Bundespräsident: Gauck hält Plädoyer für die Marktwirtschaft
Benachrichtigung aktivierenDürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafftErlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviertWir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Anzeige
BundespräsidentGauck hält Plädoyer für die Marktwirtschaft
Freiheit ist das zentrale Thema von Bundespräsident Joachim Gauck. Möglichst frei sein müsse auch die Wirtschaft, sagt er in Freiburg. Und doch muss die Politik ihr Grenzen setzen, um Gerechtigkeit herzustellen.
Freiburg Bundespräsident Joachim Gauck hat mehr wirtschaftlichen Wettbewerb und Eigeninitiative in Deutschland gefordert, aber auch mehr Chancengleichheit angemahnt. Vorbehalten gegen Marktwirtschaft und Liberalismus müsse entgegengetreten werden, denn freier Markt und freier Wettbewerb seien die Eckpfeiler der Demokratie, sagte Gauck am Donnerstag in Freiburg. „Freiheit in der Gesellschaft und Freiheit in der Wirtschaft gehören zusammen.“
Gauck rief die Deutschen auf, mehr Mut zum Wettbewerb zu haben. „Ungerechtigkeit gedeiht nämlich gerade dort, wo Wettbewerb eingeschränkt wird, durch Protektionismus, Korruption oder staatlich verfügte Rücksichtnahme auf Einzelinteressen“, sagte Gauck zum 60-jährigen Bestehen des Walter-Eucken-Instituts in Freiburg. Walter Eucken (1891-1950) gilt als einer der Väter der Sozialen Marktwirtschaft und Begründer des „Ordoliberalismus“. Das nach ihm benannte Institut wurde 1954 gegründet. Heute wird es geleitet von Lars Feld, einem der „Wirtschaftsweisen“ der Bundesregierung.
Staatsbesuche, offizielle Besuche, Arbeitsbesuche
Nur Treffen von Staatsoberhäuptern werden als Staatsbesuche bezeichnet. Dazu zählen also Besuche des Bundespräsidenten bei gekrönten Häuptern oder republikanischen Staatschefs oder deren Gegenbesuche, nicht aber zum Beispiel die Auslandsreisen der Bundeskanzlerin.
Die Gäste eines Staatsbesuches werden mit den höchsten protokollarischen Ehren empfangen. Staatsbesuche finden auch ohne konkreten Anlass statt und dienen vor allem der Kontaktpflege zwischen den Ländern.
Zu offiziellen Besuchen folgen Regierungschefs oder Minister einer Einladung ihrer ranggleichen Gastgeber. Meist geht es dabei um die Erörterung konkreter politischer Fragen.
Bei Arbeitsbesuchen kommen Regierungschefs oder Staatsoberhäupter - im Fall Deutschlands - auf Einladung der Bundeskanzlerin und nicht des Bundespräsidenten nach Berlin.
„Nicht weniger, wohl aber besser gestalteter Wettbewerb macht unsere Marktwirtschaft gerechter“, meinte Gauck in seiner wirtschaftspolitischen Grundsatzrede. Gelinge dies, aktiviere der Wettbewerb jeden Einzelnen, beziehe ihn ein und lasse ihn teilhaben.
Gauck beklagte, dass der Begriff Neoliberalismus in Deutschland so negativ besetzt sei, obwohl sich dieser doch gegen den „Laissez-faire“-Kapitalismus des 19. Jahrhunderts wende. „Ich wünsche mir mehr intellektuelle Redlichkeit - und auch etwas mehr historisches Bewusstsein und Anerkennung für das breite Spektrum des Liberalismus“. Allerdings gebe es nach wie vor viele Ordnungsaufgaben des Staates, etwa bei der Regulierung von Banken und Finanzmärkten.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und per E-Mail benachrichtigt werden.
11 Kommentare zu "Bundespräsident: Gauck hält Plädoyer für die Marktwirtschaft"
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
GottliebSchwabe
Herr Gauck scheint den Realitätsbezug verloren zu haben. Residierend in einer Villa auf Staatskosten und eine satte Pension samt Chauffeur in Aussicht, fühlt er sich wohl schon in der Nähe früherer Feudalherren. Dass selbst Naturwissenschaftler und Ingenieure heute um ihren Job bangen müssen ist eine Tatsache. Der Grund: Immer mehr gut ausgebildete Arbeitnehmer aus aller Herren Länder überschwemmen den Arbeitsmarkt. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Nur: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, sprich das Gehalt der Arbeitnehmer. Gleichzeitig heult die Arbeitgeberseite Krokodilstränen wegen eines imaginären Fachkräftemangels, welch ein Hohn. Banker und Vorstände bedienen sich hemmungslos selbst, ebenso wie Politiker und die Staatsoberhäupter. Ein habgierige, korrupte Klasse von selbstgefälligen Angebern plündert Staaten und deren Bürger aus und schwingt sich selbst beweihräuchernde Reden, wie z.B. unser Bundespräsident. Dass jemand der sich als Christ präsentiert, wie Herr Gauck, der hemmungslosen Habgier das Wort redet ist schon schockierend.
locked...
