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BND und Spionage unter Freunden „Für das Abhören fehlt jegliche Rechtfertigung“

3.300 Ziele in EU- und Nato-Staaten hatte der Bundesnachrichtendienst im Visier. Ende 2013 wurde diese Art der Spionage klar verboten. Eine Untersuchung zeigt jetzt: Viele Aktionen waren unverhältnismäßig.
11.07.2016 - 08:50 Uhr 9 Kommentare
Der BND hat mehr überwacht, als er durfte. Quelle: dpa
Überwacht

Der BND hat mehr überwacht, als er durfte.

(Foto: dpa)

Berlin Es ist ein bislang einzigartiger Blick in Details und Hintergründe der Arbeit eines deutschen Geheimdienstes. Auf 22 Seiten haben die Geheimdienst-Kontrolleure des Bundestages ihre Erkenntnisse und Bewertungen über die eigentlich verbotene „Spionage unter Freunden“ des Bundesnachrichtendienstes (BND) zusammengetragen. Doch in den Regeln für die deutschen Auslandsspione gibt es Ausnahmen und Schlupflöcher.

Selbst wenn der Bericht des Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) auf operative Details und das Nennen konkreter Namen von Staats- und Regierungschefs, Ministern oder EU-Institutionen verzichtet: Die aufgelisteten Einzelheiten dürften für jene Staaten in EU und Nato interessant sein, die davon ausgehen können, dass sie jahrelang Ziel deutscher Spionage waren.

Die wesentlichen Erkenntnisse der Task-Force des PKGr zu jeweils anonymisiert dargestellten Einzelfällen:

Ausländische Regierungseinrichtungen

In der Liste von rund 3300 Spionagezielen des BND in EU- oder Nato-Ländern findet sich eine niedrige zweistellige Anzahl von Staats- oder Regierungschefs beziehungsweise Ministern von EU/Nato-Staaten oder aus deren Umfeld. Dabei wurden Amtssitze genauso abgehört wie Stäbe oder Büros. Auch militärische Einrichtungen wurden zum Ziel. Nach dpa-Informationen geht es um mehrere Dutzend Ziele aus dieser Kategorie.

Regierung

Die Kontrolleure beurteilen das Abhören eines nicht näher genannten Staats- und Regierungschefs beziehungsweise dessen enger Mitarbeiter als unverhältnismäßig. Hintergrund für den Beginn der Spionage war demnach ein Entführungsfall. Der BND erwartete sich Informationen zum internationalen Terrorismus. Brauchbare Ergebnisse brachte die Abhöraktion nicht.

Der BND habe in der Begründung für die Aktion Bezüge zu einem seiner Kernthemen hergestellt, schreiben die Ermittler. Sie kritisieren: „Mit einer solchen Argumentation, die zulässt, dass selbst hochsensible politische Ziele aufgeklärt werden können, um auf diesem (Um)Weg Informationen zu relevanten Themen und Ländern zu erhalten, wäre jedoch nahezu eine unbegrenzte Aufklärung potentiell vielversprechender politischer Akteure weltweit möglich.“

Zudem sei „nicht erkennbar, dass eine Abwägung zwischen dem möglichen nachrichtendienstlichen Mehrwert der Informationen und den politischen Risiken stattgefunden hat“.

Ministerium

Hintergrund der begutachteten Aktion dürften demnach Informationen über Waffentransporte gewesen sein, die durch das betreffende Land gingen, sowie die Zusammenarbeit der Polizei mit Krisenstaaten. Ernüchternd liest sich das Fazit: Relevante Ergebnisse aus dem jahrelangen Abhören seien „nur in sehr bescheidendem Umfang und auch nur aus einer E-Mail-Adresse entstanden“.

