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Kolumne: Mein Wahlsonntag Beim ersten Triell werden Habeck und Söder fehlen

Der CSU-Chef und der Co-Vorsitzende der Grünen haben die innerparteilichen Machtkämpfe verloren. Daher kommt es jetzt zum Schaulaufen der politischen B-Prominenz.
29.08.2021 - 08:45 Uhr Kommentieren
Bei den Wählern sind der Grünen-Co-Chef und der CSU-Vorsitzende laut Umfragen sehr beliebt. Beim Triell werden sie jedoch fehlen. Quelle: dpa (2), Marc-Steffen Unger
Robert Habeck und Markus Söder

Bei den Wählern sind der Grünen-Co-Chef und der CSU-Vorsitzende laut Umfragen sehr beliebt. Beim Triell werden sie jedoch fehlen.

(Foto: dpa (2), Marc-Steffen Unger)

An diesem Sonntagabend findet das erste Kandidaten-Triell zwischen Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) statt. Anders als in den letzten Wahlkämpfen wollten die öffentlich-rechtlichen Sender nicht mit ihrer privaten Konkurrenz zusammen die Interviews mit den Kanzlerkandidaten führen. Offenbar stahlen ihnen Stefan Raab und Claus Strunz bei den letzten TV-Duellen die Show.

Jetzt starten also RTL und N-TV. Im Fernsehen gibt es oft die berühmten weißen Elefanten im Raum: Dabei geht es normalerweise um Themen, die nicht angesprochen werden. Jeder weiß aber, dass sie die Wahl entscheiden könnten.

Der Klassiker ist mit Ronald Reagan aus dem Jahr 1984 verbunden. Die Demokraten versuchten das hohe Alter des späteren US-Präsidenten zu thematisieren. Der Kniff des 73-jährigen Schauspielers bestand darin, die Altersfrage auf die Spitze zu treiben und umzukehren.

In der Debatte mit Walter Mondale betonte er ironisch: „Ich werde Altersfragen in dieser Kampagne nicht thematisieren. Ich werde die Jugend und Unerfahrenheit meines Opponenten nicht politisch ausschlachten.“ Damit führte er den weißen Elefanten aus dem Raum.

An diesem Sonntagabend wird es nicht um Themen gehen, sondern um Personen, die nicht vor der Kamera stehen: Der Co-Vorsitzende der Grünen Robert Habeck und der CSU-Chef Markus Söder fehlen.

Ginge es nach den persönlichen Beliebtheitswerten und den Unterstützern in den jeweils eigenen Reihen, würden sie den Journalisten die Fragen beantworten. Sie haben die innerparteilichen Machtkämpfe aber verloren. Jetzt kommt es zum Schaulaufen der politischen B-Prominenz.

Die Mutter aller TV-Duelle 

Was die Kanzlerkandidatin und die beiden Kandidaten sagen, ist ohnehin nicht so wichtig. Es geht viel um Äußerlichkeiten.

Ein schiefes Lächeln an der falschen Stelle hat schon manchen den Wahlsieg gekostet. Die Mutter aller TV-Duelle fand in den USA zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon statt. Das war 1960. Nixon schwitzte im heißen Scheinwerferlicht. Er wirkte müde, ganz im Gegensatz zu dem dynamisch und gut aussehenden Senator Kennedy. 

Legendär in Deutschland ist der Schlagabtausch zwischen Edmund Stoiber und Gerhard Schröder im Jahr 2002, das bis heute als eine Lehrstunde der Fernsehdemokratie gilt. Der akribische Bayer verwies auf die niedrige Arbeitslosenquote in Freising. Schröder ließ ihn abblitzen, als er meinte, man wolle doch nicht heute über Freising reden. Mit einem Satz düpierte er seinen Herausforderer, stellte ihn als Provinzpolitiker dar und hatte somit die Lacher auf seiner Seite.

Dass Schröder es heute noch kann, hat er erst kürzlich bewiesen. Da echauffierte sich der frühere Kanzler über den Rauswurf der Currywurst aus einer VW-Kantine und bezeichnete sie als „Kraftriegel für Facharbeiter“.

Von SPD-Kanzlerkandidat Scholz ist so ein kreativer Wortwitz nicht zu erwarten. Er sieht den Wahlkampf als Hochleistungssport. Er verzichtet auf Alkohol, rudert oder joggt. Ansonsten schweigt er viel und lässt die anderen die Fehler machen. 

TV-Duell ist ein relativ junges Format

Dass nur noch die Kanzlerkandidaten miteinander im TV diskutieren, ist in Deutschland ein relativ junges Format. Es wurde 2002 aus den USA kopiert. Davor waren immer alle Spitzenkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien in der Runde.

Söder wäre mit Sicherheit dabei gewesen, Habeck wahrscheinlich auch.

Man darf gespannt sein, ob es der FDP mit Christian Lindner eher nutzt oder eher schadet. Seine Partei kommt in den Umfragen immerhin auf 13 Prozent. Der Vorsitzende der Liberalen gilt in fast allen Koalitionsmöglichkeiten als Kanzlermacher. 

Die Argumentation der Wahlstrategen lautet: Die Wahlduelle oder -trielle sorgten immer für Aufmerksamkeit und spielten in diesem Jahr Baerbock,  Laschet und Scholz in die Hände.

Ein Gegenargument gibt es auch: Laschet und Baerbock sind mit ihren Persönlichkeitswerten so tief im Keller, dass das Fehlen von Söder, Habeck und Lindner selbst zum Thema wird. 

Mehr: Kommentar: Laschets Problem ist nicht er selbst – sondern seine Partei.

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