Sie sagen es!
kuac
@LiquidBob Wenn das so ist, dann sollten wir doch für einen streng und staatlich regulierten Markt plädieren und nicht für einen freien Markt, wie Gauck es tut.
locked...
mal ne kleine Zwischenthese:
Soziale Marktwirtschaft kann niemals Global funktionieren, solange sie nicht auch Global den selben Regeln unterworfen ist^^
Genauso wie Europa niemals funktionieren wird, solange die Grundregeln (also sozusagen das Grundgesetz) des Zusammenlebens nicht für alle Europäer gleich ist.
Solange man (wie im Finanzbereich ja deutlich sichtbar) in den einzelnen Ländern mit verschiedenen Maßstäben Recht spricht und Gesetze erläßt und es dadurch zu "rechtsfreien" Räumen kommt, kann es kein einheitliches und gemeinsames Europa geben. Luxemburg/Niederlanden sind da Beispiele - sehr niedrige Unternehmenssteuer und auf bestimmte Einnahmen gar keine Steuern...weshalb einige große Konzerne auch ihre Europahauptsitze (Briefkastenfirmen) dort haben, aber im Rest Europa das Geld erwirtschaften ohne Steuern zu zahlen. Und das alles ganz legal ;-) In einem geeinten Europa dürfte es solche Schlupflöcher nicht geben.
locked...
btw. chinesische Arbeitnehmerlöhne haben eine andere Dynamik als unsere, da bleibt einem die Luft weg:
Bevor ich Gauck überhaupt etwas glauben könnte, müsste er dafür sorgen, das Antikorruptionsgesetz der UN endlich in Deutschland umzusetzen. Denn die Nichtumsetzung ermöglicht den deutschen Politikern die Korruption, die Gauck anmahnt. Warum passiert da nicht? Dann könnten endlich korrupte Politiker durch die Staatsanwaltschaft verfolgt werden, die Immunität wäre hinfällig.
kuac
Erst wenn wir chinesische Arbeitnehmerlöhne und amerikanische Managergehälter haben, dann hat der freie Markt sein ziel erreicht. Was will Gauck?
locked...
"Liberalismus bedeudet nur noch Konzentration der Vermögen auf immer wenigere. Mehr nicht."
Sehe ich anders, das Problem ist das nur bestimmte Gruppen "liberal" sein "dürfen", die anderen haben zu spuren. Liberalität ist eine Grundeinstellung gegenüber dem jeweiligen Staat, hat mit Wirtschaftsliberalismus primär herzlich wenig zu tun. Das eine bestimmte Kaste diesen Liberalismus für sich als alleinigen Besitzer beansprucht, ist der Fehler. Geldbesitzer können sich diese Grundeinstellung "leisten", der Bürger wird entmündigt. So ist Liberalismus sicher nicht gemeint. Insofern stimme ich Gauk zu, es sollte tatsächlich wieder sauberer intellektuell argumentiert werden.
locked...
"Vorbehalten gegen Marktwirtschaft und Liberalismus müsse entgegengetreten werden, denn freier Markt und freier Wettbewerb seien die Eckpfeiler der Demokratie," Das dumme Gesappere kommt bei anderen erst mit Ü90!
Nachdem er viele Jahre fröhlich im Osten lebte, sieht er nun in der hemmungslosen Marktwirtschaft das absolute Heil. Beides ist unrichtig. Liberalismus bedeudet nur noch Konzentration der Vermögen auf immer wenigere. Mehr nicht. Diese vermögensschere führt zwangsläufig zur Zerstörung des Systems.
Meerbuscher
Leider hat Herr Gauck damit aber noch mehr zur intellektuellen Verwirrung beigetragen. Jetzt denkt nämlich "Lieschen Müller" am Ende: "Neoliberalismus ... muss toll sein, wenn's der Joachim sagt ... "
Dass aber der Neoliberalismus von heute, der in Richtung der Chicagoer Schule geht, mit dem Ordoliberalismus der Freiburger Schule von gestern ungefähr so viel zu tun hat, wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft mit der Sozialen Marktwirtschaft von Müller-Armack, auf dieses Problem geht Gauck nicht ein.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Herr Gauck scheint den Realitätsbezug verloren zu haben. Residierend in einer Villa auf Staatskosten und eine satte Pension samt Chauffeur in Aussicht, fühlt er sich wohl schon in der Nähe früherer Feudalherren. Dass selbst Naturwissenschaftler und Ingenieure heute um ihren Job bangen müssen ist eine Tatsache. Der Grund: Immer mehr gut ausgebildete Arbeitnehmer aus aller Herren Länder überschwemmen den Arbeitsmarkt. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Nur: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, sprich das Gehalt der Arbeitnehmer. Gleichzeitig heult die Arbeitgeberseite Krokodilstränen wegen eines imaginären Fachkräftemangels, welch ein Hohn. Banker und Vorstände bedienen sich hemmungslos selbst, ebenso wie Politiker und die Staatsoberhäupter. Ein habgierige, korrupte Klasse von selbstgefälligen Angebern plündert Staaten und deren Bürger aus und schwingt sich selbst beweihräuchernde Reden, wie z.B. unser Bundespräsident. Dass jemand der sich als Christ präsentiert, wie Herr Gauck, der hemmungslosen Habgier das Wort redet ist schon schockierend.