Die Aktion gegen das Ministerium sei nicht angemessen, zumal das Land auch nicht zu den im Aufgabenprofil der Bundesregierung für den BND aufgeführten wichtigen Zielländern gehöre. Auch sei „nicht erkennbar, dass eine Abwägung zwischen dem möglichen nachrichtendienstlichen Mehrwert (...) und den politischen Risiken“ stattgefunden habe. Der Aufklärungsauftrag des BND „rechtfertigt in dieser Hinsicht keinen derart tiefgreifenden Eingriff gegenüber einem Partner“.

„Deutschen Staatsbürger mit Wissen und Wollen gesteuert“
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9 Kommentare zu "BND und Spionage unter Freunden: „Für das Abhören fehlt jegliche Rechtfertigung“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Die Elite hat Angst vor ihren Untertanen also hören sie die Leute ab, einschließlich
    die Schadenskanzlerin. Der Walter Ulbricht u.s.w. wurde auch abgehört, wie sich die Bilder gleichen. Frau Merkel hat wohl auch schon im Hotel Lux gewohnt.

  • Schande über Merkel!

    Unter Merkel wurden die geheimdienstlichen Methoden der DDR übernommen. Der BND hat nicht nur Institutionen und Firmen bespitzelt, sondern auch ganz normale Bürger. Wer sich kritisch äußerte, geriet ins Visier des BND. Alles unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung. Und natürlich über 2013 hinaus. Merkels Beschwichtigungsversuche sind längst unglaubwürdig. Selbst der gesetzliche Schutz deutscher Staatsbürger wurde missachtet. Ausländer sind in Deutschland ohnehin Freiwild.

    Merkel soll erklären, welcher Sinn darin liegt Bürger über viele Jahre zu bespitzeln. In der DDR diente dies dazu diese ruhig zu stellen - notfalls medikamentös. Frau Merkel, es besteht Erklärungsbedarf! Geben Sie endlich die Akten frei! Das sind Sie den Opfern des BND schuldig.

  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.

  • @ Ralph S. (alias...alias... alias Flash Gordon) 11.07.2016, 10:41 Uhr

    "Solange die Jungs vom BND sich nicht in unserm Schlafzimmer rumtreiben. Oder die SMS-Nachrichten ..."

    Sie müssen davon ausgehen, daß die SMS schon lange überwacht werden, wenn nicht von deutschen Geheimdiensten, dann mit Sicherheit von unseren amerikanischen Freunden (Die Amis interessiert wirklich jede noch so kleine Nachricht).

    Und der Blick in Ihr Schlafzimmer ist - zumindest technisch - schon längst möglich:

    http://www.handelsblatt.com/technik/forschung-innovation/technologie-mit-forscher-blicken-durch-waende/10049558.html

    Und was technisch möglich ist, wird erst heimlich gemacht und irgendwann per Gesetz ausdrücklich erlaubt - denn schließlich muß der Terrorismus bekämpft werden.

  • Ihre Verlobte sitzt aber bereits ziemlich lange in der Uni rum, wahrscheinlich nur bei schlechtem Wetter und wenn es regnet.
    Nach den Abhörprotokollen zu Ihrer Person scheint es besser zu sein wenn Sie nicht alles von Ihrer "Lady" wissen, schonen Sie Ihre Gesundheit!

  • Solange die Jungs vom BND sich nicht in unserm Schlafzimmer rumtreiben. Oder die SMS-Nachrichten zwischen meiner jungen Verlobten und mir während die Lady in der Uni sitzt mitverfolgen, ist mir das wurscht.

  • Außer Kontrolle ... Fortsetzung ...
    Jetzt aber hat die Regierung ein BND-Gesetz ganz im Sinne des o.g. Punktes 2 erlassen! War leider so zu erwarten, obwohl die SPD in der Vorgänger-Regierung noch ganz anders getönt hatte!
    Und schon ist Punkt 5 aufgerufen!
    Was ich nicht sehe:
    Ein Konzept, ja noch nicht einmal eine öffentliche Diskussion, wie verbindliche Regelungen mit welchen Zielsetzungen, die den Menschen- und Freiheitsrechten wieder absoluten Vorrang einräumen und den sicherheitsbedingten Maßnahmen enge, richterlich und parlamentarisch überwachte Grenzen setzen, aus deutscher Sicht aussehen sollten?

