeiten bietet, kann sich meine Frau dafür nichts kaufen. Als sie nach der Elternzeit ihre Arbeitszeit reduzierte, war das ihr "Todesurteil", ihr Arbeitgeber war in der Folge nicht mehr bereit zu einer - wie auch immer gearteten - Aufstockung.
Im Teilzeit- und Befristungsgesetz fehlt einfach die Vorschrift die Arbeitszeit wieder aufstocken zu können.
Freiwillige Regelungen fände ich auch besser, nur in der Praxis kann man sie nicht einfordern bzw. einklagen.
Ist das HB eigentlich ein Wirtschaftmagazin oder ein Lifestyle-Magazin für die "grüne" Selbstverwirklichung?
Wovon wird gerade abgelenkt, daß solche Softthemen überwiegen, anstatt harter Wirtschaftsartikel?
Wenn schon ablenken, warum reden wir nicht übers Klima (aka Wetter), mir fehlt die wöchentlich Gehirnwäsche zu diesem Thema. Außerdem kann man darüber immer einen guten Smalltalk machen, insbesondere heute.
Ich wundere mich schon, daß man heute keinen "Piep" darüber von Euch hört. Während es im Dezember große Schlagzeilen machte, daß es "Schnee mitten im Winter" gab, schneit es heute Mitte März in meiner Gegend und er bleibt zentimeterhoch liegen - was es in den 20 Jahren, die ich dort wohne noch nie gab (die Hälfte der Winter blieb gar kein Schnee liegen).
Auch wenn sich der Gute heute mißverstanden fühlt, das waren die Prognosen im Jahr 2000:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/winter-ade-nie-wieder-schnee-a-71456.html
Kinder und Familie gehts doch! Weiß ich, weil meine Eltern uach uns Kinder hatten und auch viele Verwandte und Freunde. Was ist so neu daran? Was ist so schwierig daran? Aber wenn man für alles mit Gesetzen regeln will bzw. muß, dann ist hierzulande ernsthaft etwas nicht in Ordnung!