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Analyse Laschet gibt sich kämpferisch – Doch der Schlagabtausch beim Kanzler-Triell bleibt freundlich

Der Unions-Kanzlerkandidat punktet gegen Baerbock und Scholz. Die Schwäche des SPD-Kandidaten bleibt eine mögliche Koalition mit der Linkspartei.
29.08.2021 - 23:09 Uhr 4 Kommentare
Die Kanzlerkandidaten stellen sich den Fragen der Journalisten bei RTL. Quelle: dpa
TV-Diskussion der Kanzlerkandidaten

Die Kanzlerkandidaten stellen sich den Fragen der Journalisten bei RTL.

(Foto: dpa)

Berlin Der erste Aufreger des Triells hatte wie so oft in den sozialen Netzwerken nichts mit Inhalten zu tun. Es ging um den Anzug des SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz. Die einen erinnerte er an einen Konfirmationsanzug, den anderen war er zu groß, die dritten fanden die fast schwarze Krawatte unmöglich. Ansonsten zog Olaf Scholz am Sonntagabend wie gewohnt ruhig seine Bahnen und versuchte, Fehler zu vermeiden. 

Überraschend angriffslustig zeigte sich dagegen der Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Auf persönliche Angriffe verzichteten alle drei, auch die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock. Doch Laschet musste angesichts der miesen Umfragewerte für die Union aus der Deckung kommen – und er kam aus der Deckung.

Scholz warf er in der Debatte über Afghanistan und bewaffnete Drohnen Wählertäuschung vor. Mit Baerbock legte er sich bei der Finanzierbarkeit des Klimaschutzes an. Als es um die Steuerpolitik ging, trat er vehement gegen Erhöhungen ein, und am Ende der Sendung setzte er Scholz bei einer möglichen Koalition mit der Linkspartei unter Druck. 

Vor allem die CSU warnt seit Tagen extrem vor einer derzeit rechnerisch möglichen rot-rot-grünen Regierung. Laschet verwandte in Richtung des Vizekanzlers und Bundesfinanzministers nicht das Wort „Erbschleicherei“ wie CSU-Chef Markus Söder. Er verpackte freundlich, aber giftig seine Kritik in die Formulierung, Scholz könne nicht die Kanzlerin Angela Merkel spielen und wie die SPD-Vorsitzende Saskia Esken handeln, die für ein Bündnis mit der Linken eintritt.

Die Spindoktoren um den CDU-Mann hatten sich ein paar Sätze ausgedacht, die den Abend überdauern dürften. Vor allem bei der Frage nach einer Koalition mit der Linkspartei dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis Olaf Scholz einknickt. 

Kein Wort zur Digitalisierung

Zwei wichtige Themen kamen jedoch komplett zu kurz. Es wurde nur am Rande über die Renten diskutiert. Die Digitalisierung kam, wenn überhaupt, nur in einem Nebensatz vor. Die Kandidaten wollten das Thema offenbar nicht setzen. Die größten Unterschiede traten bei der Wirtschafts- und Finanzpolitik auf.

So verlief das erste Kanzlerkandidaten-Triell

Armin Laschet gab den Industriepolitiker, der auf Kosten und Arbeitsplätze achtet. Baerbock und Scholz gingen klar in Richtung Umverteilung. Sie wollen für die Leistungsträger die Steuern erhöhen und auch für die Unternehmen keine spürbaren Entlastungen. Was alle drei Kandidaten einte, war, dass sie Kosten des Klimaschutzes nicht benennen wollten. Sie taten alle so, als würde sich der Klimaschutz selbst finanzieren. 

Unter dem Strich kann man sagen: Der Schlagabtausch hatte gute Momente, wirkte aber freundlich. Doch Laschet kämpft seit Sonntagabend, Scholz versucht seine knappe Führung in den Umfragen zu verwalten, und Annalena Baerbock hat sich nach schwierigen Wochen wieder gefangen. Von Scholz und Laschet ließ sie sich in keinem Moment den Schneid abkaufen, auch wenn insbesondere Laschet sie sehr oft unterbrach. Entschieden ist nach diesem Triell jedoch noch nichts.

Mehr: „Töricht“, „fettes Problem“: Bei der Steuer- und Wirtschaftspolitik zoffen sich die Kanzlerkandidaten

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4 Kommentare zu "Analyse: Laschet gibt sich kämpferisch – Doch der Schlagabtausch beim Kanzler-Triell bleibt freundlich"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Frau Reimann meint, dass der Klimawandel teurer wird als die Kosten des "Aufbruchs". Nun, das stimmt nur, wenn der geträumte Aufbruch auch das Wandeln des Klimas ausbremst. Das ist aber völlig unsicher. Der Einfluss, den Deutschland auf das Klima hat, ist mikroskopisch klein, weshalb gute Politik nicht die Revolution (der Aufbruch gegen "das weiter so") ist, sondern die Prosperität Deutschlands, damit die Welt veranlasst wird, Deutschland nachzuahmen. Ein sozial verbessertes (?) aber verarmtes Deutschland lockt keinen Hund hinter dem Ofen vor.

  • Wir haben nur diese eine Welt!
    Die Kosten für den Umweltschutz um die Klimaziele zu erreichen mögen enorm sein. Die Kosten, die auf uns zukommen, wenn die Klimaziele nicht erreicht werden, dürften um einiges Höher ausfallen. Und sie
    belasten die Zukunft unserer Kinder und Enkel, die dann wahrscheinlich nicht mehr so gut auf diesem Planeten leben können wie wir noch zur Zeit. Und Europa würde von Menschen überrannt werden, die in ihrem Teil der Erde nicht mehr leben könnten, weil entweder zu heiß, kein (Trink-)Wasser oder überschwemmt.

  • Wer an diesem Abend von den Dreien die Nase vorne hat, liegt letztlich in den Augen der Betrachter.
    Interessant war der Abend nicht, vielleicht informativ, wenn man honoriert, dass es hin und wieder gelungen ist, den Befragten eine richtige Antwort abzuringen.
    Die Drei einte der Glaube, eine mögliche klimapolitische Neuausrichtung finanziere sich selber.
    Baerbock ging nach vorne, Laschet war jovial und Scholz machte den Beamten.
    Die Wesenszüge kamen zum Ausdruck.
    Das Problem von Frau Baerbock, keine Regierungserfahrung zu haben hat den Vorteil, dass sie unverbraucht ist.
    Der klüngelnde Laschet kann sicher in Netzwerken zum Ziel kommen und der verwaltende Scholz hat einen langen Atem.
    Insofern waren schon Unterschiede zu erkennen.
    Die Bundestagswahl wird spannend und die Regierungsbildung danach noch mehr.

  • "Die Schwäche des SPD-Kandidaten bleibt eine mögliche Koalition mit der Linkspartei."
    Es ist für mich glasklar: Sollte die SPD vor der CSU/CDU liegen, so wird es eine SPD/Grüne/Linke Koalition geben - mit all den negativen Folgen für die Bürger.
    Das Wachstum wird abgewürgt und Verteilungskämpfe beginnen, während die Wirtschaft und die Vermögenden abwandern.
    Die CO2-Abgabe beschleunigt diese Entwicklung.
    Wer Scholz kennt, weiß ganz genau, das Rot/Rot/Grün sein Ziel ist. Es steht ihm quasi auf der Stirn tätowiert! Komisch, dass dies niemand thematisiert!

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