    Warum sieht unsere Regierung weder Bürgerfreiheit noch Demokratie gefährdet? Warum sieht unsere Regierung - wie auch bei dem TTIP-Abkommen - Demokratie und Rechtsstaat offensichtlich eher als Behinderung für Wirtschaft und Sicherheitsdienste.
    Warum warnt De Maizière vor Übertreibungen und nicht vor Nachlässigkeiten beim Datenschutz? Warum überwindet die Regierung nicht endlich Ihren vorauseilenden Gehorsam und schaltet die immer noch aktiven US-Abhöreinrichtungen in Deutschland ab!
    Interessant ist, dass Industrie, Gewerkschaften, Kirchen und, last but not least, unsere sogenannten Leitmedien dieses Spiel mitspielen.

    In diesem Sinne:
    "Wir werden nicht abgehört. Die NSA achtet Recht und Gesetz."
    http://youtu.be/_a_hz2Uw34Y
    Verkehrte Welt?
    http://youtu.be/QqoSPmtOYc8

  • Außer Kontrolle. Und das wird jetzt auch noch legalisiert! Im was für einem Staat leben wir denn eigentlich?
    Und die von Frau Merkel in der Flüchtlingsdebatte strapazierte Menschenwürde bleibt beim Thema "Abhören" offensichtlich auf der Strecke!
    Ich verfolge jetzt schon seit den Enthüllungen von Snowden vor über 3 Jahren intensiv den NSA-Skandal mit all seinen Verästelungen auch in Richtung BND, Verfassungsschutz, deutsche Regierung etc. Was das Regierungshandeln in diesem Skandal betrifft, sehe ich fünf Handlungsstränge (alles andere ist Augenpulver, Ablenkungsmanöver).
    1. Alles Verheimlichen, Verharmlosen, Abstreiten, Leugnen, was ggf. die "weiße" Weste eines der verantwortlichen Politiker beflecken könnte.
    2. Gesetze, Verordnungen etc so anpassen, dass die aufgedeckten Verstöße künftig durch (grundgesetzkonformes?) Recht und Gesetz gedeckt sind. Diese Praxis wurde bereits in der Vergangenheit zwischen BND und Bundeskanzleramt eingeübt. In diesem Sinne soll jetzt der BND auch an die "kurze Leine" gelegt werden - was auch immer das heißen mag - anstatt das nun auch von Sonderermittler Graulich aufgedeckte gesetzeswidrige Abhören von Firmen, Behörden und Personen durch den BND (u.a. auch im Auftrag der NSA) zu ahnden und künftig zu unterbinden bzw. die Rechte der Bundesdatenschutzbeauftragten beim BND durchzusetzen. Das Austauschen der BND-Leitung war nur Augenpulver und eher ein Bauernopfer.
    3. Zur Terrorbekämpfung wird die Zusammenarbeit der Geheimdienste a la NSA, BND etc als alternativlos (bisher unabhängig von Recht, Gesetz und Menschenwürde) betrachtet.
    4. Eine Beeinträchtigung der transatlantischen Beziehungen wird vasallengleich vermieden.
    5. Den NSA-Untersuchungsausschuß "elegant" trocken legen, in dem die vereinbarte Zusammenarbeit mit den USA von den USA aufgekündigt wird.
    Wenigstens bei Punkt 2 war bisher noch auf das Bundesverfassungsgericht und den europäischen Gerichtshof Verlass! Jetzt aber hat die Regierung ein BND-Gesetz ganz im Sinne des ...

  • Wer hier mehrmals täglich, so wie ich, zu jedem Artikel den man kommentieren kann einen Kommentar schreibt, der hat auch nichts gegen abhören!

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