Kommentar Laschets Angriffe treffen den falschen Scholz

Der Kanzlerkandidat der Union mühte sich - konnte aber immerhin die Unionsanhänger hinter sich bringen.
Sowohl für Annalena Baerbock als auch für Armin Laschet und Olaf Scholz war die Diskussionsrunde im TV ein voller Erfolg: Mehr als fünf Millionen Menschen haben sich am Sonntag das „Triell“ angesehen. Sie haben damit ihrem Wunsch Ausdruck verliehen, mehr über die Kandidaten und deren Inhalte zu erfahren. Schließlich wollen sie nach 16 Jahren Angela Merkel in Zukunft das Land führen.
Dabei erlebten die Zuschauer etwas, was vor sechs Wochen nur die weitblickenden Strategen erahnt hatten: Nicht etwa CDU-Chef Laschet – qua Parteimitgliedschaft gefühlter Erbfolger Angela Merkels – gab den erfahrenen Staatsmann gegen die Grüne Baerbock. Es war angesichts des Booms in den Umfrage Scholz. Er wehrte die Angriffe des Herausforderers aus Düsseldorf ab, als seien sie Regentropfen auf einem Friesennerz gewesen.
Der Nerz hielt Scholz trocken, weil Laschet den Vizekanzler und Bundesfinanzminister angriff. Er hätte sich den Sozialdemokraten Scholz vorgenehmen sollen, jenen Kandidaten um den SPD-Vorsitz, der krachend an der Parteilinken scheiterte.
Die Reihen schließen sich hinter Laschet
Der Flügel ist nachtragend und hat nicht vergessen, wofür ihr Kandidat steht: für die Agenda-Politik von Gerhard Schröder, einen harten Kurs in der inneren und äußeren Sicherheit. Scholz spricht für Scholz, nicht für die SPD. Der CDU-Vorsitzende Laschet hätte darauf hinweisen müssen.
So aber entstand zeitweilig das Bild des kläffenden Hundes. Dabei hat Laschet durchaus seine Wählerschaft mit den Kernkompetenzen angesprochen: Wie ein Mantra wiederholte er die Rolle der Wirtschaft für die Menschen und die innere und äußere Sicherheit. Auch weiß er spätestens seit seinem Auftritt endlich die Führungsköpfe der Partei inklusive CSU-Chef Söder hinter sich, die nun offensiv für ihn werben.
Die Reihen schließen sich, verstärkt um Fachpolitiker, die Pläne zu insgesamt fünf Themen vorlegen werden, so wie an diesem Montag die Nachwuchskräfte Thomas Heilmann, Andreas Jung und die erst 25-jährige Wiebke Winter zur Klimapolitik.
Laschet und die Union müssen darauf hoffen, dass ihnen nach dem Sinkflug der letzten Wochen noch jemand zuhört und vor allem erst wenige Menschen per Brief gewählt und damit die Bundestagswahl für sich persönlich für beendet erklärt haben. Der Einschaltquote folgend sind es noch nicht so viele.
Es bleiben 25 spannende Tage – inklusive zweier TV-Sendungen mit den Kandidaten. Bis zum Wahltag wird auch Olaf Scholz erklären müssen, warum er der einzige Kandidat ist, den seine Partei nicht an der Spitze haben will.
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