Bundestagswahl Umfragen sehen SPD weiter in Führung – Union kommt wieder über die 20-Prozent-Marke

Die SPD kommt in aktuellen Umfragen auf mindestens 25 Prozent.
Düsseldorf Weniger als zehn Tage vor der Bundestagswahl festigt sich in den Umfragen das Bild: Mit mindestens 25 Prozent liegt die SPD in den jüngsten Erhebungen deutlich vor der Konkurrenz. Die Union hat sich nach einem Absturz in der vergangenen Woche in den meisten Umfragen mittlerweile wieder gefangen und über der 20-Prozent-Marke stabilisiert.
Die geringsten Hoffnungen aufs Kanzleramt können sich unter den Parteien, die eigene Kandidaten aufgestellt haben, laut den Befragungen die Grünen machen: Bei einem Großteil der Umfragen erhalten sie Zustimmungswerte zwischen 15 und 17 Prozent.
So kommt die Partei von Annalena Baerbock und Robert Habeck im jüngsten ZDF-Politbarometer auf 16 Prozent. Wenn am nächsten Sonntag bereits Wahl wäre, lägen die Sozialdemokraten erneut mit 25 Prozent an der Spitze, die Union käme unverändert auf 22 Prozent. AfD und FDP erhielten nach der an diesem Freitag veröffentlichten Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen wie in der Vorwoche elf Prozent, die Linkspartei sechs Prozent.
Die Ergebnisse decken sich im Wesentlichen mit denen des ARD-Deutschlandtrends von Donnerstagabend: Zwar büßten die Sozialdemokraten in der Umfrage von Infratest dimap einen Punkt ein. Lagen aber mit 26 Prozent Zustimmung noch deutlich vor der Union, die zwei Punkte auf 22 Prozent hinzugewann. Die Grünen fielen um einen Punkt auf 15 Prozent zurück.
Eine große Mehrheit hält den Bundestagswahlkampf der Forschungsgruppe Wahlen zufolge aber noch für nicht entschieden – und zwar 82 Prozent. 2017 sah das Meinungsbild eine Woche vor der Wahl anders aus: Damals meinten nur etwa vier von zehn Befragten, dass das Rennen noch offen sei.
Politbarometer: Nur ein Zweier-Bündnis möglich
Rechnerisch möglich wären der Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen zufolge mehrere Bündnisse. Als einziges Zweier-Bündnis käme eine Große Koalition infrage. Reichen würde es auch für eine Ampelkoalition, eine Deutschlandkoalition und Rot-Rot-Grün.
Die derzeit möglichen Koalitionsmodelle stoßen bei den Wählern laut dem ZDF-Politbarometer vor allem auf eines: auf Ablehnung. Am besten schneidet demnach eine Ampelkoalition ab, die 37 Prozent gut fänden und 39 Prozent schlecht. Eine diesmal von der SPD geführte Große Koalition würden 34 Prozent begrüßen, aber 45 Prozent ablehnen.
Am wenigsten Zustimmung würde ein rot-rot-grünes Bündnis der Umfrage zufolge erhalten: Diese Koalition bewertet mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) negativ und etwas mehr als ein Viertel (27 Prozent) positiv.
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Sowohl SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz als auch die Grünen-Kandidatin Baerbock halten sich bezüglich eines Linksbündnisses bislang jedoch bedeckt. Vertreter der Union warnen derweil eindringlich vor einer Regierungsbeteiligung der Linken.
Nach Ansicht von Kanzlerkandidat Armin Laschet wird sein Kontrahent auf jeden Fall ein Bündnis mit Grünen und Linken eingehen, falls dies rechnerisch nach der Wahl möglich sein sollte. „Ich gehe fest davon aus, selbst wenn Olaf Scholz auf Platz zwei liegen sollte“, sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident am Donnerstag in Stuttgart.
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt wirft dem Vizekanzler sogar vor, eine Linkskoalition gezielt etablieren zu wollen: „Er wirbt jeden Tag dafür, weil er nicht bereit ist, es auszuschließen“, sagte der CSU-Spitzenkandidat am Donnerstag in der „Phoenix“-Sendung „Unter den Linden spezial“.
Scholz liegt auch bei Kanzlerpräferenz vorn
Trotz der verschärften Debatte über das Linksbündnis wollen die Deutschen Scholz mit Abstand am liebsten als Bundeskanzler sehen. Im Politbarometer sprach sich fast die Hälfte (48 Prozent) für den Bundesfinanzminister aus. Armin Laschet wünscht sich demnach nur etwas mehr als jeder Fünfte als Nachfolger von Angela Merkel (22 Prozent), Baerbock kommt lediglich auf 15 Prozent.
Der ARD-Deutschlandtrend zeichnete ein vergleichbares Bild: Bei einer Direktwahl würden mehr als vier von zehn für Scholz stimmen, Laschet käme auf 16 Prozent, die Grünen-Chefin auf zwölf Prozent.
Grundsätzlich spiegeln Wahlumfragen nur das Meinungsbild zum Zeitpunkt der Befragung wider und sind keine Prognosen auf den Wahlausgang. Sie sind außerdem immer mit Unsicherheiten behaftet. Unter anderem erschweren nachlassende Parteibindungen und immer kurzfristigere Wahlentscheidungen den Meinungsforschungsinstituten die Gewichtung der erhobenen Daten.
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