BER-Finanzlage Mit diesen Maßnahmen stemmt sich der Hauptstadtflughafen gegen die Coronakrise

Ende Oktober 2020 ist der neue Hauptstadtflughafen BER an den Start gegangen.
Die Corona-Pandemie hat zur schwersten Krise des Luftverkehrs seit dem Ende des zweiten Weltkriegs geführt. Wegen Corona ist die Zahl der Flugpassagiere in Deutschland drastisch eingebrochen. Das Statistische Bundesamt zählte 2020 an den 24 größten Verkehrsflughäfen zusammen noch 57,8 Millionen Passagiere. Das war ein gutes Viertel (25,5 Prozent) des Aufkommens im Jahr zuvor.
Allein an den Berliner Flughäfen wurden im vergangenen Jahr rund neun Millionen Passagiere abgefertigt. Vor der Krise, als noch zwei Flughäfen (Tegel und Schönefeld) betrieben wurden, waren es 35,6 Millionen Passagiere im Jahr. Ende Oktober 2020 ist der neue Hauptstadtflughafen BER an den Start gegangen.
Laut dem Chef der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB), Engelbert Lütke Daldrup, sind am BER im Januar nur 207.000 Passagiere abgefertigt worden, im Februar sind es nach einer aktuellen Auswertung der FBB 146.945 gewesen. Zum Vergleich: Früher waren es in einem Monat allein am alten Flughafen Schönefeld rund 800.000 Fluggäste.
„Der massive Rückgang der Passagierzahlen hat an allen deutschen Flughäfen einen neuen Tiefpunkt erreicht“, sagte Lütke Daldrup. „Die umfassenden Quarantänebestimmungen wegen der Covid-19-Pandemie führten dazu, dass der Flugbetrieb fast vollständig zum Erliegen kam.“ Die Entwicklung verschärft die Finanzlage des BER erheblich. Die Flughafengesellschaft rechnet bis 2025 mit Einnahmeausfällen von 1,6 Milliarden Euro.
Um die Corona-bedingten Belastungen abzufedern hat die BER-Geschäftsführung etliche Einsparmaßnahmen beschlossen und teilweise schon umgesetzt, wie aus einem Lagebericht des CSU-geführten Bundesverkehrsministeriums zur finanziellen Situation der Flughafengesellschaft FBB hervorgeht, der dem Handelsblatt vorliegt:
- Die südliche Start- und Landebahn des BER wird seit Anfang Dezember nicht mehr genutzt. Dies spart vor allem Aufwendungen für die Feuerwehr.
- Insgesamt hat der neue Flughafen Willy Brandt drei Terminals, neben dem Ende Oktober eröffneten Hauptterminal 1 noch das neu errichtete Terminal 2 und Terminal 5 (bislang: Flughafen Schönefeld) im nördlichen Teil des Flughafens. Aufgrund der Sparmaßnahmen und der geringen Zahl an Fluggästen wird das Terminal 2 zunächst nicht in Betrieb genommen.
- Das Terminal 5 ist seit dem 23. Februar 2021 geschlossen – zunächst für ein Jahr, wie die Flughafengesellschaft mitteilte. Dadurch sollen im laufenden Jahr 25 Millionen Euro eingespart werden.
- Außerdem sollen Personal abgebaut und die Gehälter eingefroren werden. Konkret strebt die Flughafengesellschaft in den kommenden Jahren an, rund 400 von insgesamt 2.150 Stellen zu streichen. Auf betriebsbedingte Kündigungen soll dabei verzichtet werden. Der Abbau soll demnach über auslaufende Zeitverträge, altersbedingtes Ausscheiden und Fluktuation erfolgen.
- Im vergangenen Jahr hat die FBB bereits 80 Millionen Euro Betriebsaufwand eingespart. Das sind mehr als 20 Prozent des Gesamtaufwands. Und entspricht der Quote, die auch in Zukunft an Einsparungen erreicht werden soll.
- Laut BER-Chef Lütke Daldrup sollen in den nächsten Jahren zudem nicht, wie ursprünglich geplant, 500 Millionen Euro investiert werden. Die Investitionen sollen auf etwa 100 Millionen Euro bis 2025 begrenzt werden. „Erst wenn wir das Vorkrisenniveau wieder erreicht haben, haben wir eine Basis, um Investitionen über das allernotwendigste Maß hinaus durchzuführen“, sagte er.
Geplant ist überdies eine Teilentschuldung, also eine Kostenreduzierung zulasten der BER-Eigentümer. Das ist der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg. Der Hauptstadtflughafen kann sonst das Ziel schwarzer Zahlen Mitte der 20er Jahre nicht erreichen.
Derzeit habe die Flughafengesellschaft FBB mehr als 4,5 Milliarden Euro Schulden, sagte die FBB-Finanzchefin Aletta von Massenbach kürzlich der „Berliner Morgenpost“. Eine Teilentschuldung „würde uns über die Jahre deutliche Zins- und Tilgungslasten ersparen“.
Mit der Aussicht auf deutlich weniger Passagiere als erwartet sei klar, dass die Schulden das Unternehmen überfordern. Nach von Massenbachs Angaben muss die FBB jährlich etwa 180 Millionen Euro für Zins und Tilgung ausgeben. Das entspreche in etwa dem Umsatz des Jahres 2020.
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