Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Kolumne: Mein Wahlsonntag Olaf Scholz kämpft wie Henry Maske

Beim zweiten Triell muss Armin Laschet endlich Wirkungstreffer landen. Der SPD-Kandidat tänzelt ihn bislang aus. Ein Preisboxer wie Markus Söder würde dagegen selbst einen Baum umhauen.
12.09.2021 Update: 12.09.2021 - 10:03 Uhr Kommentieren
Die Strategien der beiden ähneln sich sehr.
Olaf Scholz und Henry Maske

Die Strategien der beiden ähneln sich sehr.

Wenn beim zweiten Triell am Sonntagabend die Kandidaten wieder in den Wahlkampfring steigen, geht es vor allem um das Duell Olaf Scholz gegen Armin Laschet. Bislang gab der SPD-Kanzlerkandidat den Henry Maske der Politik.

Der frühere Gentleman-Boxer und Weltmeister kämpfte defensiv, strategisch, rational. Das war aber niemals spektakulär. Das Einzige, was die Menschen in der Halle zur Wallung brachte, waren die Klänge von „Conquest of Paradise“, zu denen Maske einmarschierte.

Laschet muss den Rocchigiani geben

Das Paradies, das Olaf Scholz erobern will, steht in der Willy-Brandt-Straße 1 und ist das Kanzleramt. Sein Kontrahent Armin Laschet stimmte sich ganz am Anfang des Wahlkampfs in einer Frankfurter Boxschule auf die Knochentour über die Marktplätze ein. Heute Abend wird er den Graciano Rocchigiani geben müssen. Das Raubein begeisterte die Massen und schlug Maske in einem harten Kampf nieder.

Maske ließ sich, für ihn untypisch, auf einen offenen Schlagabtausch ein. Das muss dem zum Herausforderer geschrumpften CDU-Kanzlerkandidaten auch gelingen. Die Punktrichter sahen am Ende Maske vorn, was sehr umstritten war.

Selbst Kanzlerin Angela Merkel teilte diese Woche im Bundestag ungewohnt heftig aus. Sie warf ihrem Vize Scholz vor, die 50 Millionen Geimpften als Versuchskaninchen zu verunglimpfen. Mit dem Satz „Ich sage nur die Wahrheit“ warnte sie erneut vor einer möglichen rot-rot-grünen Koalition unter einem Kanzler Scholz. Der war ganz Henry Maske und tänzelte das geschickt am Rednerpult im Bundestag aus.

Es wird Zeit für einen Wirkungstreffer des Kanzlerkandidaten der Union. Quelle: dpa
Armin Laschet am Anfang des Wahlkampfs in einer Frankfurter Boxschule

Es wird Zeit für einen Wirkungstreffer des Kanzlerkandidaten der Union.

(Foto: dpa)

Preisboxer Markus Söder 

Einer wird zu Hause vor dem Fernseher sitzen und sich im Schattenboxen üben. CSU-Chef Markus Söder, der öfter mal daherkommt wie ein Preisboxer. Mal umarmt er lieblich Bäume. Er würde sie aber auch brutal umhauen, wenn es ihm nutzt. Im Vorfeld hatte er den Druck auf Laschet schon erhöht. Er sagte, dieses Wochenende wäre die letzte Möglichkeit für ihn, die Trendwende zu schaffen.

Der Vorkampf fand auf dem CSU-Parteitag am Freitag und Samstag  in Nürnberg statt. Laschet gab schon mal ein bisschen den Graciano Rocchigiani, hielt eine leidenschaftliche Rede. Er versuchte immer wieder ein paar Jabs gegen die SPD.

Doch zu einem Infight gegen Olaf Scholz kam es am Samstag nicht. Der ließ  aus der zweiten politischen Reihe ein paar verbale Gegenschläge austeilen. Das war es dann auch. Der Hauptkampf steigt heute Abend bei ARD und ZDF.

Welche Treffer könnte Laschet landen? Im ersten Triell brachte er Scholz vor allem mit dem Hinweis auf ein mögliches Linksbündnis in Bedrängnis. Bis heute hat Scholz ein solches nicht ausgeschlossen. Ansonsten haben Laschets Sekundanten Paul Ziemiak und Friedrich Merz schon alles probiert.

Ziemiak unterstellt Scholz, Europa zu zerstören, da er eine Schulden- und Sozialunion anstrebe. Merz versuchte, das Thema Zuwanderung noch hochzuziehen. Ob Laschet diese Themen transportiert bekommt, der eher für einen ausgleichenden Kurs steht, wird sich erst heute Abend zeigen.

Hoffnung auf den Lucky Punch 

Sollte die Trendwende nicht kommen, dürfte es sehr eng werden für den CDU-Mann. In der Partei gibt es schon hinter vorgehaltener Hand Schuldzuweisungen und Positionskämpfe für den Fall einer Wahlniederlage. Die einen fürchten die Explosion der CDU, wenn die SPD am Ende vor der Union liegt. Die anderen wollen sich als Juniorpartner in einer Regierung retten.  

Im Boxen gibt es den sogenannten Lucky Punch. Wenn also kurz vor dem letzten Gong ein nach Punkten abgeschlagener Kämpfer durch einen Knock-out noch gewinnt. Ob Armin Laschet ein Hufeisen im rechten oder linken Boxhandschuh hat, ist nicht bekannt. Er könnte es aber gut gebrauchen, wenn er zum Rocky Balboa der CDU werden will. Einer, der sich am Ende doch noch ganz oben kämpft. 

Mehr: Kann Olaf Scholz Kanzler? Ein kritisches Porträt über den Kanzlerkandidaten der SPD

Startseite
Mehr zu: Kolumne: Mein Wahlsonntag - Olaf Scholz kämpft wie Henry Maske
0 Kommentare zu "Kolumne: Mein Wahlsonntag : Olaf Scholz kämpft wie Henry Maske"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%