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BIP-Vergleich Deutschlands digitale Wertschöpfung laut IW-Studie „verbesserungswürdig“

Das Institut der Deutschen Wirtschaft kleidet den Zustand der Digitalisierung in Zahlen. Der Vergleich mit dem Ausland ist demnach ernüchternd.
14.03.2021 - 16:00 Uhr Kommentieren
Beim schnellen Internet hinkt Deutschland hinterher. Noch immer liegen nicht überall Glasfaserkabel. Quelle: imago images/Rupert Oberhäuser
Baustelle Digitalisierung

Beim schnellen Internet hinkt Deutschland hinterher. Noch immer liegen nicht überall Glasfaserkabel.

(Foto: imago images/Rupert Oberhäuser)

Berlin Spätestens die Coronakrise hat gezeigt: Deutschland hat den Anschluss bei der Digitalisierung verpasst. Ob in der Bildungspolitik, bei der digitalen Verwaltung, im Gesundheitswesen und in der Justiz oder auch im Finanzsektor, der Gastronomie oder der Kultur – es fehlt an klaren Strukturen und Innovationen.

Just in diese Zeit fällt nun eine interessante Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums. Sie hat erstmals vermessen, welchen Anteil die digitale Wertschöpfung zum gesamten Bruttoinlandsprodukt (BIP) Deutschlands tatsächlich beiträgt. Und die Zahlen sind auf den ersten Blick nicht gerade ermutigend.

„Der Anteil der digitalen Wertschöpfung ist in Deutschland mit 5,7 Prozent deutlich niedriger als in den USA mit 8,2 Prozent“, heißt es in der Studie, die dem Handelsblatt vorliegt. „Vergleicht man die digitale Wertschöpfung der USA und von Deutschland, fällt das Ergebnis auf den ersten Blick eher mau aus“, sagt Studienautor Manuel Fritsch.

Verwunderlich ist dies nicht. Die USA sind das Land, das die großen Techfirmen der Welt hervorgebracht hat, die Apples, Amazons und Googles. Als deutsches Unternehmen kann da allenfalls noch SAP mithalten. „Grundsätzlich ist das Ergebnis für Deutschland verbesserungswürdig. Die USA sind aber aufgrund des Silicon Valley mit seinen großen Unternehmen wie Google, Apple, Facebook und Microsoft ein schwer zu erreichender Benchmark“, sagt Fritsch.

Und laut dem Ökonomen gibt es trotz des Rückstands zu den USA durchaus Grund zur Zuversicht. Denn dass Deutschland so klar von den USA abgeschlagen ist, liege auch an der Berechnungsmethode. So sei die gängige Definition von digitalen Produkten bei der Messung des Anteils an der digitalen Wertschöpfung am BIP sehr eng gefasst. „Unsere Vorzeigebranchen, wie der Maschinenbau und die Automobilindustrie, werden aufgrund der Produkttypen nicht als digital klassifiziert und fallen so aus der Rechnung“, sagt Fritsch.

Digitalisierungsgrad könnte unterschätzt werden

Gerade in Deutschland mit seinem hohen industriellen Anteil könnte der „Digitalisierungsgrad“ der Wirtschaft daher „unterschätzt werden“, heißt es in der Studie.

Darauf deutet auch eine Umfrage des IW unter Unternehmen aus dem Vorjahr hin. Danach entfallen 22,5 Prozent aller Umsätze auf digitale Produkte.

Dies liegt nicht nur daran, dass in der Umfrage auch Mischprodukte berücksichtigt werden, also Waren, die nur in Teilen digital sind. Auch wenn nur ausschließlich digitale Produkte betrachtet werden, sind die Umsatzanteile mit 12,7 Prozent deutlich höher als bei der reinen Messung zum Anteil am BIP.

Und es gäbe noch „große Chancen“ für die deutsche Wirtschaft, gerade was digitale Dienstleistungen angeht. Zwar dominierten die US-Konzerne den Markt mit den Endverbrauchern.

Aber bei den Dienstleistungen für Unternehmen gebe es für deutsche Firmen noch viel Potenzial. „Gerade da die Industrie als Zielgruppe direkt vor der Haustür angesiedelt ist“, so Fritsch.

Die EU steckt sich hohe Ziele

Die IW-Studie reiht sich ein in eine Vielzahl neuer Bemühungen, die Bedeutung und den Stand der Digitalisierung besser zu erfassen und zu messen. So stellte die EU-Kommission diese Woche ihren „Digital Compass“ vor, durch den die Gemeinschaft unabhängiger von Technologielieferanten aus Asien und den USA werden will.

Im Rahmen dieses Kompasses hat die EU klare Ziele definiert. So sollen schon bald 75 Prozent der Unternehmen Big Data und KI, also Künstliche Intelligenz, nutzen. Außerdem sollen die EU-Staaten bis 2030 weltweit 20 Prozent der modernsten Halbleiter produzieren. Derzeit liegt der Anteil nur bei zehn Prozent.

Die Kommission formuliert aber nicht nur hehre Ziele, sie erzeugt auch eine Menge Druck: Ein Ampelsystem soll zeigen, wie gut die Mitgliedstaaten jeweils vorankommen. Und in Deutschland wird auf manchen Feldern die Ampel zunächst auf Rot stehen.

So gibt die Kommission als Ziel aus, bis 2030 insgesamt 20 Millionen IT-Spezialisten in Europa zu beschäftigen. Fehlender IT-Nachwuchs ist aber gerade in Deutschland schon länger ein Problem.

Viele IT-Stellen bleiben unbesetzt, und aufgrund der hohen Abbrecherquote gibt es wenig Studienabsolventen in den Fächern. Zudem versagt Deutschland dabei, mehr Frauen für IT zu begeistern: Mit einem Anteil von 17 Prozent in der IT-Branche liegt Deutschland in Europa auf einem der Schlussplätze.

Mehr: Corona bremst kurzfristig die Digitalisierung der Industrie

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