Sie sagen es!
@LiquidBob
Wenn das so ist, dann sollten wir doch für einen streng und staatlich regulierten Markt plädieren und nicht für einen freien Markt, wie Gauck es tut.
mal ne kleine Zwischenthese:
Soziale Marktwirtschaft kann niemals Global funktionieren, solange sie nicht auch Global den selben Regeln unterworfen ist^^
Genauso wie Europa niemals funktionieren wird, solange die Grundregeln (also sozusagen das Grundgesetz) des Zusammenlebens nicht für alle Europäer gleich ist.
Solange man (wie im Finanzbereich ja deutlich sichtbar) in den einzelnen Ländern mit verschiedenen Maßstäben Recht spricht und Gesetze erläßt und es dadurch zu "rechtsfreien" Räumen kommt, kann es kein einheitliches und gemeinsames Europa geben. Luxemburg/Niederlanden sind da Beispiele - sehr niedrige Unternehmenssteuer und auf bestimmte Einnahmen gar keine Steuern...weshalb einige große Konzerne auch ihre Europahauptsitze (Briefkastenfirmen) dort haben, aber im Rest Europa das Geld erwirtschaften ohne Steuern zu zahlen. Und das alles ganz legal ;-)
In einem geeinten Europa dürfte es solche Schlupflöcher nicht geben.
btw. chinesische Arbeitnehmerlöhne haben eine andere Dynamik als unsere, da bleibt einem die Luft weg:
http://www.businessinsider.com/what-the-chinese-tech-industry-is-like-2014-1
Bevor ich Gauck überhaupt etwas glauben könnte, müsste er dafür sorgen, das Antikorruptionsgesetz der UN endlich in Deutschland umzusetzen. Denn die Nichtumsetzung ermöglicht den deutschen Politikern die Korruption, die Gauck anmahnt. Warum passiert da nicht? Dann könnten endlich korrupte Politiker durch die Staatsanwaltschaft verfolgt werden, die Immunität wäre hinfällig.
Erst wenn wir chinesische Arbeitnehmerlöhne und amerikanische Managergehälter haben, dann hat der freie Markt sein ziel erreicht. Was will Gauck?
"Liberalismus bedeudet nur noch Konzentration der Vermögen auf immer wenigere. Mehr nicht."
Sehe ich anders, das Problem ist das nur bestimmte Gruppen "liberal" sein "dürfen", die anderen haben zu spuren.
Liberalität ist eine Grundeinstellung gegenüber dem jeweiligen Staat, hat mit Wirtschaftsliberalismus primär herzlich wenig zu tun.
Das eine bestimmte Kaste diesen Liberalismus für sich als alleinigen Besitzer beansprucht, ist der Fehler.
Geldbesitzer können sich diese Grundeinstellung "leisten", der Bürger wird entmündigt. So ist Liberalismus sicher nicht gemeint.
Insofern stimme ich Gauk zu, es sollte tatsächlich wieder sauberer intellektuell argumentiert werden.
"Vorbehalten gegen Marktwirtschaft und Liberalismus müsse entgegengetreten werden, denn freier Markt und freier Wettbewerb seien die Eckpfeiler der Demokratie,"
Das dumme Gesappere kommt bei anderen erst mit Ü90!
Nachdem er viele Jahre fröhlich im Osten lebte, sieht er nun in der hemmungslosen Marktwirtschaft das absolute Heil. Beides ist unrichtig. Liberalismus bedeudet nur noch Konzentration der Vermögen auf immer wenigere. Mehr nicht. Diese vermögensschere führt zwangsläufig zur Zerstörung des Systems.
Leider hat Herr Gauck damit aber noch mehr zur intellektuellen Verwirrung beigetragen. Jetzt denkt nämlich "Lieschen Müller" am Ende: "Neoliberalismus ... muss toll sein, wenn's der Joachim sagt ... "
Dass aber der Neoliberalismus von heute, der in Richtung der Chicagoer Schule geht, mit dem Ordoliberalismus der Freiburger Schule von gestern ungefähr so viel zu tun hat, wie die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft mit der Sozialen Marktwirtschaft von Müller-Armack, auf dieses Problem geht Gauck nicht ein.